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Um Mitternacht mit dir im Bett

Um Mitternacht mit dir im Bett

Titel: Um Mitternacht mit dir im Bett
Autoren: Kristin Gabriel
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Decke war hellblau gestrichen. Die Wände waren mit hellem Fichtenholz getäfelt und mit Hieroglyphen bemalt. Es war das seltsamste Schlafzimmer, das sie je erblickt hatte.
    Sarah konzentrierte sich wieder auf die Wand und entdeckte schließlich eine unebene Stelle in der Täfelung. Sie drückte dagegen, das Geheimfach öffnete sich und gab den Tresor frei. Sie setzte den Korb ab, holte tief Luft und begann die Alarmleitung zu unterbrechen. Dies war die heikelste Aufgabe, denn wenn sie Alarm auslöste … Vergiss es, befahl sie sich. Wie in jedem anderen Beruf musste auch ein Safeknacker positiv denken, wollte er Erfolg haben.
    Einen Moment später atmete sie erleichtert auf. Der Draht zur Alarmanlage war abgeklemmt. Jetzt musste sie nur noch den Safe öffnen, das Halsband zurücklegen und dann unbemerkt aus der Villa verschwinden.
    Ob Michael noch immer auf sie wartete? Oder hatte er sich eine neue Tanzpartnerin gesucht?
    Sarah drehte an der Scheibe. Zum Glück hatte ihr Großvater ihr die Kombination verraten. Er hatte ihr auch beigebracht, wie man einen Safe knackt, doch das hätte zu viel Zeit beansprucht.
    “Fünf, vier”, murmelte sie. Ihre eigene Stimme kam ihr plötzlich fremd vor. Sie drehte die Scheibe in die andere Richtung. “Dreizehn.”
    Alles bestens. Als sie jedoch schwere Schritte auf dem Flur vernahm, hielt sie erschrocken inne. Die Schritte stoppten genau vor der Tür. Leise schob sie die Täfelung zu. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und verzweifelt sah sie sich nach einem Versteck um. Jetzt hörte sie, wie der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde.
    Jemand kam ins Zimmer.

3. KAPITEL
    Ungeduldig steckte Michael den Schlüssel ins Schloss. Das Wolfskostüm juckte ihm mittlerweile am ganzen Körper. Kaum hatte er das Zimmer betreten, da riss er sich auch schon das Oberteil vom Leib und schleuderte es im hohen Bogen von sich.
    Er war gründlich frustriert. Überall hatte er nach der Lady in Rot gesucht, hatte den Ballsaal systematisch durchkämmt und dann die Suche auf das gesamte Erdgeschoss ausgedehnt. Sogar den Türsteher hatte er verhört. Vergeblich.
    Sie war weg.
    Dieses alberne Kostüm aber auch. Nie wieder! Was kümmerte es ihn, ob die Tradition für den Gastgeber des Wolffschen Balls ein Wolfskleid vorschrieb? Sollte Seamus das nächste Mal die Rolle nicht selbst übernehmen, würde er ganz auf die Kostümierung verzichten und die Gäste wie normale Menschen in Abendkleid und Smoking einladen. Er hatte die Maskerade sowieso immer als lächerlich empfunden.
    Er hätte die Lady nicht aus den Augen lassen dürfen. Jetzt würde er nie erfahren, wer sein Rotkäppchen war. Er konnte höchstens morgen die Gästeliste durchgehen und ihre Identität mithilfe eines Ausschlussverfahrens feststellen. Aber das würde nichts an der Tatsache ändern, dass sie ihn um Mitternacht versetzt hatte. Michael war es nicht gewohnt, hinter Frauen herzulaufen. Eher war es umgekehrt.
    Als er das Licht einschalten wollte, merkte er erst jetzt, dass der Raum bereits erhellt war. Die Tischlampe brannte. Merkwürdig, denn er benutzte sie nie. Vielleicht hatte eines der Mädchen vergessen, sie auszumachen. Er setzte sich auf die Chaiselongue, zog Stiefel, Socken und die Fellhose aus und warf alles auf einen Haufen auf dem Boden. Diese Erleichterung! Morgen würde das verflixte Kostüm in den Müll wandern.
    Er stand auf, ging hinüber zur Kommode und nahm von der Wand den alten Bronzespeer, der darüberhing – ein Zeichen von Blairs neustem Einrichtungsfimmel. In diesem Monat schwärmte sie für Ägypten, und sogar sein eigenes Schlafzimmer hatte darunter zu leiden.
    Seiner Ansicht nach übertrieb sie mit dieser schwülen Scheichatmosphäre, und er sah darin einen weiteren Beweis, dass sie ihn nicht mochte. Dass sie ihn damit vielleicht aus dem Haus ekeln wollte. Blair hatte mehrfach die Bemerkung fallen lassen, dass es sich für einen neunundzwanzigjährigen Mann nicht schicke, bei einem Großvater zu leben.
    Das galt allerdings auch für eine vierunddreißigjährige Frau, aber diese Meinung behielt er lieber für sich. Er musste hierbleiben und auf seinen Großvater aufpassen.
    Seamus Wolff hatte für Michael die Vaterrolle übernommen, seit dieser knapp dreizehn Jahre alt war. Er hatte die Lebensfreude des Jungen wiedererweckt, nachdem sein Vater bei einer spontanen Wochenendreise zum Skifahren nach Vail mit seinem Privatflugzeug abgestürzt war. Seamus war alles, was Michael noch an Familie besaß. Und er
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