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Und immer wieder Liebe Roman

Titel: Und immer wieder Liebe Roman
Autoren: Paola Calvetti
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aufgeblasenen Karrieristen ist das schlimmer als jedes Begräbnis. Tu dir das auf keinen Fall an! Um mich an den Schulausflug meines Lebens zu erinnern, reicht mir Alberto. Ich habe danach noch zwei Jahre gebraucht, um ihn wirklich kennenzulernen. Als ich ihm heute Morgen gesagt habe, dass ich zu dir gehe, hat er ziemlich eifersüchtig aus der Wäsche geschaut. Ihm ist schon klar, dass wir ihn manchmal ausschließen, und das gefällt ihm überhaupt nicht.«
    Die Erkennungsmelodie erklingt. Wir legen die Stäbchen hin, und das Tablett wankt auf meinen Knien, der unschlagbaren Ikea-Statik zum Trotz. Mondo seufzt und dreht sich auf dem anderen Sofa um. Lammfromm und seelenruhig.
    »Kalte Fusion , was für ein grauenhafter Titel. Und dann noch Musik von Philip Glass und Roberto Cacciapaglia im Hintergrund, wie banal.«
    »Amerika und Italien, das ist Absicht. Soll man in einer Nachrichtensendung etwa Emotionen erzeugen? Dann kannst du auch gleich Klaviergedudel nehmen. Die Musik von Glass ist perfekt für eine Dokumentation. Nur schade, dass es der Soundtrack zu The Hours ist: In der Morgan Library gibt es nicht eine einzige Zeile von Virginia Woolf.«
    Unser Festmahl wird jetzt von einer ersten Einstellung aus der Perspektive der Hauptperson begleitet (wie originell); dann folgt das übliche gelbe Taxi, das vor einem Eingang hält. Ein Journalist steigt aus, ohne freilich zu zahlen und uns die Illusion vom wahren Leben zu lassen. Die Botschaft lautet: »Wir sind in New York.«

    Der Architekt Renzo Piano erwartet uns bereits an der Madison Avenue, drückt eine Glastür auf und bittet uns, ihm an diese verzauberte, luftige, transparente Stätte zu folgen (wenn ich das höre, ist es, als wäre ich bereits dort gewesen). Die Kamera wird in Richtung Himmel geschwenkt und zeigt die Dächer der umliegenden Gebäude und die Fenster der Häuser von Murray Hill. Den Fluss des Lebens.
    Und den Stillstand des meinen. Zumindest für einen Moment. Einen Moment des Staunens. Aus den Entwürfen ist ein Buch geworden, und der Autor mit dem asketischen Gesicht öffnet es. Er trägt ein blaues Hemd, eine Krawatte mit Querstreifen, eine Wolljacke. Seine Augen sind klar und sicher. Seine Finger lang, die Fingernägel gepflegt.
    »Wie auf einer großen italienischen Piazza soll man sich hier fühlen«, erklärt er und empfängt uns, als kämen wir zu ihm nach Hause (die Morgan Library ist ja auch ein bisschen sein Zuhause), während im Hintergrund verschwommen ein Bild zu sehen ist: der Frack, die Spitze, die große Nase von J. P.M., ich erkenne alles wieder. Alles hat mit dem Platz angefangen, dem Ort der Versammlung und der Begegnung. Der Platz ist der offene Raum einer Stadt.
    »Wer hier hereinkommt, soll vergessen, dass er eine der weltgrößten Sammlungen alter Bücher betritt. Er soll sich wie auf einer lichtüberfluteten Piazza fühlen.«
    Cut.
    Jetzt zoomt die Kamera auf eine Künstlerhand, die auf den Knopf eines gläsernen Aufzugs drückt. Gabriella schaut mich von der Seite an, unsicher, ob sie etwas sagen oder mich lieber in den Arm nehmen soll. Sie will mich beschützen, weil sie einen Zusammenbruch befürchtet. Der kommt jedoch nicht, und ich muss mich nicht einmal zwingen, die Augen auf dem Bildschirm ruhen
zu lassen. Federico hatte gesagt, dass sein Chef die Gabe habe, komplizierte Dinge so darzustellen, als wären sie leicht, als wäre dieser strenge Kubus aus Glas und Stahl in wenigen Stunden geboren worden. Vollkommen natürlich wirkt es, wie McKims Marmor und Pianos Stahl in einen Rahmen gebracht und an den Kanten so behandelt wurden, dass der Eindruck einer Fusion entsteht. Die barrierefreie Schachtel scheint keinerlei Geheimnisse zu kennen, als könnten die Gedanken hier fließen und sich ohne jede Zensur entfalten. Man ist mitten in New York und gleichzeitig auf wundersame Weise woanders – man fühlt sich fast wie in einem Park.
    »Der Stahl, das ist John Pierpont Morgan, der Bibliotheksgründer. Mit Stahl hat er sein Glück gemacht. Amerika ist ein Land mit Wurzeln, man muss sich keine künstlichen ausdenken, sondern sich nur auf die wahren besinnen. Die Stahlpfeiler, die wir benutzt haben, könnten auch Industriegebäude tragen, und die Wände sind aus Schiffsblech gemacht. Im Lesesaal und im Hörsaal haben wir Holz verwendet, während die Tresorräume, wo die kostbaren Manuskripte aufbewahrt werden, in den Stein gehauen wurden und an die Kammern eines U-Boots erinnern.«
    Sehr präzise.
    Er spricht mit der
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