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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite
Autoren: Clive Cussler
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seinen Namen.
    Ein Haufen Schmutz in Form eines Mannes kam tief unten in Sicht. »Was ist denn jetzt schon wieder los, verdammt noch mal?«
    »Unsere Zeit ist abgelaufen«, rief Shaw in den Schacht.
    »Können wir das Zeug nicht sprengen?«
    »Zwecklos«, rief Caldweiler hinauf. »Die Wände werden einstürzen.«
    »Wir müssen es versuchen.«
    Caldweiler sank erschöpft in die Knie. »Na schön«, sagte er heiser. »Werfen Sie eine Sprengladung herunter. Ich werde es probieren.«
    Eine Minute später ließ Sergeant Bentley einen Sack mit Plastiksprengstoff hinab. Caldweiler führte die Ladungen behutsam in einige tiefe Löcher ein, schloß die Zünder an und gab ein Zeichen, daß man ihn heraufholte. Als er in Reichweite war, griff ihm Shaw unter die Arme und zog ihn aus dem Schachteingang.
    Caldweiler blickte sich entsetzt um. Von Macklins Streitkraft waren nur noch vier Mann unverletzt, und sie feuerten immer noch wild in die Wälder.
    Plötzlich erdröhnte der Boden unter ihnen, und eine Staubwolke flog aus dem Schacht auf.
    Caldweiler kletterte sofort wieder hinunter. Shaw hörte ihn husten, sah jedoch nichts im aufwirbelnden Staub.
    »Haben die Wände gehalten?« brüllte Shaw.
    Keine Antwort. Dann fühlte er einen Ruck am Seil und zog es mit aller Kraft herauf. Die Arme waren ihm wie gelähmt, als Caldweilers erdverkrusteter Kopf auftauchte.
    Er keuchte und spuckte eine Weile, und dann brachte er schließlich hervor: »Wir sind drin.
    Wir sind durchgebrochen. Beeilen Sie sich, Mann, bevor Sie erschossen werden.«
    Macklin trat zu ihnen. Er schüttelte Shaw die Hand. »Falls wir uns nicht mehr wiedersehen sollten, alles Gute.«
    »Gleichfalls.«
    Sergeant Bentley reichte ihm eine Stablampe. »Die werden Sie brauchen, Sir.«
    Caldweiler hatte drei Seile aneinandergeknüpft. »Damit sollten Sie bis auf den Boden des Steinbruchs gelangen«, sagte er.
    »Und jetzt los.«
    Shaw ließ sich in den Schacht hinunter. Er blickte noch einmal auf. Der Staub von der Explosion hatte sich noch nicht gelegt, und die angstvollen Gesichter über sich sah er nicht mehr.
    Leutnant Sanchez hockte mit seinen Leuten noch immer hinter Bäumen und Felsen und feuerte ohne Unterlaß in die dickichtbewachsene Senke. Von seinen Männern war einer tot, acht waren verletzt. Auch er hatte einen Schenkelschuß abbekommen. Er riß sich seine Kampfjacke vom Leib und wickelte sie um die Wunde.
    »Das Feuer hat etwas nachgelassen«, bemerkte Sergeant Hooper, Kautabak spuckend.
    »Ein Wunder, daß die da drinnen noch nicht alle tot sind«, sagte Sanchez.
    »So kämpfen nur fanatische Terroristen.«
    »Sie sind gut trainiert. Das muß ich ihnen lassen.« Er zögerte und lauschte. Dann kratzte er sich am Ohr und spähte zwischen zwei Felsblöcken durch. »Hören Sie!«
    Hooper runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    »Sie haben das Feuer eingestellt.«
    »Könnte ein Trick sein.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Sanchez. »Geben Sie Befehl, das Schießen einzustellen.«
    Bald herrschte eine seltsame Stille in den Wäldern. Dann erhob sich langsam ein Mann aus dem Dickicht, das Gewehr über den Kopf erhoben.
    »Was sagt man dazu?« stammelte Hooper. »In voller Kampfausrüstung.«
    »Wahrscheinlich in einem Armyshop gekauft.«
    Sanchez stand auf und zündete sich eine Zigarette an. »Ich gehe rein. Falls er sich auch nur in der Nase bohrt, legt ihn um.«
    »Halten Sie sich seitlich, Sir, damit wir eine direkte Schußlinie haben.«
    Sanchez nickte und ging voran. Etwa zwei Meter vor Sergeant Bentley blieb er stehen und schaute ihn prüfend an. Er bemerkte das schwarzgerußte Gesicht, den Netzhelm, das Uniformabzeichen eines Soldaten im Dienst. Das Gesicht drückte keine Spur von Angst aus.
    Der Mann lächelte sogar.
    »Guten Morgen, Sir«, grüßte Bentley.
    »Haben Sie hier das Kommando?«
    »Nein, Sir. Wenn Sie bitte folgen wollen, führe ich Sie zu ihm.«
    Sanchez hob sein Gewehr an. »Okay, nach Ihnen.«
    Sie schritten durch das von Kugeln zerfetzte Gebüsch der Niederung zu. Sanchez sah die herumliegenden To ten und Verletzten, die blutgetränkte Erde. Die Verwundeten starrten ihn gleichgültig an. Drei Männer, die noch unversehrt zu sein schienen, salutierten stramm.
    Sanchez war völlig verwirrt. Diese Männer entsprachen nicht seiner Vorstellung von Terroristen. Sie schienen Soldaten in Uniform zu sein, diszipliniert und kampfgeschult.
    Bentley führte ihn zu zwei Leuten, die neben einem tiefen Loch in der Erde lagen. Der eine sah aus, als habe
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