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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst
Autoren: Carla Norton
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durchtrainiert wirkender junger Bursche, erhebt sich.
    »Das ist Deputy Hudson«, erklärt Burke. »Er arbeitet in diesem Fall eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen. Ich sorge dafür, dass er die relevanten Akten bereithält, wenn Sie nachher in mein Büro kommen. In der Zwischenzeit hilft er uns in logistischen Dingen.«
    »Betrachten Sie mich als Ihr Bindeglied zur Staatsanwaltschaft«, sagt der junge Deputy und ergreift herzlich die Hand des Doktors. »Ich bin Ihr Fahrer und Fremdenführer. Wann immer Sie etwas brauchen, solange Sie hier sind, rufen Sie mich einfach an.«
    Dr. Lerner bedankt sich und wendet sich an Mr. Cavanaugh. »Wenn es Ihnen beiden nichts ausmacht, würde ich gerne einen Moment lang allein mit Mr. Cavanaugh sprechen.«
    Burke und Hudson nicken und steuern auf den Flur Richtung Haupteingang zu, während sich Dr. Lerner zu einer Kaffeekanne begibt, die auf einem Ecktisch steht. Als er sich eine Tasse eingeschenkt hat und zu Mr. Cavanaugh umdreht, haben die beiden die Lounge für sich.
    »Meine Frau ist bei Tilly zu Hause«, beginnt Mr. Cavanaugh von sich aus. Er blickt in seine Tasse, die er mit beiden Händen umfasst hält.
    »Das ist gut. Für beide, denke ich.« Dr. Lerner nippt an dem Kaffee und wartet ab.
    Cavanaugh mustert den Arzt. Seine Augen sind blaugrau und wachsam. »Jackie Burke ist eine gute Staatsanwältin, und sie sagt, dass Sie der Beste auf Ihrem Gebiet sind. Dass Sie vielen entführten Kindern geholfen haben. Zum Beispiel Beth Goodwin. Und dem anderen Mädchen auch, Reggie LeClaire.«
    »Das ist richtig. Den beiden und anderen.« Dr. Lerner hält Cavanaughs Blick fest und spricht langsam. »Es gibt nur wenige Überlebende von lang andauernden Gefangenschaften, daher gibt es nicht so viele Kollegen, die sich auf die Behandlung spezialisiert haben.«
    Cavanaugh schnaubt. »Das habe ich auch schon festgestellt. Nur damit Sie’s wissen – meine Frau ist nicht gerade begeistert, dass ein männlicher Seelenklempner zu uns kommt, um sich um unsere Tochter zu kümmern.«
    »Das ist nur verständlich. Und ich nehme ihre Bedenken ernst. Wir lassen es langsam angehen und warten ab, wie es läuft.«
    Eine Pause, der Mann atmet aus. »Mehr können wir im Moment wohl sowieso nicht tun.«
    »Sie haben viel durchgemacht. Und nun, da Tilly wieder zu Hause ist, liegt ein langer Weg der Genesung vor Ihnen. Wir gehen in dem Tempo voran, mit dem Sie alle am besten zurechtkommen.«
    »Tja.« Cavanaughs Blick schweift ab, kehrt zurück. »Okay.«
    »Gut.« Dr. Lerner nickt aufmunternd. »Kompliment, dass Sie sich so schnell therapeutische Hilfe holen. Nicht alle Eltern reagieren unter diesen Umständen so aufgeklärt.«
    Cavanaughs Augen fixieren ihn. »Und was geschieht nun?«
    »Ich würde gerne Ihre Familie kennenlernen – Ihre Frau und Ihre Tochter und auch Ihren Sohn. Danach sprechen wir unter vier Augen wieder und entscheiden, welchen Schritt wir als Nächstes gehen. Und ich kann Ihnen versichern, dass alles, was Sie sagen, absolut vertraulich behandelt wird, solange Sie nichts anderes wollen. Was halten Sie davon?«
    »Ja, okay. Klingt vernünftig.«
    »Schön. Und jetzt sagen Sie mir doch – wie schlägt Tilly sich?«
    »Schwer zu sagen. Sie ist still. Ein bisschen schreckhaft, ein bisschen anhänglicher, denke ich. Gesundheitlich scheint es ihr ganz gutzugehen, aber sie ist viel zu dünn.«
    »Ist sie in ärztlicher Behandlung?«
    »Sie war im Krankenhaus, und die Ärzte dort haben sie untersucht und ihr verschiedene Medikamente gegeben. Aber das waren keine, na ja, Spezialisten oder so was.«
    »Und wie lautet der Befund dieser Ärzte?«
    »Sie ist unterernährt und hat kleinere Verletzungen. Brandwunden.« Cavanaugh verzieht unwillkürlich das Gesicht. »Außerdem leidet sie wahrscheinlich unter einem posttraumatischen Schock. Jedenfalls sagt sie nicht viel und will das Haus nicht verlassen.« Stirnrunzelnd blickt er zu Dr. Lerner auf. »Aber das ist ja wahrscheinlich zu erwarten.«
    »Auf jeden Fall. Mit Ihrer Erlaubnis kontaktiere ich das Krankenhaus und bitte um Einsicht in ihre Krankenakte. Bis dahin machen Sie sich bitte klar, dass Sie – Tilly und Ihre ganze Familie – sich gerade erst in der Frühphase eines Genesungsprozesses befinden, der sich sehr lange hinziehen kann.«
    »Ja, das ist mir bewusst.«
    »Am besten drängen Sie Ihre Tochter nicht zum Erzählen. Erlauben Sie ihr, sich dann zu öffnen, wenn sie es selbst will, und lassen Sie sich nicht von der juristischen
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