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"Und dann werde ich das größte Zeitungshaus Europas bauen" - der Unternehmer Axel Springer

"Und dann werde ich das größte Zeitungshaus Europas bauen" - der Unternehmer Axel Springer

Titel: "Und dann werde ich das größte Zeitungshaus Europas bauen" - der Unternehmer Axel Springer
Autoren: Campus
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die vor allem in der Erschließung des bislang vernachlässigten Zeitschriftengeschäfts lagen. Das besondere Augenmerk des ehrgeizigen Generalbevollmächtigten lag auf der ertragsstarken Jugendzeitschrift
Bravo
, die seit ihrer Gründung 1956 erfolgreich junge Leserschichten erschlossen hatte, deren Konsumentenbedürfnisse im Zuge des allgemeinen gesellschaftlichen Wandels immer stärker an Bedeutung gewannen. Ertragskraft und Wachstumsdynamik schienen sich in der Wochenzeitschrift auf ideale Art und Weise zu verbinden. Zudem verfügte Kindler & Schiermeyer über eine leistungsfähige Tiefdruckerei in Oberföhring, die nicht nur die Herstellung des
Bravo - Magazins
absicherte, sondern auch interessante drucktechnische Optionen für weitere Titelerwerbungen bot. Ein weiteres Argument für eine Übernahme von Kindler & Schiermeyer war der Expansionsdrang der Verlagshäuser Gruner & Jahr und Heinrich Bauer, denen Kracht, so scheint es, keine zusätzlichen verlegerischen Betätigungsfelder überlassen wollte. Dies galt im besonderen Maß für den Bauer-Verlag, der die Eingliederung der
Revue
in sein Illustriertenreich anstrebte. 470 So entwickelte sich im Juli 1965 mit dem Hamburger Konkurrenten einheftiger Bieterwettstreit, den Kracht aufgrund eines höheren Gebots schließlich zugunsten Springers entscheiden konnte. Mitte Juli 1965 übernahm die Axel Springer & Sohn KG für 27 Millionen Deutsche Mark sämtliche Anteile der Kindler & Schiermeyer Verlag GmbH. 471 Durch die sofortige Veräußerung der Illustrierten
Revue
an den Münchener Th.-Martens-Verlag und die Abgabe weiterer Vermögenswerte flossen 15 Millionen Deutsche Mark zurück in die Kassen der Verlagsgesellschaft. 472 Allerdings sollte die
Revue
später doch noch in die Hände des Bauer-Verlags gelangen: Im Juli 1966 verkaufte der finanziell angeschlagene Th.-Martens-Verlag die
Revue
an den Hamburger Konkurrenten, der das Verlustobjekt mit der hauseigenen
Neuen Illustrierten
verschmolz. 473
    Kracht übernahm nachfolgend die Geschäftsführung der neuen Münchener Dependance, die er, ohne seine Position als Generalbevollmächtigter aufzugeben, bis 1968 in weitgehender Autonomie leitete. 474 Einzig Grundsatzentscheidungen und die Verabschiedung der Finanzpläne lagen abschließend in den Händen Springers, dessen Einfluss jedoch nicht zuletzt aus Mangel an Interesse gering blieb. 475 Dieser Umstand sollte Mitte 1968 zur entscheidenden Sollbruchstelle werden und die leidenschaftslose Trennung vom Münchener Engagement möglich machen. Doch vorerst schien für den beständig zwischen Hamburg, Berlin und München pendelnden Kracht der Traum aufzugehen, erstmals als Verleger tätig zu werden. Der 44-Jährige leitete einen ambitionierten Expansionskurs ein, auf dessen Höhepunkt Kindler & Schiermeyer zusammen mit dem Hamburger Stammhaus zum auflagenstärksten Zeitschriftenverlag der Bundesrepublik avancieren sollte. 476 Sein erster Coup war, das renommierte Journalistenduo Karl-Heinz Hagen und Günter Prinz 477 für das
Eltern-Magazin
zu gewinnen, das er im Mai 1966 vom Krefelder C. Busch-du Fallois-Verlag für wenige tausend Deutsche Mark erworben hatte. 478 Hagen, der nach seinem Abschied von der
Bild
-Zeitung als Chefredakteur der Illustrierten
Quick
und später als Herausgeber der
Revue
gewirkt hatte, entwickelte zusammen mit seinem ehemaligen Stellvertreter Prinz die Monatszeitschrift zu einem innovativen verlegerischen Angebot für junge Familien. Nach dem Start des neukonzipierten und in
Eltern
umbenannten Titels stieg die Auflage innerhalb eines Jahres auf über eine Million Exemplare. 479 Kurz nach der Übernahme des
Eltern-Magazins
bot der finanzschwache Münchener Th.-Martens-Verlag im Juni 1966 seine Objekte
Quick
,
Twen
,
Kicker
und die erst elf Monate zuvor erworbene
Revue
zum Verkauf an. 480 Mit Blick auf die Konzentrationsdebatte schien Springer vor einer vollständigen Übernahme des süddeutschen Zeitschriftenverlags zurückzuschrecken. Stattdessen schlug er seinem Verlegerkollegen Franz Burda vor, einen verdeckten Erwerb durch das Offenburger Verlagshaus zu finanzieren, stieß aber auf Ablehnung. Schließlich erwarb der Bauer-Verlag im Juni 1966 die beiden Illustrierten
Revue
und
Quick
, während Kracht die Monatszeitschrift
Twen
und das wöchentliche Fußballblatt
Kicker
übernahm. 481 Die Sportzeitschrift wurde in die Axel Springer & Sohn KG eingegliedert und nahm bis zu ihrem Verkauf 1968 eine wenig befriedigende verlegerische Entwicklung. 482
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