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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition)
Autoren: Alexander Söderberg
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rann in seinen Becher. Als er ins Büro zurückkam, legte Gunilla eben den Hörer auf.
    Sie hob die Stimme. »Heute um 12.08 Uhr hat Aron Geisler die Krankenschwester abgeholt und zu einem Bistro namens Trasten in Vasastan gefahren, wo sie zusammen mit Hector Guzman etwa eine Stunde und zwanzig Minuten zu Mittag aß.«
    Gunilla setzte ihre Lesebrille auf.
    »Die Krankenschwester heißt Sophie Brinkmann, ist Witwe und hat einen Sohn, Albert, fünfzehn Jahre alt. Sie geht zur Arbeit, sie geht wieder nach Hause, sie macht Essen. Das ist so ziemlich alles, was wir bisher über sie wissen.«
    Gunilla nahm die Brille wieder ab und blickte auf.
    »Eva, du kümmerst dich um das Private. Schau, ob du Freunde findest, Feinde, Geliebte, egal, was.«
    Sie wandte sich Lars zu.
    »Vergiss jetzt die Observierung von Hector, Lars. Konzentriere dich ganz auf die Krankenschwester.«
    Lars nickte und nahm einen Schluck aus seinem Becher. Gunilla lächelte und sah die Gruppe an.
    »Manchmal schickt Gott einen kleinen Engel auf diese Erde.«
    Und damit war das Treffen anscheinend schon beendet. Gunilla setzte ihre Lesebrille wieder auf und kehrte zu ihrer Arbeit zurück, Eva tippte auf ihrem Computer, und Erik widmete sich seiner Akte.
    Lars hatte tausend Fragen. Wie sollte er vorgehen? Wie viel Information wollte Gunilla haben? Wie lange sollte er die Krankenschwester beschatten? Wie gingen sie hier mit Überstunden um? Es gefiel ihm nicht, diese Entscheidungen selbst treffen zu müssen. Er wollte genaue Anweisungen, denen er folgen konnte. Er ging zur Tür.
    »Lars. Ich möchte, dass du ein paar Dinge mitnimmst.«
    Gunilla deutete auf einen Umzugskarton, der an der Wand stand. Lars ging hinüber und öffnete ihn. Er enthielt eine Schreibmaschine der Marke Facit, ein modernes Faxgerät, eine digitale Systemkamera von Nikon samt dazugehörigen Objektiven sowie eine kleine Holzkiste, in der in Schaumgummi verpackte, stecknadelkopfgroße Mikrofone lagen.
    »Wir wollen Sophie Brinkmann abhören?«
    »Wir müssen vorbereitet sein. Die Kamera benutzt du sofort, fotografiere und überwache die Frau. Wir müssen sammeln, was wir können, und das so schnell wie möglich. Die Berichte schreibst du auf der Schreibmaschine und faxt sie mir zu. Das Fax sendet verschlüsselt, aber du kannst es zu Hause ganz normal in die Telefonbuchse stecken.«
    Lars betrachtete seine Ausrüstung. Gunilla bemerkte seinen fragenden Blick.
    »Alle hier schreiben ihre Berichte und Auswertungen mit der Schreibmaschine. Wir hinterlassen keine digitalen Abdrücke, wir gehen kein Risiko ein.«
    ––––––––
    Leszek ging ihm am Strand entgegen, es fiel ihm schwer, Adalberto in die Augen zu sehen.
    Guzman el Bueno, wie man ihn oft nannte, war eben aus dem Meer gestiegen. Ein Glas frisch gepresster Orangensaft stand auf einem kleinen Tisch am Strand, ein gefaltetes Handtuch lag auf dem Stuhl, der Bademantel hing über der Lehne. Guzman trocknete sich ab, zog den Bademantel an und trank Saft, den Blick auf das Meer gerichtet.
    Als Kind war er neben seiner Mutter hergeschwommen, die gleiche Strecke, die er eben zurückgelegt hatte. Jeden Morgen waren sie zusammen im Wasser gewesen. Der Anblick des Ufers hatte sich mit den Jahren verändert. Zu Beginn der Sechzigerjahre, als er seine große Liebe, die schwedische Reiseleiterin Pia, kennenlernte, hatte er hier viele Grundstücke aufgekauft. Er hatte die Häuser abreißen lassen und dort Zypressen und Olivenhaine angepflanzt. Heute gehörten ihm der Wasserabschnitt, in dem er schwamm, und der Strand, auf dem er lief.
    Guzman war dreiundsiebzig Jahre alt, Witwer und Vater zweier Söhne und einer Tochter. Er hatte ein Unternehmen aufgebaut, das ihn zu einem vermögenden Mann gemacht hatte. In den vergangenen drei Jahrzehnten hatte er enorme Geldsummen an wohltätige Organisationen gespendet. Er war ein Freund der Kirche und eine gern gesehene Figur in den lokalen TV-Kochsendungen.
    Adalberto tätschelte Leszek kurz den Arm. Dann folgte ihm Leszek hinauf zur Villa.
    »Manchmal geht es einfach schief, Leszek, mein Lieber. Die Botschaft ist aber bei ihnen angekommen, oder?«
    »Nicht in der Art, wie wir es wollten«, murmelte Leszek zerknirscht.
    »Aber sie werden den Hinweis begriffen haben, und du bist unverletzt zurückgekommen, das ist die Hauptsache.«
    Die große gläserne Tür stand offen, und die weißen Leinenvorhänge im Wohnzimmer wehten in der frischen Meeresbrise. Sie traten ins Haus. Adalberto zog den
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