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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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doch gar nicht dafür verantwortlich», sprudelte es aus Nadine heraus.
    «Ich fühlte mich aber verantwortlich. Der Erste Staatsanwalt vertrat die Anklage. Und ich habe ihm wochenlang zugearbeitet. Das hätte mich beinahe meine Karriere gekostet.»
    «Haben Sie dabei Fehler gemacht?»
    «Wie … Fehler? Nein, sicher nicht. Wo kämen wir da hin, wenn man die Anklage auf Fehlern aufbauen würde. Aber die Beweislage war äusserst dünn. Letztendlich nur basierend auf der Aussage von diesem, wie hiess er doch noch …»
    «Selm!»
    «Genau. Das schwächste Glied in der Kette. Der Erste Staatsanwalt, Gott sei seiner Seele gnädig», Borer bekreuzte sich, «war sich absolut sicher, dass er die vier überführen würde. Zu sicher. Ich habe ihn mehrmals gewarnt. Der Kommissär, der den Fall untersuchte …»
    «Bernhard Meister! Mein Vorgänger.»
    «Ja, genau. Dieser Meister hatte seriös ermittelt. Es stand ausser Zweifel, dass die Angeklagten den jungen Mann getötet hatten. Stellen Sie sich das vor! Aus reinem Vergnügen schlugen sie auf das Opfer ein, bis dieses bewusstlos am Boden lag. Sie kannten den Mann nicht einmal. Kommissär Meister zog alle Register seines Könnens. Er hatte sich dermassen in den Fall verbissen, dass er nach dieser schmählichen Niederlage den Dienst quittierte.»
    «Sich frühzeitig pensionieren liess», korrigierte Ferrari den Staatsanwalt. «Nachdem man ihn noch befördert hatte, damit er zumindest eine höhere Rente beanspruchen konnte.»
    «Gut möglich. Das mit der Rente will ich nicht gehört haben. Das klingt so nach Vetternwirtschaft. Zwischen ihm und der Familie des Toten gab es so etwas wie eine Verbrüderung.»
    «Mit den Eltern des jungen Mannes?»
    «Vor allem mit der älteren Schwester des Getöteten. Der Erste Staatsanwalt musste Meister mehrmals zurückpfeifen. Er hätte den Fall beinahe abgeben müssen. Aber in der Sache selbst hat er korrekt ermittelt.»
    «Trotzdem wurden die vier Angeklagten freigesprochen.»
    «Gregor Hartmann!»
    Er sprach den Namen wie einen Fluch aus.
    «Wir wissen nur, dass er ein Staranwalt ist. Begegnet ist er mir noch nie.»
    «Staranwalt war, ist korrekt. Er ist wie Meister in Pension gegangen. Hartmann war gewieft und mit allen Wassern gewaschen. Skrupellos bis zum Gehtnichtmehr. Schuldig oder unschuldig war ihm immer egal. Ein Mandant musste freikommen.»
    «Und dem hatte der Erste Staatsanwalt nichts entgegenzusetzen.»
    «Wir kämpften auch mit harten Bandagen. Diesem Selm versprachen wir als Kronzeugen Straffreiheit. Aber das nutzte nichts. Hartmann schüchterte ihn ein, drohte ihm, dass er keine ruhige Minute mehr haben würde, wenn er seine Aussage nicht zurückziehe.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Nur Vermutungen, Frau Kupfer. Aber nach dem ersten Gespräch mit Hartmann bekam der Mann richtiggehend Angst. Ich habe den Ersten Staatsanwalt gewarnt. Vergeblich. Er dachte, Straffreiheit sei genug. Dabei übersah er, dass ihm ein ganz anderes Kaliber gegenüber sass. Was hätte diesem Selm die Straffreiheit genutzt, wenn er einige Wochen später irgendwo ermordet aufgefunden worden wäre?»
    «Wer hat diesen Hartmann engagiert?»
    «Keine Ahnung. Aber zwei oder vielleicht sogar drei der jungen Männer waren aus gutem Hause. Finanziell gesehen. Die haben zusammengelegt und triumphiert!»
    Die letzten Worte klangen bitter aus dem Mund von Jakob Borer.
    «Und jetzt ist einer der vier abgestraft worden!»
    «Sie glauben, dass der Mord an Arnold Gissler mit dem Prozess zusammenhängt, Frau Kupfer?»
    «Das könnte durchaus sein. Nur eine Vermutung.»
    Jakob Borer erhob sich. Die Audienz war anscheinend beendet.
    «Falls Sie keine weiteren Fragen haben, ich muss noch einen wichtigen Bericht schreiben. Ach ja, Frau Kupfer, wenn Sie draussen Annina … ich meine, Frau Steiner begegnen, da wäre noch etwas gutzumachen.»
    Ferrari schmunzelte, als er den Blick sah, den seine Assistentin dem Staatsanwalt zuwarf.

5. Kapitel
    Monika stritt sich in der Küche mit jemandem. Es waren mehrere Stimmen zu hören. Die eine war wie immer ihre Tochter Nicole, die andere Stimme kam ihm zwar bekannt vor, aber irgendwie klang sie heiser. Als ihm einfiel, wer dahinter steckte, war es bereits zu spät.
    «Du kommst wie gerufen, Ferrari!», erwischte ihn Monika auf seinem Rückzug. Wenn Monika ihn bei seinem Nachnamen nannte, war Streit vorprogrammiert.
    «Liebling … ich habe noch etwas im Büro vergessen …»
    «Du bleibst, du Feigling!»
    «Aber Monika
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