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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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liess nicht locker. Da gab ich ihr einfach eine falsche Hausnummer an. Sie dachte vermutlich, dass ich eine ehemalige Geliebte aufsuchen würde. Sozusagen zum Abschied.»
    Somit blieb nur noch Philippe Stähli.
    «Ich wollte Stähli in seinem Büro richten. Aber es kam anders. Er war auf dem Weg zur Toilette, als ich den Lift verliess. Ich bin ihm gefolgt. Hier gab es überhaupt kein Problem. Gut, eine Frau hatte mich gesehen. Aber das war weiter nicht tragisch, denn Alice brachte mich ja immer zur Untersuchung ins Spital zu meinem alten Freund Professor Rotach. Er praktiziert nur im Kantonsspital, auch seine Privatpatienten behandelt er dort. Das war für mich ein ausgezeichneter Vorwand. Alice wartete wie gewohnt im Kaffee auf mich. Der Zufall wollte es, dass Sie mich ausgerechnet an diesem Tag besuchten. Wir kamen knapp eine halbe Stunde vor Ihnen zu Hause an. Ein erregendes Gefühl, der Mörder sitzt dem ahnungslosen Kommissär gegenüber.»
    Ferrari schaute ihn ungläubig an. Wie hatte er sich vom Anwalt nur so täuschen lassen können? Sie waren die ganze Zeit so nahe dran gewesen und doch meilenweit entfernt. Plötzlich wurde Hartmann von einem starken Hustenanfall geschüttelt. Der anwesende Arzt bat sie, den Raum umgehend zu verlassen.
    «Warten … warten Sie. Haben Sie … noch … Fragen an mich?»
    Ferrari schüttelte den Kopf.
    «Etwas bedrückt mich, Herr Kommissär. Ich konnte zum ersten Mal in meinem Leben einen Fall nicht abschliessen. Einer läuft immer noch frei rum.»
    Ferrari hatte genug gehört. Gregor Hartmann hatte jeglichen Realitätssinn verloren. Eigentlich traurig. Er gab Nadine ein Zeichen. Schweigend verliessen sie die Intensivstation.
    «Wie geht es ihm? Wird er es überstehen?», wurden sie von Alice Schneeberger sehnlichst empfangen.
    «Ich befürchte, dass er in dieser Nacht sterben wird, Frau Schneeberger.»
    Tränen liefen über ihr Gesicht.
    «Wieso trifft es immer die guten Menschen? Weshalb gerade Gregor, Frau Kupfer? Er hat doch nie im Leben etwas Schlimmes getan. Das ist nicht fair.»
    Nadine nahm sie in die Arme und tröstete sie.
    «Sie müssen jetzt stark sein, Frau Schneeberger. Er will nicht, dass Sie um ihn weinen. Sie sollen in die Zukunft schauen und ein erfülltes Leben leben. Das ist sein Wunsch.»
    Nadine und Ferrari verabschiedeten sich von Alice Schneeberger und setzten sich in der Cafeteria an einen runden Tisch. Minuten vergingen, ohne dass jemand ein Wort sprach.
    «Du glaubst Hartmann, dass sie nichts mit der Sache zu tun hat?», begann Nadine.
    «Ja, ich glaube ihm. Alice Schneeberger hält ihn für den besten Menschen auf der Welt. So soll es auch bleiben.»
    «Du bist ein komischer Kauz, Francesco.»
    «Ich bin der grösste Trottel der Stadt. Stell dir vor, wir haben Hartmann immer auf dem Laufenden gehalten und ihn sogar für unsere Untersuchungen gewonnen. Einfach Wahnsinn.»
    «Es deutete alles auf Bernhard Meister, Anita Brogli und Elisabeth Fahrner hin.»
    «Nichts ist so, wie es scheint … Übrigens ein Zitat von Bernie.»
    Noch in der gleichen Nacht verstarb einer der bedeutendsten Anwälte, den die Schweiz je hervorgebracht hatte.

27. Kapitel
    Das Begräbnis von Gregor Hartmann war würdevoll und schön. Ja, schön. Alles, was in unserem Land Rang und Namen hatte, gab ihm das letzte Geleit. Ein Bundesrat bedauerte in seiner Ansprache den grossen Verlust und würdigte ausführlich seine herausragenden Leistungen. Ehre, wem Ehre gebührt, dachte Kommissär Ferrari, der sich zusammen mit Nadine im Hintergrund aufhielt. Ganz vorne stand Alice Schneeberger, aufrecht und stolz. Ganz so, wie es dem Anwalt gefallen hätte.
    Staatsanwalt Jakob Borer, der natürlich nicht fehlen durfte, hatte es irgendwie geschafft, dass die Wahrheit nicht an die Öffentlichkeit gedrungen war. In einer viel beachteten Pressekonferenz, ein rhetorisches Meisterwerk, versicherte er, dass der Mörder gefasst worden sei. Doch habe er sich bei der Verhaftung widersetzt und sei erschossen worden. Aus Rücksicht auf seine Familie würde der Name des Verbrechers nicht bekannt gegeben. Am nächsten Tag war in der ganzen Schweiz vom Fall H. die Rede. Und Nadine und der Kommissär wurden für dessen Lösung mit Lobeshymnen überschüttet. Die Bevölkerung war ihrerseits froh, einen Serienmörder weniger auf dieser Welt zu wissen und ein klein wenig ruhiger schlafen zu können.
    Alice Schneeberger trat das Erbe von Gregor Hartmann an. Die attraktive Krankenschwester konnte sich fortan
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