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Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Carin Gerhardsen
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Treppe hinunter. Sandén beschlagnahmte die Videokamera und steckte sie in seine Jackentasche.
    Zur selben Zeit warfen sich auf Sjöbergs Signal zwei der Polizisten aus der nationalen Einsatzgruppe gegen die dünne Brettertür. Die Tür flog in den Schuppen hinein und die Polizisten hinterher, während die beiden Scharniere und das Vorhängeschloss im Türrahmen stecken blieben. Sjöberg hatte es eilig, in den Schuppen zu kommen, aber vor ihm standen ein paar breitschultrige Polizisten und versperrten ihm die Sicht.
    »Du großer Gott«, hörte er einen von ihnen stöhnen, und er versuchte sich einen Weg zu bahnen, aber die Mauer aus Rücken wollte ihn nicht vorbeilassen.
    Stattdessen schienen sie aus dem kleinen Schuppen zurückweichen zu wollen, und Sjöberg war gezwungen, ebenfalls ein paar Schritte zurückzutreten. Plötzlich schlug ihm ein widerwärtiger Gestank nach Urin und Exkrementen entgegen, und er hoffte, dass dies der einzige Grund für das Erschrecken des Polizisten ganz vorn gewesen war.
    »Lasst mich durch«, brüllte Sjöberg mit einem Zorn in der Stimme, über dessen Ursache er sich selbst nicht ganz klar war.
    Ein paar der Polizisten liefen hinein und blieben vor etwas stehen, das Sjöberg noch nicht sehen konnte. Mit Westman auf den Fersen betrat er den Schuppen, und seine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich. Jemand schaltete die nackte Glühbirne unter der Decke ein. Auf dem Boden stand ein leerer Hundenapf, daneben lagen die Reste eines Seiles und einige Brocken alten, trockenen Brotes. Alles verteilt auf einer Fläche von ungefähr sechs Quadratmetern, die komplett mit menschlichen Exkrementen und Urin verschmiert war. An der hinteren Wand war ein kräftiges Seil befestigt worden, das über einen Balken unter dem Dach lief, und darunter auf dem Fußboden lag ein umgefallener kleiner Holzschemel. Darüber, die Schlinge um den Hals, hing der magere, schmutzige, blutige und fast bis zur Unkenntlichkeit zerschlagene Körper, der Einar Eriksson gewesen war.
    Drei der Einsatzkräfte waren bereits dabei; ihn abzunehmen, als Sjöberg hereinkam. Nachdem sie den Körper vorsichtig auf den Boden gelegt hatten, hockte er sich neben Eriksson nieder und tastete mit zwei Fingern nach der Halsschlagader. Der Körper war ganz warm, aber er spürte keinen Puls.
    »Sanitäter!«, schrie er in seiner Erregung so laut er konnte, und Westman lief nach draußen, um die Rettungskräfte in Empfang zu nehmen.
    Instinktiv begann Sjöberg, Eriksson künstlich zu beatmen, aber sofort waren auch die Sanitäter da und übernahmen die Wiederbelebungsversuche. Sjöberg stand auf und trat ein paar Schritte zurück. Petra Westman stellte sich an seine Seite. Er zog sie an sich und legte einen Arm um sie, mehr um sich selbst Halt zu geben als ihretwegen. So standen sie minutenlang da und schauten den immer resignierter wirkenden Rettungskräften bei ihren hoffnungslosen Versuchen zu.
    »Wie lange war er schon tot?«, fragte Sjöberg mit brechender Stimme, als sie schließlich aufgegeben hatten.
    »Nicht lange. Ein paar Minuten, würde ich sagen«, antwortete einer der Rettungssanitäter.
    »Es ist mein Fehler«, sagte Sjöberg. »Ich hätte euch nicht warten lassen sollen. Ihr hättet schon ohne mich reingehen sollen.«
    »Conny, ohne dich hätten wir nicht einmal ...«
    Sjöberg wollte Westmans Einwand nicht hören. Sein Körper fühlte sich schwer an. Die Trauer um seinen Kollegen, den er nie richtig kennengelernt hatte und von dem er sich jetzt wünschte, dass er viel mehr über ihn erfahren hätte, umklammerte sein Herz und presste es zusammen. Alles um ihn herum schien sich in Zeitlupe abzuspielen. Und plötzlich wandelte sich sein Gefühl der Ohnmacht in blanke Wut auf den Täter.
    »Dieser Schweinehund!«, schrie er. »Haben sie ihn erwischt?«
    »Sie führen ihn gerade zu den Autos«, antwortete einer der Einsatzkräfte, der seinen Helm mit dem Visier mittlerweile abgesetzt hatte und in der Hand hielt.
    Er sah richtig menschlich aus, und Sjöberg bemerkte, dass die anderen Beamten das Gleiche getan hatten. Alle standen mit ihren Helmen in den Händen wie eine Art Ehrenformation da und betrachteten schweigend, wie die Sanitäter Erikssons sterbliche Überreste vorsichtig auf eine Bahre legten, eine Decke darüberzogen und ihn davontrugen.
    Sjöberg spürte, wie Westman seinen Blick suchte, aber er vermochte ihn nicht zu erwidern, sondern folgte den Sanitätern aus dem Schuppen hinaus. In der Tür standen Sandén
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