Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
um es einmal zu sehen. Aber ich bin schleunigst wieder hinausgerannt. Ich war so weit vorgedrungen, daß der Eingang der Höhle nur mehr ein unklarer heller Fleck war.
    Und rings um mich nur Schwärze. Ich hätte nie gedacht, daß ich bei meinem Gewicht so schnell laufen kann.«
    Theremon verzog die Lippen.
    »Nun, ich glaube nicht, daß ich davongerannt wäre.«
    Der Psychologe betrachtete den jungen Mann mit verärgertem Stirnrunzeln.
    »Reden Sie nicht so groß daher. Ziehen Sie lieber den Vorhang zu.«
    Theremon blickte ihn überrascht an und fragte: »Warum? Wenn vier oder fünf Sonnen da draußen stünden, dann würde ich noch verstehen, daß Sie das Licht hier drinnen angenehmer machen wollen. Aber jetzt?«
    »Ziehen Sie den Vorhang vor und setzen Sie sich hierher.«
    »Wie Sie wünschen.« Theremon griff nach der Vorhangschnur, und der rote Stoff glitt über das große Fenster. Die Messingringe rasselten über die Vorhangstange, und düsterer roter Schatten kroch in den Raum.
    Hohl klangen Theremons Schritte durch die Stille. Er ging zum Tisch und blieb auf halbem Weg stehen.
    »Ich kann Sie nicht mehr sehen, Sir«, flüsterte er.
    »Tasten Sie sich vor«, befahl Sheerin mit gepreßter Stimme.
    »Aber ich kann Sie nicht sehen.« Der Reporter atmete schwer. »Ich kann überhaupt nichts mehr sehen.«
    »Haben Sie etwas anderes erwartet?« lautete die grimmige Antwort. »Kommen Sie her und setzen Sie sich.«
    Wieder wurden Schritte hörbar, näherten sich langsam und unentschlossen. Dann ertönte ein Geräusch, wie wenn jemand gegen einen Stuhl stößt. Theremons Stimme klang dünn.
    »Da bin ich. Ich fühle mich – eh – ganz gut.«
    »Es gefällt Ihnen, nicht wahr?«
    »N-nein. Es ist grauenhaft. Die Wände scheinen zu …«
    Er brach ab. »Sie scheinen mich zu umzingeln. Und ich will sie zurückstoßen. Aber ich spüre nicht, daß ich wahnsinnig werde. Tatsächlich, das Gefühl, das ich im Augenblick habe, ist gar nicht so schlimm.«
    »Gut. Ziehen Sie die Vorhänge wieder zurück.«
    Vorsichtige Schritte tappten durch die Dunkelheit, Theremons Körper streifte den Vorhang, als er nach der Schnur suchte. Mit triumphierendem Klirren rollten die Ringe über die Vorhangstange, und rotes Licht durchflutete den Raum. Mit einem Freudenschrei blickte Theremon zur Sonne auf.
    Sheerin wischte mit dem Handrücken den Schweiß von seiner Stirn und sagte zitternd: »Dabei war das nur ganz einfach ein dunkles Zimmer.«
    »Man kann es ertragen«, sagte Theremon fröhlich.
    »Ja, ein dunkles Zimmer. Aber waren Sie auf der hundertjährigen Ausstellung in Jonglor vor zwei Jahren?«
    »Nein. Es hätte sich für mich nicht gelohnt, deshalb sechstausend Meilen weit zu reisen.«
    »Aber ich war da. Sie haben doch sicher von dem ›mysteriösen Tunnel‹ gehört, der im ersten Monat im Vergnügungszentrum alle Rekorde brach.«
    »Ja. Da gab es doch einen Skandal, nicht wahr?«
    »Nun ja, aber es wurde alles vertuscht. Sehen Sie, dieser ›mysteriöse Tunnel‹ war nichts anderes als ein Tunnel von einer Meile Länge, ohne jedes Licht. Man bestieg ein kleines offenes Auto und ratterte fünfzehn Minuten lang durch die Dunkelheit. Dieses Vergnügen war sehr beliebt.«
    »Beliebt?«
    »Sicher. Es liegt eine gewisse Faszination darin, sich zu fürchten, wenn man die Furcht als Spiel betrachtet. Ein Baby kommt mit drei instinktiven Ängsten auf die Welt: es fürchtet sich vor Lärm, vor dem Fallen und vor der Dunkelheit. Deshalb ist es auch so unerhört lustig, jemanden anzuspringen und ›Buh‹ zu schreiben. Deshalb macht es so viel Spaß, auf einem schwankenden Schiff zu fahren. Und deshalb hatte der ›mysteriöse Tunnel‹ auch so viel Erfolg. Atemlos und zitternd kamen die Leute aus dem Tunnel, halbtot vor Angst, und trotzdem strömten sie immer wieder zur Kasse, um durch den Tunnel fahren zu können.«
    »Warten Sie, ich erinnere mich jetzt. Manche Leute waren doch tot, als sie den Tunnel verließen, nicht wahr? Es gab einige Gerüchte, und dann wurde der Tunnel geschlossen.«
    Der Psychologe schnaufte verächtlich.
    »Pah! Zwei oder drei sind gestorben. Das war gar nichts. Sie haben den Familien der Toten Geld gegeben und den Stadtrat von Jonglor bewogen, die Sache zu vergessen. Sie sagten, daß Leute, die ein schwaches Herz haben und trotzdem durch den Tunnel fahren, selbst für die Gefahr verantwortlich gemacht werden müssen. Und außerdem, so etwas würde nicht mehr vorkommen. Ein Doktor wurde in den Kassenraum gesetzt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher