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und der blaue Diamant

Titel: und der blaue Diamant
Autoren: Enid Blyton
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lief der Speichel, und die Zunge hing von der Anstrengung halb heraus. Der Stier pumpte kräftig nach Luft. Die Flanken hoben und senkten sich aufgeregt. Der Stier bewegte sich keinen Zentimeter. Schließlich wedelte der Chauffeur rnit den Händen und schrie: »Allez! Hopp!« und drückte auf die Hupe. Erschrocken sprang der Stier nach rechts in den Straßengraben. Die Horde Kinder rannte hinterher und umzingelte ihn. Einer sprang bebende auf seinen Rücken, packte ihn an den Hörnern und hielt sich tapfer fest, als der Stier plötzlich wieder losjagte. Er klammerte sich mit beiden Beinen an den Bauch des Tieres und senkte den Kopf, damit die herabhängenden Zweige ihm nicht ins Gesicht Schlugen. Fassungslos starrten die Kinder hinterher. Sogar Tim hatte den Atem angehalten. Mit aufgerichteten Ohren verfolgte er das komische Tier. So etwas war ihm vollkommen neu … was das auf dem Kopf hatte … es lohnte sich bestimmt, so ein Ungetüm einmal aus der Nähe zu betrachten … Tim schnaufte nervös. Schließlich brach Julius das Schweigen. »Habt ihr so etwas schon mal gesehen?« fragte er. Die anderen schüttelten den Kopf, bloß Onkel Quentin lachte. »Das werdet ihr hier noch oft erleben. Hier werden nämlich Stiere für den Stierkampf gezüchtet, und die Kinder in den Dörfern wachsen alle mit den Stieren auf.«
    »Komisch«, kicherte Anne, »wenn man sich vorstellt, daß ein Stier für die so etwas ähnliches ist wie Tim für uns.« Sie kraulte Tim, der seinen Kopf zwischen die beiden Mädchen auf die Sitzbank gelegt hatte und von einem zum andern blickte. Der Wagen rollte fünf Minuten später über eine alte Zugbrücke aus Holz und rostigem Eisen, fuhr durch eine Laube aus Weinreben hindurch und hielt vor dem Schloßeingang. Ein junge, ungefähr in Richards Alter, kam die Treppenstufen heruntergelaufen. Er begrüßte alle mit einem freundlichen Lächeln und sprach in fließendem Englisch: »Bitte, kommen Sie! Ich soll Ihnen die Zimmer zeigen. Mein Onkel ist noch bei den Stieren. Ich heiße Micki.«
    »Du sprichst aber gut Englisch«, sagte Georg erstaunt. Micki lachte. »Kein Wunder, meine Mutter ist Engländerin, und ich bin in England aufgewachsen. Ich lebe erst seit zwei Jahren hier bei meinem Onkel.«
    »Kannst du denn auch schon mir den Stieren kämpfen?« fragte Anne, die den braungebrannten Jungen neugierig betrachtete. Micki grinste. »Ich bin doch nicht lebensmüde! Habt ihr eine Ahnung, wie gefährlich die Stiere sind! Neulich hat jemand das Gatter aufgemacht, und da sind alle Stiere ausgebrochen, die starken sechsjährigen Stiere, wißt ihr, und sie haben das ganze Dorf verwüstet. Einer ist sogar in die Gastwirtschaft eingebrochen, er hat einfach die Holztür zerschlagen, und am nächsten Morgen, als der Gastwirt hereinkam, da stand der Stier hinter der Theke und starrte ihn mit glasigen Augen an … «
    Micki rollte mit den Augen und hielt die Zeigefinger so an die beiden Seiten seines Kopfes, als wären es Hörner. Angriffslustig tänzelte er auf Georg zu. Tims Fell sträubte sich. Er knurrte. Erschrocken blieb Micki stehen. »Einen Hund habt ihr auch mitgebracht. Toll! Davon hat mir mein Onkel gar nichts gesagt. Hier gibt es nämlich eine Menge Mäuse. Fängt er auch Mäuse?«
    Georg sah den Jungen verächtlich an. »Tim ist doch keine Katze!« sagte sie schnippisch. Tante Fanny lächelte Micki zu. »Würdest du uns jetzt wohl die Zimmer zeigen? Nachher könnt ihr ja weiter über Mäusejagd reden.«
    Micki nickte eifrig. »Natürlich«, sagte er. Georg stieg neben Anne die alten Treppenstufen hinauf. »Aber ich will überhaupt nicht mit diesem eingebildeten Jungen über Mäusejagd reden«, knurrte sie. »Ich kann ihn nicht ausstehen. Ich finde ihn gräßlich.«
    »Du findest immer alle Leute gräßlich«, flüsterte Anne vorwurfsvoll. »Warte doch erst mal ab, vielleicht ist er ja ganz nett.«
    »Aber er tut so, als ob ihm hier alles gehört«, knurrte Georg zurück. »Und Tim mag ihn auch nicht. Hast du gesehen, wie er geknurrt hat?«
    Sie traten in die kühle Eingangshalle ein, wo alles mit Marmorplatten ausgelegt war. In der Mitte stand ein uralter Tisch, darauf. eine große Kupferschale, die mit Strohblumen gefüllt war. Die Fenster waren aus buntem bemaltem Glas, das sich auf dem Fußboden spiegelte. Die Stühle hatten an den Seiten so hohe steife Lehnen, daß sich niemand freiwillig draufsetzen würde. Eine alte Ritterrüstung stand in einer Fensternische. In der rechten Hand hielt
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