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Und immer wieder Liebe Roman

Titel: Und immer wieder Liebe Roman
Autoren: Paola Calvetti
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    Es liest sich wie die Besetzungsliste eines Kolossalfilms. Mister Piano verabschiedet uns zu Der Tod und das Mädchen von Franz Schubert. Die Fernsehkamera richtet sich auf den rosafarbenen Kubus, pardon, auf den Kubus in der Farbe von rosa Marmor aus Tennessee. Die Farbe der Vergangenheit, die Farbe der Gegenwart. Ich sehe sie im Fernsehen, und es ist, als wäre ich immer schon dort gewesen, in dieser Stadt aus Glas, in der alles möglich erscheint: sich niederlassen und einen Kaffee trinken, zu Mittag essen, zu Abend essen, lesen, reden, Musik hören, einen Film sehen, ein Konzert hören. Auf der Piazza kann man zwischen Bäumen und Kunstwerken herumsitzen. Wer weiß, wo Federico in diesem Moment ist.
    »Ihm hätte es gefallen.«
    »Wem?«
    »J. P. Morgan. Du solltest mal seine Biografie lesen.«
    »Vielleicht fahren wir ja irgendwann mal hin.«
    »Mattia ist total aus dem Häuschen. Nach dem, was er so erzählt, findet er überhaupt keinen Schlaf. Jedem, der das erste Mal in New York ist, geht es so.«

    »Es ist schon spät, Emma. Ich schick Alberto eine SMS und schlafe hier, wenn es dir recht ist.«
    Klar ist mir das recht, außerdem kenne ich sie. Sie traut meinen harmlosen Kommentaren und meiner Unbekümmertheit nicht. Sie hat ihn nicht gesehen, aber sie weiß genau, dass es so ist, als würde Federico hier zwischen uns auf dem Sofa sitzen.
    Kalte Fusion ist tatsächlich ein grauenhafter Titel. Selbst für einen Fantasyroman wäre er das.

    Der Mann geht die Madison Avenue entlang. Es regnet leicht vor sich hin in dieser feuchten Aprilnacht, aber er möchte kein Taxi nehmen, und die Vespa ist schon im Container. Die Stadt wirkt verlassen, das amerikanische Abenteuer ist vorbei. Zumindest ausgesetzt für ein paar Monate, vielleicht auch für ein Jahr oder länger. Es ist besser gelaufen, als man es sich hätte wünschen können. Die Scheinwerfer der Fernsehsender aus der halben Welt waren auf ihn gerichtet. Es war eine wunderbare Nacht, ein Riesenerfolg. Alle waren aus dem Häuschen. Der Mann läuft mit leicht gebeugtem Oberkörper und ruft nun seine Tochter an.
    »Alles in Ordnung, mein Schatz. Und wie geht es dir?«
    »Hier ist auch alles in Ordnung, Papa. Schade, dass ich nicht zu dem Fest kommen konnte, du warst sicher großartig, aber morgen habe ich die Kunstprüfung, und die darf ich nicht vermasseln... Ja, Katherine ist bei mir, wir wollen gerade schlafen gehen. Ich bin stolz auf dich, Papi. Grüß Renzo und Frank, ich ruf morgen an, um dir zu erzählen, wie es gelaufen ist.«
    Der Mann kann seiner Tochter nicht sagen, dass er Angst hat. Er hat nicht den Mut, ihr zu erzählen, dass er sich fast immer wie in Trance fühlt. Der Gedanke, sie im College zurückzulassen, quält ihn, aber er redet nicht darüber. Die Entfernung ist zu groß, und Paris fehlt nur ihm. Er schweigt sowieso lieber.
    Ihre Zukunft liegt noch vor ihr. Er, der jetzt in ein Taxi steigt und dem Fahrer die Adresse nennt (42 West 10 th Street), glaubt, keine mehr zu haben. Er lässt sich in den Sitz fallen wie in einen
kaputten Sessel, mit hämmernden Schläfen. Die Glückwünsche der ganzen Welt sind ihm zugeflogen, aber er konnte es kaum erwarten, dass endlich alles vorbei sein würde, dass er sich von der erstickenden Zuneigung all dieser Leute befreien können würde. Sie behandeln ihn wie einen Risikofall und begreifen nicht, dass er nur allein sein und nach Hause zurückkehren möchte. Das Hämmern in seinem Kopf muss endlich aufhören. Er steigt die Treppe hoch. Auf dem Treppenabsatz wendet er sich nach rechts, öffnet die Tür und betritt das Wohnzimmer. Die Kistenstapel machen den Raum unwohnlich und versetzen ihn in eine Art Wartezustand. Jetzt fehlen nur noch die Bücherkisten. In der Ecke sind die Buchhaufen aufgestapelt. Er wird sie morgen einpacken.
    Annas Kleider stecken längst in einem italienischen Koffer. Ihre Mutter wird jeden Morgen davorstehen und sie wie Fetische streicheln, wie man es macht mit den Kleidern der Toten, in denen keine Körper mehr, aber noch Tausende quälender Erinnerungen stecken.
    Die Kunstbände hat er behalten. Es war ihm nie aufgefallen, wie viele Anna gekauft hat. Dann die CDs und die Fotos und diese Hefte, die er nicht lesen will. Anna hat geschrieben. Wie viele Dinge man nicht weiß von den Personen, mit denen man zusammenlebt. Sarah hat die Ohrringe und die Broschen behalten, die sie an die Mama erinnern.
    Morgen stehen Abschiede an. Und die
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