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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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erlitten. Mein Gott, er wird es nicht überleben. Bitte, beeilen Sie sich.»
    Nadine und Ferrari hasteten durch die Gänge. Der diensthabende Arzt kam auf sie zu.
    «Kommissär Ferrari?»
    «Ja. Das ist meine Partnerin Nadine Kupfer.»
    «Unter normalen Umständen würde ich Sie nicht zum Patienten lassen. Er befindet sich in einem sehr kritischen Zustand und wird die Nacht nicht überleben. Doch er möchte Sie unbedingt sehen. Bitte folgen Sie mir.»
    Hartmann lag auf der Intensivstation. Als er sie kommen sah, versuchte er zu lächeln.
    «Sie haben sich Zeit gelassen. Nehmen Sie Platz. Ich kann Ihnen leider nichts zu trinken anbieten. Der Service lässt hier zu wünschen übrig. Wie geht es Alice?»
    «Sie ist sehr besorgt.»
    «Alice hat nichts damit zu tun, das müssen Sie mir glauben. Sie fuhr mich nur immer hin. Sie ist ein wenig naiv. Aber ich glaube, sie liebt mich wie ihren eigenen Vater.»
    «Das werden wir dann noch sehen, Herr Hartmann», brummte Ferrari.
    «Geben Sie sich nicht der Hoffnung hin, dass Sie ihr etwas anhängen können. Ich habe heute Nachmittag bereits unter Eid eine Aussage bei Amos Horowitz gemacht. Ein guter Freund und ein begnadeter Anwalt. Zurzeit der beste in der Schweiz. Er hat mir versprochen, sie zu beschützen. Also, verschwenden Sie nicht unnötig Steuergelder.»
    Er legte eine Pause ein. Sein Atem ging schwer.
    «Sie erbt übrigens mein ganzes Vermögen. Ich habe es mir anders überlegt … Sie haben es herausgefunden, Herr Kommissär?»
    «Leider viel zu spät. Sie gingen sehr geschickt vor.»
    «Ich hatte immer schon eine Vorliebe für taktische Spiele. Vielleicht wäre ich in einem anderen Leben ein grosser Feldherr geworden oder ein Schachgrossmeister … Ich muss irgendwo einen entscheidenden Fehler begangen haben.»
    Hartmann hustete stark.
    «Sie haben beim Gespräch mit Meister zu viel ergänzt.»
    «Wo … wo genau, Frau Kupfer?»
    Der Husten verstärkte sich.
    «Bei Gissler. Dass er im Wohnzimmer umgebracht worden war, wusste nur der Mörder und wir.»
    «Ein kleiner, aber sehr dummer Fehler von mir. Bernie wusste sehr wenig über den Tathergang bei Gissler. Da haben seine Quellen versagt. Man hat mich vor Ihnen gewarnt. Sie sind würdige Gegner in diesem letzten Spiel gewesen. Es war mir eine grosse Ehre.»
    «Ich verstehe Ihre Beweggründe nicht.»
    Hartmann liess sich lange Zeit, bevor er antwortete. Es kam Ferrari so vor, als ob er die letzten Monate zuerst Revue passieren liess. Das Sprechen bereitete ihm sichtlich Mühe.
    «Ich habe Ihnen ja erzählt, dass Robert Selm eines Tages zu mir kam, um reinen Tisch zu machen. Von Gewissensbissen getrieben und angesichts meines nahen Todes schilderte er, was in jener Nacht vor fünfzehn Jahren geschehen war. Es gab damals nur einen einzigen Zeugen. Ich weiss nicht, ob Sie ihn kennen?», Hartmann kicherte leise. «Der wunderschöne Basilisk, der oben auf dem Brunnen thront. Haben Sie sich schon einmal geachtet? Das Fabeltier hält das Wappen unserer Stadt und blickt hinab, in jener Nacht in tiefe menschliche Abgründe. Und der Basilisk weinte, still und für immer ungehört … Robert bat um Verständnis und um Verzeihung. Aber ich konnte nicht, ich war zutiefst enttäuscht. Seltsam, ich kann es selbst nicht genau erklären, ich entschloss mich noch am gleichen Tag, wenigstens einmal im Leben auf der richtigen Seite zu stehen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits, dass ich nur noch wenige Monate zu leben hatte. Ich hatte also nichts zu verlieren.»
    «Selbstjustiz hat nichts mit der richtigen Seite zu tun. Absolut gar nichts.»
    «Wissen Sie, die vier haben mich von Beginn an belogen und schamlos benutzt. Das konnte und durfte ich nicht ungestraft lassen.»
    Welch kranke Vorstellung, dachte Ferrari. Drei der vier mussten ihr Leben lassen, weil sie ihren Anwalt angelogen hatten und nicht, weil sie schuldig waren.
    «Andreas Gissler war mein erstes Opfer. Er bat mich höflich in seine Wohnung, wehrte sich kaum. Robert Selm ahnte zwar, dass Andreas’ Tod in Zusammenhang mit dem Prozess stand, aber sein Verdacht richtete sich nicht gegen mich. Anscheinend hatte mich die Nachbarin, diese junge Türkin, beim ersten Besuch gesehen und in der Mordnacht zufälligerweise Alice, die an der Ecke auf mich wartete.»
    «Warum hat Alice Schneeberger nicht unmittelbar vor dem Haus gewartet?»
    «Ich hatte ein Taxi genommen. Nicht bis vor die Haustür, versteht sich, nur bis zur Clarastrasse. Alice wollte mich aber unbedingt abholen und
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