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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck
Autoren: Geraghty Ciara
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entfernten Platz zwischen Elliot und Duncan, unserem Buchhalter, niederlasse.
    Gladys Montgomery nähert sich mit klappernden Stöckeln. Ihr Haar ist wie üblich in Marge-Simpson-Manier auftoupiert und erinnert an den Schiefen Turm von Pisa. Mit ihrer hageren Figur, den Stöckelschuhen und der Frisur sieht sie aus, als wäre sie gute zwei Meter zehn groß. Sie nimmt auf der gegenüberliegenden Seite Platz, nickt uns zu und beginnt, ihren Kram auszupacken: Terminkalender mit Ledereinband, gebundenes Notizbuch in strengem Schwarz, Parker-Kugelschreiber, BlackBerry, Handy, Brillenetui.
    Ich schreibe Was will die denn hier? auf ein Blatt Papier und schiebe es zu Elliot rüber.
    Er malt ein großes Fragezeichen, umgeben von mehreren Ausrufezeichen darunter. Hm. Da ist eindeutig etwas im Busch, wenn nicht einmal Elliot weiß, warum sie hier ist, obwohl er ihr Vorgesetzter ist.

    Simon Kavanagh räuspert sich. »Ah, Scarlett, schön, dass Sie uns Gesellschaft leisten. Wie ich höre, ging es Ihnen in letzter Zeit nicht besonders. Leider war ich unterwegs und hatte noch keine Gelegenheit, mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen. Sind Sie wieder ganz genesen?« Simon bildet sich einiges auf seine Ausdrucksweise ein. Wenn er nicht brüllt, klingt seine Stimme dünn. Trotzdem gelingt es ihm mühelos, sich Gehör zu verschaffen.
    Alle am Tisch Sitzenden beugen sich nach vorn und sehen zu mir.
    Ich bin nämlich an dem Tag, nachdem John die Bombe platzen ließ, nicht im Büro erschienen. Und da dergleichen nicht mehr vorgekommen ist, seit ich an einem Montag im Mai 1998 von einem Krankenwagen abtransportiert wurde (virale Meningitis – die Sorte, die nur selten tödlich verläuft), war diese Tatsache in der Firma tagelang die Flurfunk-Sensationsmeldung. Ich habe die Nacht bei Filly auf der Bettcouch verbracht und konnte, als ich morgens erwachte, übrigens berichten, dass eine Bettcouch dem irreführenden Namen zum Trotz bloß eine Couch ist und kein Bett.
    »Aber du bist nicht krank«, sagte Filly damals, als ich kundtat, ich hätte nicht vor, zur Arbeit zu gehen. »Du hast einen Kater. Du kannst doch nicht einfach blaumachen, weil du einen Kater hast. Wenn das alle täten, würde das öffentliche Leben in Irland völlig zum Erliegen kommen.«
    »Und ob ich krank bin«, widersprach ich. »Ich habe Kopfschmerzen und ich glaube, ich muss mich gleich übergeben. Außerdem könnte ich ohne weiteres noch einmal einschlafen, obwohl es schon nach neun ist.«
    »Klassische Katersymptome«, beharrte Filly. »Sieh mich an.« Sie streckte die Zunge heraus und zeigte mit dem Finger darauf. Sie war überraschend lang und fleischig und erinnerte
farblich an den Fettrand einer Scheibe Speck. Mein Magen rebellierte.
    »Ich gehe heute nicht ins Büro«, wiederholte ich. Meine Stimme war so fest wie ein Bodybuilder-Bizeps.
    »Aber als du das letzte Mal krankgeschrieben warst, hattest du einen so triftigen Grund. Ich meine, du wärst beinahe gestorben.«
    »Na, und? Nach all der Zeit ist es doch mein gutes Recht, mich ein zweites Mal krankschreiben zu lassen, nicht?«
    »Ja, vermutlich«, räumte Filly widerstrebend ein. »Und was hast du jetzt vor?«, wollte sie wissen und beäugte mich, als wäre ich ein seltenes Ausstellungsstück in einem Museum. »Du kannst natürlich hierbleiben, so lange du willst.«
    Ich richtete mich auf, hob vorsichtig die Beine über den Rand der Bettcouch und verharrte einen Augenblick, um abzuschätzen, ob mich meine Füße tragen würden oder nicht. Dann stützte ich mich auf die Armlehne der Bettcouch und erhob mich. Eigentlich ging es mir ganz gut, abgesehen von stechenden Schmerzen in Kopf und Kreuz, einem flauen Gefühl in der Magengegend und der Tatsache, dass beide Beine eingeschlafen waren und heftig kribbelten.
    »Also«, sagte ich. »Ich habe einen Plan.«
    Als ich Fillys erleichterte Miene sah, wurde mir klar, wie besorgt sie um mich war. Ich schenkte ihr ein Lächeln, das, so hoffte ich zumindest, beruhigend wirkte.
    »Als Erstes gehe ich jetzt ins Bad, um mich zu übergeben«, verkündete ich, »und dann gehe ich zu John und hole meine Sachen.«
    Alle im Sitzungssaal starren mich an. Mir wird klar, dass ich etwas sagen muss.
    »Es geht mir gut, danke, Simon.«

    Die Stille wirkt so erwartungsvoll. Wie eine schwangere Frau. Ihre mitleidigen Mienen irritieren mich maßlos.
    »Ich habe es geschafft, den Martello Tower für die Smithson-Carling-Zeremonie zu buchen … «, berichte ich, und die Leute im Raum
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