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"Und dann werde ich das größte Zeitungshaus Europas bauen" - der Unternehmer Axel Springer

"Und dann werde ich das größte Zeitungshaus Europas bauen" - der Unternehmer Axel Springer

Titel: "Und dann werde ich das größte Zeitungshaus Europas bauen" - der Unternehmer Axel Springer
Autoren: Campus
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Misstrauen, das nicht zuletzt ein vereintes Vorgehen gegen Springer während der politischen Auseinandersetzungen der späten 1960er-Jahre verhinderte.
    Nach der Trennung von den
Spiegel
-Anteilen hatte sich Bucerius entschlossen, auch die Beteiligung am
Stern
aufzugeben und sein unternehmerisches Risiko auf
Die Zeit
zu begrenzen. 158 Der Grund war die Sorge, dass der zunehmende Wettbewerb auf den Zeitschriftenmärkten eines Tages den
Stern
schwächen und dadurch die Finanzierung der chronisch defizitären
Zeit
gefährden könnte. 159 Auf der Suche nach einem Käufer war der
Zeit
-Verleger erneut auf Springer gestoßen und offerierte dem Weggefährten und Kontrahenten ungeachtet wachsender politischer Vorbehalte im Sommer 1963 seinen 87,5-prozentigen Anteil an der Verlag Henri Nannen GmbH. 160 Springer, der mittlerweile eine Expansion im Zeitschriftenbereichanstrebte, zeigte sich äußerst interessiert. Insbesondere die objektübergreifende Koordination des wachstumsträchtigen Anzeigengeschäfts barg große Ertragschancen; ähnliches galt für die beträchtlichen Synergiepotentiale, vor allem im Druckbereich. Nach den ersten Unterredungen zwischen Kracht und Bucerius’ Anwalt Johannes Scheer wurde allerdings deutlich, dass die ablehnende Haltung des Minderheitsgesellschafters Gruner einen raschen Erwerb unmöglich machte. 161 Der Druckereibesitzer strebte zur Absicherung der Druckaufträge selbst eine Übernahme der
Stern
-Anteile an, schreckte aber vor einer übermäßigen Verschuldung zurück und bot Bucerius keine Barzahlung, sondern lediglich eine Beteiligung am eigenen Druckereiunternehmen an, was der
Zeit
-Verleger zumindest vorläufig ablehnte.
    Als sich im März 1965 schließlich doch ein Zusammenschluss von Bucerius, Gruner und Jahr abzeichnete und zugleich Alfred Bauer über 50 Millionen Deutsche Mark für den
Stern
offeriert hatte, nahm Kracht mit Unterstützung von Ebelin Bucerius die Verhandlungen wieder auf und bot schließlich rund 43 Millionen für den 87,5-prozentigen
Stern
-Anteil des
Zeit
-Verlegers. 162 Doch die Fusionsgespräche zwischen Bucerius, Gruner und Jahr waren bereits zu weit gediehen. Im Frühjahr 1965 erzielten die drei Unternehmer eine Einigung, die im Juli 1965 in der Gründung der Gruner & Jahr GmbH & Co. KG mündete
.
Sie brachten ihre Verlagsobjekte
Stern
,
Die Zeit
,
Constanze
,
Brigitte
,
Petra
,
Schöner Wohnen
und
Capital
sowie jeweils ihre drucktechnischen Kapazitäten ein und schufen mit 250 Millionen Deutsche Mark Jahresumsatz einen der größten bundesdeutschen Zeitschriftenverlage. 163 Für Springer war dies eine bittere Niederlage, die nicht nur das Scheitern seiner
Stern
-Pläne, sondern auch die Geburt eines mächtigen Zeitschriftenkonkurrenten bedeutete.

Expansion auf dem Zeitschriftenmarkt
    Mit dem Erwerb des Münchener Kindler & Schiermeyer-Verlags läutete Springer im Juli 1965 den letzten Akt seiner verlegerischen Expansion ein, auf deren Höhepunkt er nicht nur die meisten Zeitungen in der Bundesrepublik verkaufte, sondern auch zum größten Zeitschriftenverleger aufstieg. Zeitgleich begannen die öffentlichen Angriffe auf Springer, dessen vermeintlich marktbeherrschende Stellung in immer schärferen und vielstimmigeren Tönen als Meinungsmonopol gegeißelt wurde. Unter dem Eindruck des politischen Sperrfeuers sollte er im Juni 1968 überraschend den Münchener Zeitschriftenverlag veräußern und Kindler & Schiermeyer damit zum Symbol für das Ende seines unternehmerischen Expansionsstrebens machen.
    Im Sommer 1965 hatte sich der Münchener Verlagsunternehmer Helmut Kindler entschieden, seinen Zeitschriftenverlag Kindler & Schiermeyer zu veräußern. 468 Die Gründe lagen wohl im mangelnden Interesse am Zeitschriftengeschäft und in den wachsenden Verlusten der Wochenillustrierten
Revue
, die Kindler 1949 begründet hatte. Zudem versprach eine Veräußerung zusammen mit dem ertragsstarken Jugendmagazin
Bravo
einen attraktiven Verkaufserlös. Nachfolgend wandte sich Kindler an Kracht, der offenbar sogleich die Initiative ergriff, jedoch bei Springer auf Skepsis stieß. 469 Der Presseunternehmer hatte für Zeitschriften nie ein besonderes verlegerisches Interesse entwickelt. Darüber hinaus war der Verlagskonzern zu dieser Zeit aufgrund der Investitionsvorhaben in Berlin und Ahrensburg, wie erwähnt, vergleichsweise hoch verschuldet. Allerdings scheint es dem Majordomus schließlich doch gelungen zu sein, Springer von den Vorzügen eines Erwerbs zu überzeugen,
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