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...und der grüne See (German Edition)

...und der grüne See (German Edition)

Titel: ...und der grüne See (German Edition)
Autoren: Heinrich Lause
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die Unterlagen
schon zu Anfang der Sommerferien auf den Tisch gelegt, wäre
Denny schon längst informiert worden. Aber auch Sie tragen
eine gewisse Mitverantwortung an der Verspätung. Sie hätten
uns frühzeitig benachrichtigen müssen.”
„Aber …”, versuchte Samuel anzusetzen.
„Sind Sie wirklich so naiv zu glauben, dass eine Aufnahme
in diesem Jahr nicht erfolgen würde?”, hörte Denny es im
Wohnzimmer keifen.
Die Antwort bestand aus Schweigen. Dennys Eltern schie-
nen rat- und sprachlos zu sein.
„Nun”, fuhr die Dame in einem etwas gemäßigteren Ton
fort, „jetzt müssen wir die Kuh irgendwie vom Eis kriegen. Am
besten werde ich jetzt erst einmal mit Denny sprechen, damit
auch er es erfährt.”
Jetzt kam auch Samuel endlich dazu, eine vollständige
Frage stellen zu können.
„Ja, dürfen Sie das denn überhaupt?”
„Aber natürlich darf ich das. In Fällen wie diesen gibt es Gott
sei Dank auch andere Regeln und Möglichkeiten. Es ist üblich,
dass die Verantwortung der Großeltern für ihre Enkelkinder
entweder auf die Ältesten der Gemeinschaft oder auf die Schule
übergeht. Ihr Vater hat sich rechtzeitig darum gekümmert und
die notwendigen Schritte eingeleitet. Er hat noch zu Lebzeiten
die Verantwortung auf die Schule übertragen und das bedeutet,
dass ich als Lehrkraft dieser Schule es ihm persönlich sagen
darf.”
    Sie schaute sich kurz um. „Wo ist er überhaupt?”
„Oben”, entgegnete Samuel.
„Ja, worauf warten Sie denn noch?”, keifte die Frau wieder
ungeduldig, „wir sollten keine Zeit verlieren. Denny wird in drei
Wochen bei uns erwartet.”
„Einen Moment, Frau Professor, ich werde ihn holen.”
    Salomé wollte aufstehen.
„Das ist nicht mehr nötig.” Es war Denny, der in diesem
Moment in der Wohnzimmertür erschien. Von Neugier getrie-
ben, hatte er es oben nicht mehr ausgehalten.
Denny sah nun die Professorin vor sich sitzen. Die
Brillenträgerin hatte schneeweißes Haar, das am Hinterkopf
zu einem Knoten zusammengesteckt war. Die violette Tunika
reichte ihr bis zu den Knien, darunter trug sie schwarze Leggins
und ihre grünen Schuhe hatten außergewöhnlich hohe Absätze
und gelbe Schleifen. Auffällig waren auch die Armbänder an
ihren Handgelenken, mit einer Vielzahl eingearbeiteter Steine.
„Was ist in drei Wochen? Wo werde ich erwartet? Wieso
Aufnahme? In drei Wochen ist Schule angesagt!“
Es herrschte abermals für einen Moment Schweigen, bevor
der bunte Vogel - wie Denny die Besucherin insgeheim nannte
- als erstes wieder das Wort ergriff. Von Dennys plötzlichem
Erscheinen schien sie nicht sonderlich überrascht.
„Nun, ich sollte mich erst einmal vorstellen, junger Mann.”
Sie stand auf und reichte Denny die Hand.
Salomés und Samuels stumme Blicke wanderten von Denny
zu der Professorin. Ihm schien, als würde die Mutter etwas
besorgt dreinschauen.
    „Ich bin Professor Dr. Angela Hoffalt, Lehrkraft am Kolleg
für Steinmagie im Beutling.”
Denny erwiderte ihren kräftigen Händedruck, sagte aber
nichts, während sie sich setzte.
„Sie werden sich sicherlich fragen, von was für einer
Lehranstalt ich hier spreche. Nun, es ist eine der besonderen
Art. Nur künftige Steinmagier haben die Berechtigung, das
Kolleg zu besuchen. Schüler, die aufgrund ihrer Bestimmung
auf ihr späteres Leben vorbereitet werden.
Denny verschlug es für einen Moment die Sprache.
Steinmagier? Sollte das ein Witz sein? Magie? Zauberei?
Niemand brach in Gelächter aus … also schien da etwas
dran zu sein. Neugierig wartet er darauf, mehr zu erfahren.
Gegen einen Schulwechsel hatte er im Grunde genommen
nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil!
„Mein lieber Herr Gideon!” Der stechende Blick der
Professorin war bei diesen Worten auf Denny gerichtet. „In
etwa drei Wochen wird sich Ihr Leben komplett verändern. Sie
werden lernen, Verantwortung zu übernehmen. An Sie werden
in Kürze Anforderungen gestellt, die Ihnen zunächst fremd
vorkommen werden.“
Denny schaute die Besucherin zweifelnd an. Er wusste rein
gar nichts über die Herkunft und Geschichte seiner Familie und
erst recht nichts von der besonderen Personengruppe, der er
angeblich angehörte.
Wie konnte er auch, wenn man bedenkt, dass der einzige
Mensch, der berechtigt gewesen war ihm darüber Auskunft
zu geben, zwei Jahre nach seiner Geburt gestorben war? Soviel
hatte er immerhin mitbekommen.
Eine Fliege hatte während des Gesprächs laut summend auf
Dennys Arm Platz genommen.
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