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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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die Dunklen Häfen erreicht haben … beabsichtigen Sie dann terroristische Übergriffe auf andere erträumte Orte? Haben Sie jemals die vollständige Zerstörung eines erträumten Ortes durchgeführt oder deren Durchführung begünstigt? Haben Sie jemals an einem erträumten Ort Steuerflucht begangen?«
    Jetzt hatte Nestor endgültig genug. »Wann hören Sie denn endlich mit diesem Unsinn auf?«, schimpfte er.
    »Antworten Sie bitte eindeutig mit ›Ja‹ oder ›Nein‹.«
    »Nein. Aber wenn ich wirklich Steuerflucht begangen hätte, würde ich es Ihnen sowieso nicht erzählen.«
    Die Blonde schrieb noch konzentriert einige Zeilen und reichte das Formular dann an die Rothaarige weiter, die es abstempelte und zurückgab.
    Schließlich wurde Nestor das Blatt überreicht. »Hier, das wär’s«, sagte die Blonde mit einem Lächeln.
    »Das ist alles?«, fragte Nestor mit gerunzelter Stirn.
    »Gehen Sie damit in das Amt hier nebenan. Dort erhalten Sie das Visum«, erklärte die Rothaarige. »Inzwischen machen wir Ihre Fadenspule fertig. Kommen Sie mit dem abgestempelten Visum zurück, dann erhalten Sie die Spule. Anschließend brauchen Sie Ihrem Faden nur noch bis zum Tor der Dunklen Häfen zu folgen.«
    »Und wie komme ich dann wieder zurück?«, fragte Nestor verwirrt.
    »Sie wollen zurückkommen?« Die Blonde sah ihn erstaunt an.
    »Ich fürchte, Sie haben da etwas nicht verstanden«, schaltete sich die Rothaarige ein.
    »Aus den Dunklen Häfen ist noch niemand zurückgekommen«, sagte die Brünette.
    »Nein, wirklich niemand«, bekräftigte die Blonde.
    »Die Genehmigung betrifft nur die Einreise«, erklärte die Beamtin mit den roten Haaren.

Kapitel 3
Der Zwischenfall
    Jason Covenant konnte es kaum glauben: Er lebte noch.
    Mit einer Hand an das geklammert, was bis vor wenigen Sekunden die Schwelle zum Turmzimmer der Villa Argo gewesen war, hing er mit den Füßen über einem Abgrund, der sich dort auftat, wo zuvor Ulysses Moores Lieblingszimmer gewesen war.
    Das Echo des letzten Kanonenschusses hallte noch in Jasons Ohren, ebenso wie das Krachen, mit dem das Türmchen unten auf dem Rasen aufgeschlagen war. Die kalte Nachtluft drang unter den Pyjama und den Pullover, den er hastig darübergezogen hatte.
    Er streckte einen Arm aus, um die Spieluhr ins Innere des Hauses zu werfen. Dann griff er mit der zweiten Hand nach dem Schwellenbrett und zog sich daran hoch.
    Als er endlich wieder auf dem Treppenabsatz stand, klopfte er sich den Staub ab und merkte erst jetzt, dass ihm vor Anspannung die Zähne klapperten. Offenbar gab es inzwischen wieder Strom, aber die elektrische Anlage des Hauses schien verrücktzuspielen: Die Lichter gingen abwechselnd an und aus.
    Aus der Bibliothek flogen immer noch lose Seiten, die sich wie sterbende Schmetterlinge auf dem niederließen, was vom Fußboden des Flurs übrig geblieben war.
    Endlich nahm Jason die Schreie wahr, die aus dem Garten heraufdrangen. Seine Eltern und seine Schwester riefen nach ihm.
    Er gönnte sich eine kleine Verschnaufpause, bevor er antwortete, dass es ihm gut gehe und er gleich komme.
    Dann hob er die Spieluhr auf und klemmte sie unter den Arm. Ohne einen Blick in die zerstörte Bibliothek zu werfen, lief er weiter. Die Tür, die zum Speicher führte, war durch die Erschütterung aufgesprungen. Er zwang sich, nicht an all die Dinge zu denken, an all die Schätze, die durch den Angriff vernichtet worden waren, und ging weiter zu Julias Zimmer. Er suchte nach etwas, das sie zufällig in der Nachttischschublade von Kalypsos Mutter gefunden hatte. Seither waren nur ein paar Tage vergangen, aber sie kamen ihm wie Jahre vor.
    Draußen drückte sein Vater immer wieder auf die Hupe. Widerstrebend sah Jason ein, dass ihm keine Zeit mehr blieb. Er musste schleunigst nach unten.
    Er raste die wackelnde Treppe hinunter, sprang über Sofas und aufgerollte Teppiche und fand sich inmitten einer Staubwolke wieder, durch die er die roten Rücklichter des Autos nur verschwommen erkennen konnte.
    Mr Covenant stand mit einer Hand auf der Hupe neben dem Wagen. »Jason! Wir sind vor Angst beinahe gestorben!«, rief er erleichtert, als er seinen Sohn sah.
    Ohne ein Wort zu sagen, lief Jason ihm entgegen und umarmte ihn. Sein Vater drückte ihn so fest an sich, dass Jason kaum noch Luft bekam.
    »Los, wir müssen uns in Sicherheit bringen«, sagte Mr Covenant schließlich und riss die hintere Tür auf der Fahrerseite auf.
    Jason ließ sich neben Julia, die ihn ebenfalls umarmte,
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