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Und Freunde werden wir doch

Und Freunde werden wir doch

Titel: Und Freunde werden wir doch
Autoren: Sabine Jörg
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Hanna. Sie hakt sich bei Sandra ein und zieht sie mit: »Komm, ich bring dich jetzt nach Hause.«
    Sandra folgt ihrer Freundin. Sie ist ganz leer, kein Gedanke, nichts, nur Schmerz. Doch plötzlich weigert sie sich, nach Hause zu gehen:
    »Ich will mit Ronni sprechen!«
    »Der ist doch selbst ganz fertig. Komm jetzt!«
    Trotzig bleibt Sandra stehen.
    »Ich will mit ihm sprechen!«
    »Heute abend beim Fest geht das bestimmt besser!«
    »Ach, das ist ja auch noch.«
    Es kostet Hanna einige Überredungskünste, bis sie die Freundin endlich dazu bringt, mit ihr zu kommen. »Wir gehen jetzt zu dir nach Hause. Du kannst nicht dauernd weglaufen. Ich komme mit, und ich sage deiner Mutter, daß es dir nicht gutgeht und du Ruhe brauchst, okay?«
    Sandra zeigt keinerlei Reaktion. An Hannas Arm setzt sie einen Schritt vor den anderen, starr wie eine Schaufensterpuppe.

    Hanna versteht sich ganz gut mit Frau Körner. Sie erklärt, daß Sandra in der Schule schlecht geworden sei und sie noch etwas bei ihr bleiben wolle. Sandra legt sich in ihrem Zimmer aufs Bett und schließt die Augen. Sie versucht, sich zusammenzunehmen. Zum Glück beantwortet Hanna sämtliche Fragen der Mutter.
    Frau Körner kocht Suppe. Sie lüftet und schüttelt das Bett auf. Sandra läßt alles über sich ergehen. Sie blinzelt zu Hanna hinüber, die am Schreibtisch sitzt und Hausaufgaben macht. »Ich habe es gleich gewußt.« Hanna dreht sich zu ihrer Freundin um: »Was hast du gleich gewußt?«
    »Warum passiert das gerade mir?« Sandra ist kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Mensch, Sandra, reiß dich zusammen! Überleg mal, wie es Ronni wohl geht!« Hanna sieht ihre Freundin fast streng an. Das wirkt.
    Wie es Ronni wohl geht? Daran hat sie wieder gar nicht gedacht. Auf jeden Fall geht es ihm schlecht, das war nicht zu übersehen. Mit einem Ruck setzt Sandra sich auf:
    »Hanna, meinst du, Ronni geht gerne wieder nach Chile?«
    »Nee, meine ich nicht.«
    »Warum wollen die bloß plötzlich zurück?«
    »Keine Ahnung, vielleicht erfahren wir es heute abend. Übrigens muß ich meiner Mutter noch beim Vorbereiten helfen. Wenn du Lust hast, kannst du ja nachher mit mir mitgehen.«
    Hanna will ihrer Freundin noch einen Vorschlag machen, da kommt Frau Körner ins Zimmer: »Sandra, wenn es dir so schlechtgeht, dann kannst du heute abend vielleicht gar nicht mitkommen?«
    Nichts hätte Sandra schneller wieder auf die Beine gebracht als diese Äußerung. Sie springt auf und ruft entschieden: »Doch, mir geht’s schon viel besser!«
    »Ach, so«, Frau Körner mustert ihre Tochter verwundert und läßt die beiden wieder allein.
    »Und wenn Ronni nicht kommt, was soll ich dann machen?« Hilfesuchend sieht Sandra ihre Freundin an. »Dann holen wir ihn eben!«

    Doch das ist nicht nötig. Zwar haben Südamerikaner andere Vorstellungen von Pünktlichkeit als Deutsche: Zwei Stunden Verspätung sind durchaus nichts Besonderes und keineswegs unhöflich. Aber alle fünf Ramirez stehen eine Minute vor sechs vor der Tür bei Familie Voss. Richtig schön haben sie sich gemacht, und jeder von ihnen hat ein Gastgeschenk dabei. Felipe bringt für Tobias Aufkleber und ein kleines Rennauto mit. Ronni hält einen Blumentopf in den Händen, Patricio bringt eine handgeschnitzte chilenische Flöte, Marie hat auch eine Blume im Arm und Salvador eine Flasche Cognac. Frau Voss ist gerührt, aber sie findet das übertrieben. Das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen!
    Marie lacht: »Sind unsere Blumen. Wir können nicht mitnehmen nach Chile!«
    Frau Voss bittet die fünf, erst einmal hereinzukommen. Sie führt sie ins Wohnzimmer und fordert sie auf, sich zu setzen. Aber Salvador und Marie bleiben stehen und sehen sich alles an. »Schön hier!« sagt Salvador.
    Die Wohnung ist wirklich einladend und freundlich hergerichtet. Überall hängen Lampions. Vom Balkon gelangt man über ein paar Stufen in den Garten. Salate und südamerikanische Spezialitäten, Getränke, alles ist da. Eine Freundin aus Venezuela hat Frau Voss bei den Vorbereitungen geholfen, Hanna und Sandra waren natürlich auch fleißig. Hanna hat Sandra den ganzen Nachmittag mit Arbeit versorgt, damit die Zeit bis um sechs schneller vergeht.
    Und nun steht Sandra da. Mit geröteten Augen begrüßt sie Ronnis Eltern, gibt auch Patricio die Hand. Felipe und Tobias machen sich, obwohl sie sich erst seit zwei Minuten kennen, gleich zusammen aus dem Staub. Hanna gießt für die Gäste Orangensaft in die bereitgestellten
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