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Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen
Autoren: Isaac Asimov
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Reden tut mir gut. Das tut es immer. Aton erzählte mir gerade von Ihren Sorgen wegen der Reaktion des Planeten, falls die Vorhersagen sich als falsch erweisen sollten. Ich stimme mit Ihnen überein. Ich lese Ihre Artikel übrigens regelmäßig, und im allgemeinen gefällt mir Ihr Standpunkt.«
    »Bitte, Sheerin«, sagte Aton verdrießlich.
    »Wie? Ach ja, sicher. Wir werden in den nächsten Raum gehen. Dort gibt es auch bequemere Sessel.«
    Es gab bequemere Sessel im nächsten Raum. Außerdem hingen dicke rote Vorhänge vor den Fenstern, und ein kastanienbrauner Teppich bedeckte den Boden. Das ziegelrote Licht, das Beta in das Zimmer warf, gab allen Farben das Aussehen von getrocknetem Blut.
    Theremon schauderte.
    »Ich würde alles geben für ein bißchen weißes Licht, nur ein paar Sekunden lang. Ich wollte, Gamma und Delta stünden am Himmel.«
    »Welche Fragen wollen Sie mir stellen?« fragte Aton. »Denken Sie daran, daß unsere Zeit begrenzt ist. In etwa eineinhalb Stunden gehen wir nach oben, und dann werden wir nicht mehr viel Zeit zum Reden haben.«
    Theremon lehnte sich zurück und faltete die Hände vor der Brust.
    »Sie und Ihre Männer wirken so verdammt ernst, daß ich allmählich selbst an die Richtigkeit Ihrer Vorhersage glaube. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Sie mir die Hintergründe des bevorstehenden Weltuntergangs erklärten?«
    »Soll das heißen«, explodierte Aton, »daß Sie mich der Lächerlichkeit preisgeben wollten, ohne überhaupt zu wissen, worauf unsere Forschung abzielt?«
    Der Reporter grinste unschuldig.
    »So schlimm ist es nicht, Sir. Im allgemeinen weiß ich schon, worum es geht. Sie sagen, in wenigen Stunden würde eine weltweite Finsternis hereinbrechen, und die gesamte Menschheit würde dem Wahnsinn verfallen. Ich möchte aber gern wissen, auf welcher wissenschaftlichen Basis Ihre Behauptungen stehen.«
    »Verzichten Sie lieber darauf«, mischte sich Sheerin ein. »Wenn Sie Aton solche Fragen stellen und er überhaupt gewillt ist, Ihnen zu antworten, wird er Ihnen seitenlange Berechnungen und graphische Darstellungen zeigen, aus denen Sie niemals klug werden. Aber wenn Sie mich fragen, dann kann ich es Ihnen erklären, vom Standpunkt des Laien aus gesehen.«
    »Gut. Dann frage ich Sie.«
    »Dann will ich zuerst einmal etwas zu trinken haben.« Er rieb sich die Hände und sah Aton an.
    »Wasser?« meinte Aton.
    »Sind Sie wahnsinnig?«
    »Seien Sie nicht wahnsinnig. Heute gibt es keinen Alkohol. Es würde zu leicht sein, meine Männer betrunken zu machen. Ich kann es mir nicht leisten, sie in Versuchung zu führen.«
    Der Psychologe brummte etwas Unverständliches vor sich hin, dann richtete er seine durchdringenden Augen auf Theremon.
    »Sie wissen sicher, daß die Geschichte der Zivilisation von Lagash einen zyklischen Charakter aufweist?«
    »Ich weiß«, entgegnete Theremon vorsichtig, »daß das eine Theorie ist, die die Archäologen zur Zeit vertreten. Akzeptiert man sie bereits als Tatsache?«
    »Fast. In unserem Jahrhundert stimmen fast alle Wissenschaftler mit dieser Theorie überein. Der zyklische Charakter ist, oder besser gesagt war, eines der großen Geheimnisse. Wir konnten Reihen von Zivilisationen feststellen, genau neun, und wir bemerkten Anzeichen von mehreren anderen Zivilisationen. Alle haben etwa denselben Entwicklungsgrad erreicht wie unsere Zivilisation, und alle wurden ausnahmslos vom Feuer zerstört, als sie am Höhepunkt ihrer Kultur angelangt waren.
    Und niemand konnte sagen, warum das so war. Alle Kulturzentren wurden restlos vom Feuer verschluckt, und nichts blieb übrig, das auf die Ursache dieser Zerstörung schließen ließ.«
    Theremon hörte angespannt zu.
    »Gab es da nicht auch ein Steinzeitalter?«
    »Möglich. Aber praktisch wissen wir nichts davon, außer daß die Menschen dieses Zeitalters etwas höher entwickelt waren als relativ intelligente Affen. Aber das können wir außer acht lassen.«
    »Ich verstehe. Fahren Sie fort.«
    »Es gab mehrere Erklärungen für diese sich immer wiederholenden Katastrophen, aber sie waren alle mehr oder weniger Ausgeburten der Phantasie. Manche sagen, es gäbe da einen periodischen Feuerregen, andere behaupten, daß Lagash immer wieder durch eine Sonne fliegt, und noch wildere Dinge hat man sich erzählt. Aber es gibt eine Theorie, die sich von allen anderen unterscheidet, die mehrere Jahrhunderte hindurch überliefert worden ist.«
    »Ich weiß. Sie meinen diesen Mythos von den ›Sternen‹, den
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