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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck
Autoren: Geraghty Ciara
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runzelt die Stirn, gleichermaßen verärgert über die Störung wie über meine absurde Erklärung. Später erzählt mir Elliot, ich hätte geschnaubt.
    »Nur eine ganz kleine. Vielleicht war es auch bloß ein Floh. Kein Grund zur Beunruhigung. Bitte entschuldigen Sie die Unterbrechung.« Ich bedeute ihm, fortzufahren, indem ich lächelnd nicke.
    »Nun, äh, mehr gibt es dazu im Augenblick nicht zu sagen. Wir werden die Stelle wie üblich zunächst intern ausschreiben, und falls sich innerhalb der Firma keine passenden Kandidaten finden sollten« – es folgt ein weiterer kurzer Blickwechsel mit Gladys –, »werden wir uns eben extern auf die Suche machen.«
    Es ist nicht weiter schwierig, zwei und zwei zusammenzuzählen: Gladys und ich sind die einzigen infrage kommenden Personen für diese Stelle, wobei sie die Dienstältere ist und über die besseren Connections verfügt. Außerdem tanzt sie, falls ich wirklich Recht habe – und ich bin mir diesbezüglich fast hundertprozentig sicher –, mit Simon in der Stadtwohnung, die er »aus praktischen Gründen« unterhält, den Matratzentango. Aber ich habe die besseren Klienten. Zum Beispiel die Marzoni-Schwestern. Und ich fahre von allen Eventplanern in unserer Filiale mit Abstand die größten Umsätze für die Firma ein. Das sollte doch eigentlich Grund genug sein. Ich spüre, wie mein Selbstvertrauen schwindet. So kenne ich mich gar nicht, und ich
habe überhaupt keine Zeit für eine Selbstvertrauenskrise. Ich brauche diese Stelle, um das Loch zu füllen, das John in meinem Leben hinterlassen hat. Diese Stelle wird mir helfen, über ihn hinwegzukommen. Oder zumindest dafür sorgen, dass ich zu beschäftigt bin, um an etwas anderes zu denken als an meine Arbeit. An meine Periode etwa, die nun schon – ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr – drei Stunden und siebenunddreißig Minuten auf sich warten lässt. Ich werde einen Test machen. Einen Schwangerschaftstest. Dann kann ich aufhören, mir Sorgen zu machen und mich ganz auf diese Beförderung konzentrieren. Ich erhebe mich so hastig, dass mein Stuhl umkippt und hinter mir auf den Boden knallt.
    »Entschuldigen Sie, Simon, aber ich muss los.« Mir will partout keine gute Begründung für meinen abrupten Aufbruch einfallen.
    Da noch nie jemand die Sitzung verlassen hat, ehe sie von Simon für beendet erklärt wurde, weiß er nicht, was er sagen soll und sagt folglich auch nichts.
    Ich winke einmal in die Runde, was sich eigenartig anfühlt, weil ich grundsätzlich nie winke. Ich unterdrücke den Impuls, hinauszustürmen und zwinge mich zu lächeln, während ich mich rücklings der Tür nähere. Sobald ich draußen auf dem Flur bin, haste ich los, auf Zehenspitzen, damit mich meine Stöckelschuhe nicht verraten.

3
    Ich eile zur Apotheke an der Ecke. Ich weiß, es ist lächerlich. Unnötig. Trotzdem gehe ich weiter, wobei ich meinen Kater Blue hinter mir herziehe, der es nicht gewohnt ist, so weit zu laufen. Ich nenne ihn Blue, weil sein Fell so tiefschwarz und glänzend ist, dass es fast blau wirkt, und weil er einen Hang zum Trübsalblasen hat. Er ist sehr fahrig, seit ich wieder zu meinen Eltern gezogen bin, deshalb nehme ich ihn jeden Morgen mit ins Büro. Ich habe Angst, er könnte ausbüchsen, während ich weg bin, und ich könnte es nicht ertragen, gleich wieder von jemandem verlassen zu werden. Blue ist nicht gerade begeistert von seinem neuen Tagesablauf, insbesondere deshalb, weil er nun morgens um sechs aus dem Bett (meinem Bett) muss. Er ist im Gegensatz zu seinen Artgenossen nicht nachtaktiv, wobei er im Grunde auch nicht tagaktiv ist. Er sitzt eigentlich fast die ganze Zeit im Haus herum, frisst Fisch und Schokolade, leckt sich das Fell oder macht ein Nickerchen. Die Katzenspielsachen, die ich für ihn besorge, ignoriert er geflissentlich, und er macht auch niemals Anstalten, hinter Wollknäueln oder dergleichen herzujagen. Man mag ihm Faulheit nachsagen, ich für meinen Teil betrachte ihn als anspruchsvoll.
    Ich reibe mir mit der freien Hand das Gesicht. Mein Kiefer ist verspannt. Maureen behauptet, sie könnte mich nachts durch die Schlafzimmerwand hindurch mit den Zähnen knirschen hören.

    Wir nähern uns der Apotheke. Ich werde langsamer. Nur weil wir gleich da sind, heißt das noch lange nicht, dass ich den Test auch wirklich kaufen muss. Ich könnte mein Pillenrezept einlösen. Ich habe die Pille vier Jahre lang genommen, und ich nehme sie nach wie vor. In den vergangenen paar Wochen ist
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