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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)
Autoren: Minck
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hatte, das Leben zu retten. Und weil er sich bei alldem anhörte wie eine meiner Figuren aus einem Drehbuch und ich leider immer wieder auf das Gesülze, das ich mal geschrieben habe, auch noch selber reinfalle, hatte das Unheil seinen Lauf genommen.
    Als ich neben dem Knipser aufgewacht und mir ganz allmählich der Tragweite meines Tuns bewusst geworden war, wünschte ich mir, ich hätte den Kurs fürs Apparieren in Hogwarts mitgemacht. Da ich leider nicht zaubern konnte, blieb mir nur die ›Augen zu und durch‹-Methode. Wenn man Dinge schon nicht ungeschehen machen kann, dann kann man sie wenigstens totschweigen.
    »Das ist übrigens Raoul, der Chefkoch. Raoul, das ist mein Ex. Danke fürs Frühstück, aber er mag keine Eier«, versuchte ich eine Konversations-Abkürzung zu nehmen.
    »Seit wann mag ich keine …?«
    Raoul ignorierte den Einwand des Knipsers und rümpfte die Nase.
    »Wasse stinkte so? Hatte Katze wieder gepinkelt gemacht?«, fragte er und wies mit der Pfanne auf Dr. Thoma. Der Kater krallte sich einen von meinen Kupons und kaute darauf herum.
    »Endlich einer, der mich versteht«, sagte der Knipser und guckte begeistert auf die Pfanne. »Oh, das duftet aber wunderbar.«
    Raoul starrte mit zusammengekniffenen Augen zurück. So guckte er immer, wenn er in der Küche eine Schabe entdeckte. Seine schwarzen, buschigen Augenbrauen berührten sich beinahe in der Mitte seiner Stirn, als er den Knipser anzischte: »Isse Omelette à la Raoul – mit Chili und mit Ei. Das magst du nicht.«
    Der Knipser stolperte einen Schritt rückwärts. »Entspann dich mal, Maître.«
    Aber Raoul hatte sich schon über den Küchentisch gebeugt und hielt mir das Pfännchen hin. »Wasse du denkst davon, Maggie? Neue Rezept.«
    Es roch umwerfend. Obwohl mein Magen, seit ich die Augen heute aufgeschlagen hatte, zu einem kleinen Stein zusammengeschrumpelt war, hatte ich auf der Stelle Hunger. In der Hinsicht hatte ich denselben miesen Charakter wie mein Kater.
    Raoul kostete Kai-Uwes Abwesenheit aus und nahm den Titel ›Küchenchef‹ mehr als ernst – er war morgens der Erste in der Küche und in der Nacht der Letzte, der das Lokal verließ. Dass niemand ihn kontrollierte, hatte den Nachteil, dass er sich neuerdings in dieser Wohnung wie zu Hause fühlte. Er marschierte mit seinem Schlüssel rein und raus, wie es ihm passte – ohne jemals anzuklopfen. Er konnte immer behaupten, etwas in Kai-Uwes kleinem Büro suchen zu müssen. Zigmal hatte ich versucht, ihm klarzumachen, dass der Weg dorthin über die Diele und nicht durch die Küche führte. Ich hätte mir den Atem sparen sollen.
    Dass niemand den Küchenchef kontrollierte, führte, positiv betrachtet, aber auch dazu, dass es an manchen Tagen in der Küche des Café Madrid fast so aussah wie im Kochlabor von Ferràn Adriá. Raoul nutzte die Gunst der Stunde, um die unerfüllten Sehnsüchte eines ständig unterforderten Kochs Oberhand gewinnen zu lassen. Wie Kai-Uwe reagieren würde, wenn er bei seiner Rückkehr explodierenden Gurkenkaviar aus der Molekularküche in seinem Kühlschrank vorfände, wollte ich mir lieber nicht vorstellen.
    »Lass mal probieren.«
    »Was ist denn jetzt verdammt noch mal mit einem ordentlichen Schuhgeschäft?«, meckerte der Knipser.
    Raoul stellte das Omelette auf den Tisch und reichte mir eine Gabel. Dann baute er sich mit verschränkten Armen vor dem Knipser auf: »So, du bist also Ex. Ex wie Ex. Was also du machst hier, wenn ex?«
    »Bitte?! Ich habe meine alte Freundin Maggie besucht. Sind wir jetzt fertig mit der Heiligen Inquisition? Freut mich übrigens auch, Sie kennenzulernen.«
    »Ex, du brauche Schuhe. Warum so unfreundlich? Vielleicht ich leihe dir was?«
    »Is schon okay, Raoul. Er hat geklingelt, ich habe ihn reingelassen. Du musst dich für meine Ehre nicht duellieren. Die ist schon lange futsch. Herrlich, das Omelette.«
    Der Knipser ging ins Schlafzimmer, und ich konnte endlich mein Gesicht aus der Pfanne nehmen. Ich hörte, wie er hastig seinen Kram zusammensuchte und seinen Kamerakoffer schulterte. Er wollte doch wohl jetzt nicht wirklich auf Strümpfen nach Düsseldorf fahren?
    »Was hätten Sie denn im Angebot, Maître? Fettige Gummiclogs in Kindergröße?«, rief der Knipser aus dem Schlafzimmer.
    »Es war nur eine Angebot …«, feixte Raoul zurück. »Niemals beiße Hand, die füttert dich …«
    »Lass mal gut sein«, sagte ich, bevor das Testosterongeplänkel in Handgreiflichkeiten ausarten konnte.
    Der Koch sah
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