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"Und dann werde ich das größte Zeitungshaus Europas bauen" - der Unternehmer Axel Springer

"Und dann werde ich das größte Zeitungshaus Europas bauen" - der Unternehmer Axel Springer

Titel: "Und dann werde ich das größte Zeitungshaus Europas bauen" - der Unternehmer Axel Springer
Autoren: Campus
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persönliche Auftritte, materielle Anreize, wegweisende Arbeitsbedingungen, gewährte Gestaltungsspielräume oder durch die Eigendynamik der personen-, verlags- und produktbezogenen Erfolgsparadigmen schuf, zeigte sich auf allen Unternehmensebenen. Wesentliche Führungsgrundsätze wurden durch die leitenden Angestellten übernommen und auf diese Weise unternehmenskulturell verankert. Mit Springers sukzessivem Rückzug aus der operativen Unternehmensführung Ende der 1960er-Jahre erodierten Teile dieses angestammten Führungssystems. Zwischen Springer und den obersten Führungskräften wuchs die Distanz. Im Zusammenspiel mit einer zunehmendenBürokratisierung und Hierarchisierung nahmen unternehmerisches Denken und Innovationsorientierung im Verlagshaus, wie bereits geschildert, ab.
    In der Rückschau wird deutlich, in welch hohem Maße das von Springer etablierte Führungssystem konstitutiv für den Unternehmenserfolg war. Dies begann bei seinem ersten ökonomisch erfolgreichen Verlagsobjekt, der von Rhein geleiteten Programmzeitschrift
Hör zu
, und erreichte in den 1960er-Jahren den Höhepunkt, als unter seiner strategischen Führung die etablierten Verlagserzeugnisse beständig expandierten und im Zeitschriftenbereich eine Reihe neuer Titel zur Marktreife gebracht wurden.
    Netzwerkkompetenz
    Ebenso bedeutsam wie das Wirken von zentralen Mitarbeitern waren die Unterstützung und Fürsprache einzelner Geschäftspartner und Entscheidungsträger außerhalb des Verlagshauses. Vor allem in den Anfangsjahren schufen verlagsexterne Schlüsselfiguren wesentliche Voraussetzungen für den unternehmerischen Erfolg Springers. Zum einen generierte er über sein Netzwerk wichtige Informationen. Beispielhaft angeführt sei die Zusammenarbeit mit John Jahr, der dem jungen Buchverleger wichtige Fachkenntnisse und noch bedeutsamere Kontakte auf der Absatzseite vermittelte. In diesem Sinne folgt Springer der vom Wirtschaftswissenschaftler Mark Casson definierten Unternehmerfigur mit ihrer spezifischen Fähigkeit, Informationen mit wirtschaftlichem Nutzen zu synthetisieren und die Informationsgewinnung über soziale Netzwerke zu maximieren. Allerdings geht Springers Netzwerkkompetenz weit über die Informationsgewinnung hinaus. Immer wieder gelang es ihm, auf Basis seiner verlegerischen Ideen und seiner charakterlichen Eigenschaften Fürsprecher und Verbündete für seine unternehmerischen Vorhaben zu finden. Hierfür lassen sich zahlreiche Beispiele anführen: Die NWDR-Mitarbeiter Eggebrecht und von Zahn sprachen sich für Springer als Verleger für die
Nordwestdeutschen Hefte
und eine geplante Programmzeitschrift aus, bevor der zuständige Presseoffizier Huijsman die notwendigen Lizenzen genehmigte. Brauer unterstützte zwei Jahre später die Zulassung des
Hamburger Abendblatts
. Die CDU-Politiker Blumenfeld und Bucerius wirkten 1953 auf hochrangige Entscheidungsträger zugunsten eines Verkaufs der
Welt
an Springer ein. Anfang der 1960er-Jahre strebte Adenauer den Aufbau eines privaten Fernsehsenders unter Beteiligung von Springer an, während der Berliner Bürgermeister Brandt die Ansiedlung des Verlagshauses in der Kochstraße förderte. Unzweifelhaft spielten charakterliche Eigenschaften in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Vor allem die emphatischen und charismatischen FähigkeitenSpringers, sein Humor und das breite Interesse an weltanschaulichen Fragen sind an dieser Stelle zu nennen. Der auf Persönlichkeitsmerkmalen beruhende Einfluss Springers wurde seit Ende der 1940er-Jahre durch seine wachsende publizistische und wirtschaftliche Macht ergänzt. So entstand eine Mischung aus personellen und sachlichen Einflussfaktoren, die er gezielt für seine verlegerischen und politischen Ziele einsetzte und die konstitutiv für seinen unternehmerischen Erfolg waren. Die öffentlichen Auseinandersetzungen um das Verlagshaus schwächten in den 1960er-Jahren Springers persönliche Machtposition. Teile seines Netzwerkes erodierten; ehemalige Verbündete wurden zu erbitterten verlegerischen und politischen Widersachern. Gleichzeitig wurde Springer im persönlichen Auftritt zunehmend ambivalent wahrgenommen: Zahlreiche Gesprächspartner zog er weiterhin durch sein einnehmendes Wesen in den Bann. Gerade scharfe Kritiker zeigten sich nach Unterredungen häufig überrascht und lobten das offene und bescheidene Wesen des Verlegers. Andere berichteten von einer ausgeprägten Selbstbezogenheit und inhaltlichen Verhärtung. Unternehmerisch
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