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Und kein Ende (German Edition)

Und kein Ende (German Edition)

Titel: Und kein Ende (German Edition)
Autoren: Leo Permann
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beschmiert wird“
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Sie musste wohl meine Absichten sofort bemerkt haben.

 
    Sie lag in der Sonne. Ich saß auf der Decke und mein Blick schweifte über den See und in die Berge. Von hier aus hatte man auch einen traumhaften Blick auf die Königsschlösser. Auch bis Füssen war es nicht weit. Ich freute mich schon darauf dies alles hier zu erkunden.

 
    „Möchtest Du ins Wasser?“
    „Nein, ich habe mich doch erst eingecremt“

 
    So verging für mich ein schöner Tag am See, in Gedanken versunken und den Träumen sich hingebend und sie lag in der Sonne und tat etwas für ihre Schönheit. Als wir abends in der Ferienwohnung ankamen klagte sie über Sonnenbrand. Ich bemühte mich die betroffenen Hautpartien mit Sonnenmilch zu behandeln. Dabei erzählte ich über das geborgene Gefühl endlich vier Wände für sich zu haben. Ich träumte schon immer von einer großen Stadtwohnung mit mindestens 5 Zimmern und ebenso vielen Kindern. Ja ich hätte gerne mit ihr eine große Familie gegründet, mit vielen Kindern, denn dann müsste niemand ihnen alleine sein. Ich war vorher oft allein.

 
    Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ausflug zu den Königsschlössern, so war es jedenfalls geplant. Es ist wunderschön die beiden Schlösser schon von weitem im Einklang mit der Natur und doch sich von ihr abhebend zu entdecken. Wir bogen von der Hauptstraße ab und passierten eine kleine Kapelle. Ich hielt an und wir stiegen aus, das Gotteshaus war leider geschlossen aber davor war eine Holzviehtränke gefüllt mit eiskaltem Wasser. Ich zog die Schuhe aus und watete in dem Trog umher. Ich alberte herum, aber sie stand nur in sicherem Abstand. Wir machten dann noch ein paar Bilder. Die Gegend war ja auch zu schön. Als wir auf dem Parkplatz von Hohenschwangau angekommen waren, entdeckte sie all die Menschen und den steilen Pfad hinauf zum Elternhaus von König Ludwig. Nein, das gefiele ihr nicht. Es war ihr zu voll und das würde doch auch bestimmt viel Eintritt kosten und was wollte man dort überhaupt sehen. Ich war es gewohnt auf die Wünsche und Ängste anderer Menschen die mir nahe standen einzugehen. Deshalb schlug ich vor, dass wir weiter nach Neuschwanstein fahren. Da ist es bestimmt nicht so voll. Wir fuhren weiter. Dort angekommen bot sich genau das gleiche Bild. Dort standen allerdings Pferdewagen die zu einer Fahrt hinauf zu Berg einluden. Ich war mit meiner Oma mal in solch einem Gefährt unterwegs gewesen, allerdings von Ochsen gezogen und ohne Verdeck. Nein, sie lehnte jedoch ab.

 
    Bemüht noch etwas aus dem Tag zu machen fuhren wir mit dem Auto umher. Wir stiegen an Parkplätzen auf denen sich nicht so viele Menschen tummelten aus dem Auto und blickten in die Ferne. Ich war begeistert und immer noch in meinen Träumen versunken. Am Abend wurde wieder der Sonnenbrand behandelt.

 
    Wir unternahmen in dieser Woche noch eine Wanderung zur Wieskirche und einen Besuch in Füssen. Den Rest der Woche fuhren wir mit dem Auto umher. Immer auf der Suche vielleicht noch eine schönere Ecke in dieser Gegend zu finden. Nein, Sex hatten wir keinen mehr zusammen. Ihre Haut spannte so sehr und ich war liebevoll bemüht ihre Schmerzen zu lindern. Und ich war auch stolz darauf, dass ich meine Mutter nicht enttäuschte. Sie sagte oft „Frauen wollen keinen Holzklotz als Mann, sondern einen liebe- und verständnisvollen Partner. Es geht nicht nur um Sex, die Familie ist ein Ort der Geborgenheit. Eine Frau wünscht sich einen Beschützer“.

 
    Ich fand die Heimfahrt über Landstraße genauso spannend wie die Hinfahrt. Sie dauerte wohl 10 Stunden. Wir waren bei ihr daheim noch auf ihrem Zimmer. Um zehn Uhr klopfte ihre Mutter an die Tür. Ich solle nun nach Hause gehen.

 
 
    Nach nunmehr vierundzwanzig Jahren tut es mir weh mich an all das zurückzuerinnern.   Zum Einen deshalb, weil ich erst vor Kurzem genau in dieser Gegend, unvergesslich schöne Tage verbracht habe, zum Anderen weil mir mehr denn je bewusst wird, wie sehr ich damals mich meinen trügerischen Träumen hingab ohne im Geringsten die Realität im Auge zu haben.

 
    Das Leben ist wie ein Haus,   in dem jedes Stockwerk   und   Zimmer inklusive der Einrichtung einen Lebensabschnitt oder ein Erlebnis repräsentiert. Obwohl ich persönlich auf vieles Stolz sein kann, graut es mir davor durch dieses Haus zu gehen, am liebsten würde ich mich hier in diesem Raum einschließen. Aber was bleibt mir an dieser Stelle
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