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Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen
Autoren: Isaac Asimov
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freundlich sein, uns nicht an der Ausübung unserer Pflichten zu hindern. Und außerdem werden Sie sich stets daran erinnern, daß ich hier der Chef bin. Wenn Sie also in irgendwelchen Belangen anderer Meinung sein sollten als ich, so können Sie das in Ihrem Artikel zum Ausdruck bringen, aber ansonsten erwarte ich von Ihnen Gehorsam und Respekt …«
    Er hatte die Hände hinter seinem Rücken verschränkt, und sein faltiges Gesicht schob sich entschlossen vor, als er weitersprechen wollte. Aber eine helle Tenorstimme hinderte ihn daran.
    »Hallo, hallo«, sagte der Neuankömmling, und seine fetten Wangen schwollen in einem breiten Grinsen noch mehr an. »Warum diese Grabesstimmung? Man wird doch nicht etwa die Nerven verlieren? Das will ich aber nicht hoffen.«
    Aton starrte den Mann konsterniert an und fragte mürrisch: »Was zum Teufel machen Sie denn hier, Sheerin? Ich dachte, Sie wären im Schutzbunker.«
    Sheerin lachte und ließ seinen unförmigen Körper in einen Stuhl fallen.
    »Schutzbunker! Das wäre mir viel zu langweilig. Ich will hier sein, im Mittelpunkt der Geschehnisse. Ich will meine Neugierde befriedigen. Ich will die Sterne sehen, von denen die Kultisten immer wieder reden.« Er rieb sich die Hände, und sein Ton wurde ernster. »Es ist kalt draußen. Es hängen einem beinahe schon Eiszapfen aus den Nasenlöchern. Beta scheint überhaupt keine Wärme mehr zu geben, aus dieser Entfernung.«
    Der weißhaarige Direktor knirschte in plötzlicher Erbitterung mit den Zähnen.
    »Warum müssen Sie sich unbedingt zum Narren machen, Sheerin? Welchen Nutzen sollten wir hier von Ihnen haben?«
    »Welchen Nutzen?« Er breitete in komischer Resignation die Arme aus. »Und welchen Nutzen hat man von mir im Schutzbunker? Dort brauchen Sie keinen Psychologen. Dort brauchen sie starke, tatkräftige Männer. Und ich bin hundert Pfund zu schwer, um tatkräftig zu sein. Und ich hätte auch einige Schwierigkeiten, mich fortzupflanzen. Warum sollte ich die Leute also mit mir belasten, ein unnötiges Maul mehr zu stopfen. Hier fühle ich mich besser am Platz.«
    »Was hat es mit diesem Schutzbunker auf sich, Sir?« fragte Theremon kurz.
    Sheerin schien den Reporter erst jetzt zu bemerken. Er runzelte die Stirn und blies seine dicken Wangen auf.
    »Wer sind Sie eigentlich, Rotschopf?«
    Aton preßte die Lippen zusammen.
    »Das ist Theremon 762«, murmelte er unfreundlich. »Ein Reporter. Ich nehme an, Sie haben von ihm gehört.«
    Der Reporter streckte die Hand aus.
    »Und Sie sind sicher Sheerin 501 von der Saro-Universität. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.« Dann wiederholte er seine Frage. »Was hat es mit diesem Schutzbunker auf sich, Sir?«
    »Nun«, sagte Sheerin. »Wir konnten einige Leute von der Richtigkeit dieser Weltuntergangsprophezeiung überzeugen und sie dazu bringen, Maßnahmen zu ergreifen. Es handelt sich um etwa dreihundert Personen, die nächsten Verwandten der Mitglieder des Personals vom Observatorium und der Universität und ein paar Außenseiter. Drei Viertel der Leute sind Frauen und Kinder.«
    »Ich verstehe. Sie sollen sich verstecken, damit die Dunkelheit und die Sterne nicht über sie herfallen können. Sie sollen überleben, während der Rest der Welt zugrunde geht.«
    »Wenn sie können. Es wird nicht leicht sein. Wenn die gesamte Menschheit wahnsinnig geworden, die Städte in Flammen aufgegangen sind, werden die Umweltbedingungen das Überleben sehr erschweren. Aber sie haben Essen, Wasser, Obdach und Waffen …«
    »Sie haben mehr«, sagte Aton. »Sie haben all unsere Forschungsberichte, außer natürlich den Aufzeichnungen, die wir heute machen werden. Diese Forschungsberichte werden für die neue Menschheit alles bedeuten, und sie müssen überleben. Der Rest kann zum Teufel gehen.«
    Theremon stieß einen langen, leisen Pfiff aus und schwieg einige Minuten lang nachdenklich. Die Männer, die um den Tisch gestanden hatten, hatten ein Brettspiel gebracht und beschäftigten sich damit. Kein Wort wurde dabei gesprochen. In wilder Konzentration richteten sich alle Augen auf das Spielbrett. Theremon beobachtete die Männer aufmerksam, und nach einer Weile stand er auf und trat zu Aton, der etwas abseits saß und mit Sheerin eine leise Unterhaltung führte.
    »Hören Sie«, sagte Theremon. »Gehen wir woanders hin, wo wir die anderen nicht stören. Ich habe ein paar Fragen.«
    Der alte Astronom betrachtete ihn mit ärgerlichem Stirnrunzeln, doch Sheerin zirpte erfreut: »Aber gern!
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