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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck
Autoren: Geraghty Ciara
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schnappen reihum nach Luft. »… und morgen Mittag um zwölf treffe ich mich mit Edward Smithson-Carling, um die Details zu besprechen«, fahre ich fort.
    »Aber morgen ist Samstag«, wendet Duncan entgeistert ein. Duncan liegt samstags am liebsten im Pyjama auf der Couch und stopft sich mit getrockneten Feigen und Aprikosen voll. Er liebt Früchte, insbesondere Dörrobst.
    »Tja, Scarlett hat diesen Monat ein paar Tage gefehlt«, meldet sich Gladys zu Wort. »Da muss man dann eben auch mal am Wochenende ackern, nicht, Scarlett?«
    Ich starre sie an, bis sie den Anstand hat, den Blick zu senken. Dann stürze ich mich in einen ausführlichen Bericht über meine Pläne für das Ehepaar Smithson-Carling, das im Rahmen einer großen Familienzusammenkunft sein Ehegelübde zu wiederholen gedenkt.
    »Wie sieht es budgetmäßig aus, Scarlett?«, erkundigt sich Duncan mit einem Lächeln, das von einem Ohr zum anderen reicht und sein engelsgleiches Gesicht in zwei Hälften teilt. Er stellt diese Frage bloß, um im Protokoll erwähnt zu werden.
    Ich liefere ihm eine komplette Aufstellung der voraussichtlichen Kosten für das Projekt, einschließlich der geschätzten Ausgaben für den Alternativplan, den ich für Notfälle ausgearbeitet habe (sollte beispielsweise der Martello Tower ins Meer stürzen oder von Wikingern angegriffen werden).
    Danach erläutert Simon geschlagene fünf Minuten lang, welche Konsequenzen es nach sich ziehen könnte, die Bedeutung
der Smithson-Carling-Zeremonie zu unterschätzen. Er liebt es, auf der Hand liegende Tatsachen aufzuzeigen, vor allem, weil das die am einfachsten aufzuzeigenden Tatsachen sind.
    Dann redet er über die Organisation der Jahreshauptversammlung für eine Supermarktkette, deren Big Boss heute Morgen auf der Titelseite einer Boulevardzeitung abgebildet war – ein Schnappschuss, der ihn auf dem Balkon eines der teuersten Hotels von Dublin zeigte, in Unterhosen und mit einem zusammengerollten Hunderteuroschein im Nasenloch.
    Ich nutze die Gelegenheit, um meinen Terminkalender zu konsultieren. Meine Periode ist definitiv heute fällig. Aber sie setzt bei vielen Frauen verspätet ein, richtig? Und mit verspätet meine ich nicht bloß ein paar Stunden, sondern Tage oder manchmal sogar Wochen. Stress kann doch Zyklusstörungen verursachen, nicht? Schließlich ist das … die erste Periode, seit John mich verlassen hat. Ich krümme mich bei dem Gedanken. Ich will keine verlassene Frau sein.
    Ich verspüre einen Schmerz im Unterleib und lege mir hoffnungsvoll eine Hand auf den Bauch. Dann wird mir klar, dass ich lediglich Hunger habe. Abgesehen von einer Banane habe ich den ganzen Tag noch nichts gegessen.
    Ich konzentriere mich wieder auf die Besprechung. Simon labert noch immer. Seine eintönige Stimme hat dieselbe einschläfernde Wirkung wie nachmittägliche Sonnenstrahlen, die durchs Fenster scheinen. Meine Gedanken machen sich selbstständig, Erinnerungen an John schleichen sich unmerklich in mein Bewusstsein, vorbei an den Wachtposten, die ich an den Eingangstoren postiert habe.
    Ich verstehe es nicht, und genau das ist es, was mich so fertigmacht. Ich habe mich exakt an die Regeln gehalten.
Habe dafür gesorgt, dass er nicht weiß, wie sehr ich ihn brauche. Habe nie gejammert, wenn er abends lang gearbeitet hat oder am Wochenende zu einer Konferenz musste. Ich habe mich nicht aushalten lassen, habe mich nie beschwert, wenn er mir zu Weihnachten genau das geschenkt hat, was ich benötigte, statt mich mit Schmuck oder einem Wochenende in Paris zu überraschen. Ich habe alles richtig gemacht.
    Meine Gedanken kehren unvermittelt zur Besprechung zurück, als Gladys ein künstliches Hüsteln (ahem, ah- em! ) vernehmen lässt und Simon mit einem unmissverständlich vielsagenden Blick mustert. Alarmiert setze ich mich aufrecht hin.
    Simon wirkt einen Augenblick verdattert, dann klart sich seine Miene auf. »Ach ja, eines noch.«
    Schweigen macht sich im Raum breit. Es knistert förmlich, als wäre die Luft statisch aufgeladen. Gladys lächelt selbstgefällig, ein Lächeln, das in erster Linie Simon gilt, und anstatt davor zurückzuschrecken, wie es jeder normale Mensch tun würde, leckt er es auf wie eine Katze eine Schüssel Sahne, ja, er erwidert es sogar. In diesem Augenblick wird mir klar, dass die beiden eine Affäre haben. Ich erkenne die Anzeichen. Simon, seit fünfzehn Jahren verheiratet, Vater von drei Kindern, hat Affären, wie andere Menschen ins Fitnessstudio gehen: Es
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