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Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen
Autoren: Isaac Asimov
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Saro-Universität, schob seine Unterlippe kampflustig vor und starrte den jungen Reporter wütend an.
    Theremon 762 schrieb diese Wut seinen eigenen Erfolgen zu. In seinen frühen Tagen, als seine jetzt weitverbreitete und in zahlreichen Zeitungen erscheinende Kolumne noch die verrückte Idee eines Anfängers war, hatte er sich fest entschlossen, sich auf diese sogenannten ›unmöglichen‹ Interviews zu spezialisieren. Das hatte ihm zwar mehrere zerschlagene Knochen und des öfteren ein blaues Auge eingebracht, ihm aber einen kühlen Kopf und reichliches Selbstvertrauen geschenkt.
    So ließ er seine ausgestreckte Hand, die ganz offensichtlich ignoriert wurde, wieder sinken und wartete gelassen, bis sich der Zorn des alten Direktors besänftigte. Astronomen waren nun einmal merkwürdige Vögel, und wenn Atons Handlungsweise innerhalb der letzten zwei Monate tatsächlich etwas zu bedeuten hatte, dann war der alte Direktor der merkwürdigste Vogel von allen seinen Kollegen.
    Endlich fand Aton 77 seine Sprache wieder, und obwohl seine Stimme vor mühsam zurückgehaltener Erregung zitterte, befleißigte er sich auch diesmal der sorgfältigen, etwas pedantischen Redeweise, für die der berühmte Astronom bekannt war.
    »Sir«, sagte er. »Sie stellen eine geradezu infernalische Unverschämtheit zur Schau, indem Sie mit diesem unverschämten Vorschlag zu mir kommen.«
    Der bullige Telephotograph des Observatoriums, Beenay 25, fuhr sich mit der Zungenspitze nervös über die Lippen und versuchte vermittelnd einzugreifen.
    »Nun, Sir, trotz allem …«
    Der Direktor wandte sich ihm zu und hob seine weißen Brauen.
    »Mischen Sie sich da nicht ein, Beenay. Ich unterstelle Ihnen nicht, daß Sie diesen Mann mit bösen Absichten zu mir gebracht haben, aber ich dulde jetzt keine Auflehnung mehr.«
    Theremon entschied, daß es nun an der Zeit war, selbst das Wort zu ergreifen.
    »Direktor Aton, wenn Sie mich vorhin vielleicht hätten zu Ende sprechen lassen, glaube ich …«
    »Das glaube ich nicht, junger Mann«, erwiderte Aton, »daß irgendeine Ihrer jetzigen Ausführungen etwas zu bedeuten hat, verglichen mit Ihren täglichen Kolumnen in diesen letzten zwei Monaten. Sie haben eine Pressekampagne gegen meine eigenen Bemühungen und die meiner Kollegen angezettelt, gegen unsere Bemühungen, das Volk auf eine Bedrohung vorzubereiten, die abzuwenden es jetzt zu spät sein dürfte. Sie haben wahrlich Ihr Bestes getan, um mich und meine Mitarbeiter der Lächerlichkeit preiszugeben.«
    Der Direktor ergriff ein Exemplar der Saro City Chronicle und fuchtelte Theremon damit wütend vor der Nase herum.
    »Sogar ein Mann, der für seine Unverschämtheit bekannt ist wie Sie, würde gezögert haben, mit diesem Ansinnen zu mir zu kommen. Gerade Sie wollen über die Ereignisse des heutigen Tages schreiben.« Er warf die Zeitung zu Boden, ging mit großen Schritten zum Fenster und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
    »Sie können gehen«, sagte er barsch über die Schulter und starrte dann mürrisch aus dem Fenster. Gamma, die hellste der sechs Sonnen des Planeten, näherte sich gerade dem Horizont. Gelb verdämmerte sie im Nebel, und Aton wußte, daß er Gamma niemals mehr als geistig gesunder Mann erblicken würde.
    Er fuhr herum.
    »Nein, warten Sie!« Er hob die Hand. »Sie sollen Ihre Story haben.«
    Der Reporter, der noch keine Anstalten gemacht hatte, das Zimmer zu verlassen, ging langsam auf den alten Mann zu. Aton deutete zum Fenster hinaus.
    »Von den sechs Sonnen steht nur mehr Beta am Himmel. Sehen Sie es?«
    Die Frage war unnötig. Beta stand fast im Zenit. Ihr rötliches Licht tauchte das Land in ein ungewöhnliches Orange, als die hellen Strahlen der gesunkenen Gamma erstarben. Beta stand im Aphelium. Sie war klein, kleiner, als Theremon sie jemals gesehen hatte, und in diesem Augenblick war sie die unumstrittene Königin am Himmel von Lagash.
    Lagashs eigene Sonne Alpha, um die der Planet sich drehte, beschien die Antipoden. Der rote Zwerg Beta, Alphas unmittelbarer Gefährte, stand allein am Himmel, schrecklich allein.
    Atons Gesicht leuchtete rot im Sonnenschein.
    »In weniger als vier Stunden wird unsere Zivilisation untergehen. Und das wird geschehen, weil Beta als einzige Sonne am Himmel steht, wie Sie selbst sehen.« Er lächelte grimmig. »Drucken Sie das! Es wird niemand mehr da sein, der Ihren Artikel liest.«
    »Aber nehmen wir einmal an, es vergehen vier Stunden und noch einmal vier Stunden, ohne daß
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