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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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öffnen. Hämisch dachte er darüber nach, dass die Klimaanlage wahrscheinlich nächstens kollabierte, weil sie mit der Wärme von draussen nicht fertig wurde.
    Arnold Gissler … Gissler … was sagt mir nur der Name? Und in welchem Zusammenhang? Mit Sicherheit bestand keine Verbindung zu einem seiner Fälle. Das wäre ihm in Erinnerung geblieben.
    Nadine hatte sich ins Archiv begeben, um eine allfällige Akte Gissler zu finden. Besser sie als ich. Der Archivar war kein besonders guter Freund von Ferrari. Er liess ihn oft bewusst auflaufen, verzögerte die Einsichtnahme in Unterlagen. Warum auch immer. Manche Menschen mag man einfach nicht. Wenigstens bestand diese Antipathie auf Gegenseitigkeit. Nadine würde ihn problemlos um den Finger wickeln.
    «Spinnst du, Francesco! Mach sofort die Fenster zu.»
    «Weshalb?»
    «Die Klimaanlage arbeitet auf Hochtouren.»
    «Ich finde es so richtig angenehm.»
    Nadine schloss die Fenster.
    «He, das ist mein Büro!»
    «Wenn dir das Klimagerät auf den Wecker geht, kannst du es doch einfach ausschalten.»
    «Aha! Und wie das?»
    «Hier …» Nadine drückte auf einen Knopf rechts vom Lichtschalter. «Ganz einfach. Wenn du hier draufdrückst, ist die Anlage aus. Und wenn die Anlage an ist, kannst du den Schalter drehen, von Minimal bis Maximal.»
    «Ist sie jetzt ganz aus?»
    «Ja.»
    «Gut, dann kannst du die Fenster wieder öffnen und frische Luft reinlassen.»
    Kopfschüttelnd öffnete Nadine die Fenster.
    «Du bist ein sturer Bock, Francesco.»
    «Danke für das Kompliment.»
    «Nur dein Gedächtnis funktioniert nicht mehr richtig. Von Gissler existiert keine Akte.»
    «Komisch. Ich hätte schwören können, dass er Dreck am Stecken hat. Trotzdem, der Name kommt mir bekannt vor.»
    «Was hingegen wiederum stimmt.»
    «Also doch jemand, der schon mit uns zu tun hatte?»
    «Kannst du dich an die Fahrner-Tragödie vor fünfzehn Jahren erinnern?»
    «Fahrner … Fahrner? Nein, das sagt mir nichts.»
    «Ein junger Mann, den man mit inneren Verletzungen in der Augustinergasse fand. Auf dem Weg ins Spital starb er.»
    «Ja, genau, jetzt dämmert es mir. Waren da nicht Freunde von ihm mit im Spiel?»
    «Gar nicht schlecht, dein Gedächtnis. Angeblich wurde er von vier Gleichaltrigen praktisch zu Tode geprügelt. Allerdings waren es keine Freunde, sie kannten sich nicht.»
    «Weshalb haben sie ihn zusammengeschlagen?»
    «Grundlos. Heute würde man das wohl ‹Happy Slapping› nennen.»
    «Meist jugendliche Angreifer schlagen auf einen Unbekannten ein, filmen es mit dem Handy und stellen es ins Netz oder verbreiten es übers Mobiltelefon.»
    «Manchmal überraschst du mich. In einigen Dingen bist du absolut weltfremd, in anderen wiederum auf dem neusten Stand. Chapeau.»
    «Schliesslich lese ich Zeitungen und schau mir die ‹Tagesschau› an.»
    «Arnold Gissler war einer der vier jungen Leute.» Nadine legte eine Akte auf den Tisch. «Du solltest einen Blick darauf werfen.»
    In den folgenden zwei Stunden vertiefte sich der Kommissär in die Gerichtsakten. Am 17. Oktober 1994, um zweiundzwanzig Uhr, wurde die Polizei von Passanten alarmiert. In der Augustinergasse beim Brunnen lag ein bewusstloser junger Mann. Obwohl umgehend ein Rettungswagen aufgeboten wurde, erlag das Opfer noch während des Transports seinen inneren Verletzungen. Geleitet wurden die damaligen Ermittlungen von Ferraris Vorgänger, Kommissär Bernhard Meister, der kurz darauf in Pension gegangen war.
    Nach drei Tagen erfolgte ein Zugriff. Robert Selm, einer der vier jungen Männer, wurde verhaftet. Er bestritt die Tat, verwickelte sich aber in immer neue Widersprüche. Meister gelang es nach und nach, die Namen der drei anderen aus ihm herauszulocken, die mit ihm an jenem Abend zusammen waren: Arnold Gissler, Philippe Stähli und Andreas Richter. Die tagelangen Verhöre brachten keine neuen Erkenntnisse, die vier mutmasslichen Täter bestritten alles und gaben sich gegenseitig ein Alibi. Wochen später gelang dennoch der Durchbruch. Das schwächste Glied in der Kette, Robert Selm, gestand die Tat. Sie hätten sich einen Spass daraus gemacht, einen Unbekannten zu verprügeln, aber sie hätten ihn ganz bestimmt nicht töten wollen. Die anderen drei blieben bei ihren Aussagen. Auf Druck der Bevölkerung, vor allem die Eltern und die ältere Schwester von Beat Fahrner mobilisierten die Basler Medien, entschloss sich die Staatsanwaltschaft gegen die Empfehlung des Kommissärs Anklage zu erheben. Bernhard Meister
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