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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Kartografen Sie hierher zu uns geschickt«, schaltete sich die Rothaarige ein. »Wir sind die Ausgabestelle für die Fäden.«
    »Und wir kontrollieren die Gültigkeitsdauer«, sagte die Brünette streng, während sie einen weiteren Faden abschnitt und ein Formular abstempelte.
    Nestor räusperte sich. »Ja, dann wäre ja alles geklärt. Wir brauchen einen schwarzen Faden für zwei Personen und …«
    »Leider verbieten das die Vorschriften«, sagte die Rothaarige und nickte zum kleinen Flint hinüber. »Kinder dürfen die Dunklen Häfen nicht aufsuchen.«
    »Ich bin kein Kind!«, protestierte der kleine Flint.
    »Warum darf er denn da nicht hin?«, fragte die Blonde. Sie klang ein bisschen enttäuscht.
    Die Beamtin mit den roten Haaren blätterte in mehreren dicken Wälzern herum, bis sie die gesuchte Stelle gefunden hatte. »Paragraf 45 des Kommentars zum Imaginären Abkommen legt fest, dass ›Säuglinge‹ höchstens einen weißen Faden, ›Kinder‹ einen rosafarbenen, grünen, orangefarbenen oder himmelblauen Faden, ›Teenager‹ außerdem einen roten oder einen fuchsiafarbenen erhalten dürfen …« Die Frau sah von dem Buch auf und meinte zusammenfassend: »Jedenfalls können wir nur dem alten Mann einen schwarzen Faden aushändigen.«
    Als er das hörte, platzte Nestor der Kragen. »Was erlauben Sie sich!«, polterte er. »Ich bin doch nicht alt!«
    »Sehen Sie?«, sagte der kleine Flint vorwurfsvoll. »Diese drei Frauen hier wollen uns nur beleidigen.«
    »Darf man wissen, wie alt Sie sind?«, erkundigte sich die Brünette.
    Nestor nannte ihr sein Alter, und sie meinte höflich, dass man es ihm gar nicht ansehe, während die Rothaarige ungerührt feststellte: »Nach Paragraf 61 gelten Sie damit als ›nahezu pflegebedürftig‹. Das verleiht Ihnen das Anrecht auf einen Sonderrabatt und einen hübschen kleinen Rucksack als Bonus.«
    »Ich will keinen albernen Rucksack!«, rief Nestor erzürnt. »Ich will nur den Faden!«
    »Ach, nehmen Sie ihn schon«, sagte die Blonde und reichte ihm einen erstaunlich großen Rucksack über den Tresen. »Die sind sehr praktisch!«
    »Und du kommst einfach wieder, wenn du das richtige Alter erreicht hast, Kleiner«, säuselte die Rothaarige dem kleinen Flint zu, der sich inzwischen fragte, warum er eigentlich keine Waffe mitgenommen hatte.
    Nestor betrachtete abschätzend erst den Rucksack und dann den Jungen. Wenn sich der kleine Flint ein wenig Mühe gab, könnte er vielleicht hineinpassen …
    »Jetzt muss ich Ihnen aber noch ein paar Fragen stellen, mein Herr«, sagte nun die Blonde.
    Nestor schaute sie fragend an.
    »Also … Sind Sie sicher, wirklich die Dunklen Häfen besuchen zu wollen? Sind Sie sich darüber im Klaren, dass es sich um äußerst gefährliche Orte handelt, aus denen man nicht zurückkehren kann?«
    »Ja, das weiß ich«, log Nestor.
    »Aus welchem Grund beabsichtigen Sie, zu den Dunklen Häfen zu reisen?«, hakte die Blonde nach.
    »Ich suche nach einer Person.«
    »Könnten Sie dazu etwas genauere Angaben machen? Handelt es sich bei der Person um ein Ungeheuer? Einen Mörder?«
    »Ich suche nach meiner Frau.«
    »Dann ist Ihre Frau also eine Bewohnerin der Dunklen Häfen«, vermutete die Blonde. »Und welcher Tätigkeit geht sie dort nach? Ist sie eine Halsabschneiderin? Eine Giftmörderin? Eine Serienkillerin?«
    »Nein, nichts dergleichen. Ich … Ich glaube, sie wurde entführt.«
    »Entführerin«, sagte die Blonde, während sie die entsprechende Kategorie auf ihrem Formular ankreuzte.
    Nestor wollte widersprechen, beschloss dann aber doch, es lieber bleiben zu lassen.
    »Sind Sie bereits einmal an einem erträumten Ort verhaftet worden?«
    »Wie bitte?«
    »Wenn Sie diese Frage mit ›Ja‹ beantworten können, gäbe es ein paar kleinere Vergünstigungen.«
    »Nein, nein, ich bin noch nie verhaftet worden.«
    »Haben Sie jemals an Aktivitäten der Kategorien Spionage oder Sabotage teilgenommen oder aber gegen die Vorschriften für den Export von imaginären Gegenständen verstoßen? Haben Sie jemals andere illegale Aktivitäten unternommen?«
    »Ich … nein … äh … also, ich habe gelegentlich ein paar Souvenirs mitgenommen, aber das ist alles.«
    »Und das haben Sie illegal gemacht?«
    »Keine Ahnung! Ich habe sie gekauft oder gegen andere Dinge eingetauscht. Sie gefielen meiner Frau und …«
    »Hm. Dann trage ich hier mal ›illegal‹ ein, das können wir ja später immer noch ändern«, schnitt ihm die Blonde das Wort ab. »Wenn Sie
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