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Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Carin Gerhardsen
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Boxhalle. Er versetzte sich wieder in seine Perspektive von schräg unten zurück, als er verprügelt und verwirrt auf der Matte lag. Was war danach passiert? Bilder, Geräusche. Der Dämmerzustand verflog, Malmbergs Handy klingelte. Diese Melodie, ja, was hatte er für einen Klingelton? Er hatte es nur kurz klingeln lassen, bevor er das Gespräch annahm. Ein einsames Instrument ... eine Gitarre. Hamad kam die Melodie bekannt vor, es musste ihm jetzt einfallen. Er wusste, dass es wichtig war – warum war es wichtig? Es spielte keine Rolle, na los jetzt, raus damit. Warum erkannte er die Melodie wieder, war es etwas, das er selbst auch mochte? Wahrscheinlich. Gitarre ... könnte es Clapton gewesen sein? Da war es: »Layla« natürlich. Unplugged.
    Und dann hatte er sich gemeldet. Hamad hatte keine Probleme, sich daran zu erinnern, was Malmberg gesagt hatte. »Sprich mit Lu ... oder mit diesem neuen Mädchen. Jenny. Klar. Kein Problem.« War das auch wichtig? Vielleicht. Mit wem hatte er gesprochen? Unmöglich zu sagen. Was wollte er sagen? »Sprich mit Lu ...«? Lundin vermutlich. Lundin und Jenny, was sollten die miteinander zu tun haben? Nichts. Lu-Lu-Lu ... nicht wie Lundin, die Aussprache war anders. Südschwedisch? Nein, warum sollte er so sprechen? Englisch? Lu-Lu-Lu- ... Lucy? Lucy in the sky ... Das war doch nicht möglich. Sollte Malmberg von dieser Sache mit Jenny gewusst haben? Warum? War er auf amator6.nu gewesen? Und warum sollte er ausgerechnet diesen Film gesehen haben, wenn es Tausende andere gab?
    Zurück zu Petra. Der Film, in dem sie vergewaltigt wurde. Er wusste, dass irgendwo das Fragment eines Gedankens in ihm schlummerte, ein Gedanke, den er niemals zu Ende gedacht hatte. Er war nah dran jetzt, er spürte es, er würde gleich darüber stolpern ... Die Kamera schwenkt über die Körper auf dem Bett und dann ... pling-plong, aus. Nein! Das Geräusch, wenn die Kamera abgeschaltet wird, kann man auf Videos niemals hören. Es war ein anderes Geräusch, das man vor dem Ende des Films noch hörte. Pling-plong, es waren zwei Töne, die von einer Gitarre stammten. Eric Claptons Gitarre. »Layla«. Unplugged.
    Hamad warf einen verstohlenen Blick zum Fenster von Petras Wohnung hinauf. Dahinter strahlte ein gemütliches Licht. Was machten sie dort? Es spielte keine Rolle, sie würden nie ein Paar werden. Sie konnten kein Paar werden. Aus zwei Gründen: Malmberg würde ihretwegen niemals seine Karriere und seine Familie aufgeben. Und er war nicht daran interessiert, mit Petra zusammen zu sein. Er war ein Vergewaltiger; er bestrafte sie. Ohne dass sie es wusste. Bei Vergewaltigung ging es um Macht, nicht um Sex. Petra hatte ihm ein Bein gestellt, und das konnte er nicht dulden. Nachdem es ihm misslungen war, sie feuern zu lassen, hatte er die Taktik geändert. Er hatte sie erobert. Sie hatte sich freiwillig dem Mann hingegeben, der sie einst vergewaltigt hatte. Und das gab ihm Macht. Triumph.
    Hamad wusste nicht, was er tun sollte. Nur eins war ihm klar, er würde es unter keinen Umständen Petra erzählen. Das würde ihr den Rest geben. Es geschah nur selten, dass er der Ansicht war, dass man bestimmte Dinge besser nicht wusste, aber in diesem Fall war er davon überzeugt. Das mit Petra und diesem Widerling würde niemals etwas werden, und er gönnte ihr, in glücklicher Unwissenheit darüber zu leben, dass sie ein kurzzeitiges Verhältnis mit ihrem früheren Vergewaltiger hatte.
    Und was konnte er selbst tun? Nicht viel. Der andere Mann hatte in den Fällen, in denen offiziell ermittelt wurde, keine Spuren hinterlassen, die als Beweis gegen ihn verwendet werden konnten, also konnte man ihn nicht hinter Schloss und Riegel bringen. Und das hier waren nur Indizien. In einer nicht offiziellen Ermittlung. Aber Hamad würde die Augen offen halten. Würde Malmberg im Hinterkopf behalten, falls etwas Neues auftauchte. Aber zuerst würde er die Beweise beschaffen, die er selbst brauchte, um seines Seelenfriedens willen.
    Er kehrte zur U-Bahn-Station zurück, um zur Polizeiwache zu fahren. Auf seiner Netzhaut hatte er noch das Bild einer ausgetrunkenen Mineralwasserflasche, die auf seinem Schreibtisch stand. Und in seinen Ohren klingelte ein Name, den Petra erwähnt hatte, als sie ihm alles erzählt hatte: Håkan Carlberg vom Schwedischen Kriminaltechnischen Labor in Linköping.

*
    Bevor Sjöberg ins Wochenende gehen konnte, hatte er noch eine Sache zu erledigen. Während des Gesprächs mit seiner Mutter war ihm
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