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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
Autoren: Susan Wiggs
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fühle mich nicht gerade wie ein Glückspilz. Die Ärztin hatte recht – er brachte kein Wort heraus.
    Sie gab ihm eine kleine weiße Tafel aus Plastik, an der mit zwei Schnüren ein Filzschreiber und ein Schwamm befestigt waren. „Nun, es kann sein, dass Ihr Kurzzeitgedächtnis etwas eingeschränkt ist. Nachdem wir Sie sauber gemacht haben, werden wir Ihnen ein paar Fragen stellen.“
    Sie drückte irgendwelche Knöpfe an einem Monitor, während die Schwester ihm die Lippen eincremte. „Die Sanitäter haben erzählt, dass Sie ein richtiger Held waren. Sie sind übrigens der Einzige, der bei dem Feuer verletzt wurde. Der ältere Herr und der Hund sind wohlauf.“
    Gott sei Dank, dachte Alex erleichtert. Gott sei Dank. Pete ging es gut, und auch der Hund hatte alles heil überstanden.
    Nachdem die Schwester ihn gewaschen hatte, verließ sie gemeinsam mit der Ärztin das Krankenzimmer. Die Tür blieb einen Spalt offen.
    Die Zeit verstrich. Alex wusste nicht, ob es Minuten oder Stunden waren, die er nun allein in diesem Zimmer lag. Auf keinem der Monitore, die neben seinem Bett summten und brummten, war eine Uhr zu sehen. Er fragte sich, welcher Tag heute wohl sein mochte. Der gleiche Tag, an dem er mit Rosa geschlafen hatte?
    „Alexander?“ Die stattliche Erscheinung seines Vaters füllte den kleinen Vorraum des winzigen weißen Krankenzimmers fast zur Gänze aus. Er trat an Alex’ Bett und beugte sich über ihn. „Gott sei Dank, dass es dir besser geht.“
    Einen Moment lang war Alex sich nicht sicher, ob er träumte oder es tatsächlich sein Vater war, der hier bei ihm war und nun seine Hand hielt. Vielleicht stand er ja unter schweren Medikamenten und halluzinierte.
    Dann geschah etwas noch viel Merkwürdigeres. Zuerst dachte Alex, dass sein Vater sich vielleicht verschluckt hatte oder keine Luft bekam. Dann allerdings merkte er, dass er weinte. Alex war völlig verblüfft. Soweit er sich erinnern konnte, hatte sein Vater noch nie geweint. Nicht einmal, als seine Frau beerdigt worden war.
    Alles in … Alex verzog frustriert das Gesicht, weil er keinen Ton herausbrachte. Er schrieb „Alles o. k. mit dir?“ auf die Tafel.
    „Ja.“ Sein Vater nahm das bestickte Seidentuch aus der Brusttasche seines Jacketts und wischte sich über die Augen. „Du hast mir einen furchtbaren Schrecken eingejagt, mein Sohn. Ich war nicht darauf gefasst, dass es mich so mitnehmen würde. Aber vielleicht liegt es daran, dass mich das alles plötzlich an früher erinnert hat.“
    Alex sah ihn fragend an.
    „An früher, als du noch klein warst. Wir waren ständig mit dir in der Notaufnahme.“
    „Für mich war das damals Routine“, schrieb Alex.
    „Für deine Mutter und mich nicht. Wir hatten jedes Mal entsetzliche Angst, dass die Ärzte dich nicht mehr zum Atmen bringen. All diese Erinnerungen haben mich heute eingeholt. Diese Angst, dich zu verlieren …“
    Alex war so verblüfft, dass er kurz dachte, er hätte sich verhört. Seine trockenen, rissigen Lippen taten weh, als er versuchte, seinem Vater beruhigend zuzulächeln. „Ich bleibe dir erhalten, keine Sorge.“
    Dann saßen sie eine Weile schweigend nebeneinander. Alex konnte sich nicht daran erinnern, jemals so einträchtig mit seinem Vater geschwiegen zu haben. Was für ein merkwürdiges Ende eines merkwürdigen Tages. Anders als die Ärztin prognostiziert hatte, hatte er keinerlei Probleme, sich an jede Einzelheit zu erinnern. Alles hatte so verdammt gut begonnen, dachte er. Nachdem er und Rosa sich geliebt hatten, hatte er gewusst, dass es das Wunderbarste war, was ein Tag nur bieten konnte. Dass jedoch so schnell etwas Schlimmes passieren würde, hätte er allerdings nie für möglich gehalten.
    Sein Vater reichteihm eine Plastikflasche mit Wasser, in der ein Trinkhalm steckte. „Dr. Turabian meint, dass du morgen in ein normales Krankenzimmer verlegt wirst. Dann kannst du Besuch empfangen. Es sind einige Leute hier, die dich gern sehen möchten.“
    Alex runzelte die Stirn.
    „Zum Beispiel Rosa Capoletti. Sie ist bezaubernd. Ich nehme an, das wusstest du schon. Und dann ist da noch ein junger Mann mit rosa Haaren. Gina ist ebenfalls hier und Pete Capoletti natürlich auch. Aber sie dürfen dich nicht auf der Intensivstation besuchen, sondern erst morgen – falls es nicht zu anstrengend für dich ist.“
    „Natürlich ist es nicht zu anstrengend für mich, wenn Rosa kommt“, kritzelte er auf seine Tafel.
    „Ich hoffe, dass du morgen früh besser
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