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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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die Verbindung zum Internet nur über die Nullfrequenz seines Radios herstellen – eine aufwendige und zeitraubende Angelegenheit.
    Geheiratet hat er nie. Man erzählt sich jedoch, dass er einmal im Jahr in seinem Haus eine Party veranstaltet, zu der er viele Gäste aus fernen Ländern und nur wenige Leute aus dem Ort einlädt.
    Der Übersetzer von Ulysses Moores Tagebüchern blieb noch eine Zeit lang in dem Dörfchen, um einige Details zu klären, und war ein gern gesehener Gast der Moores. Er half dem Ehepaar, das, was von der Villa Argo übrig geblieben war, wieder in Ordnung zu bringen.
    Nachdem sie einige Monate lang eng zusammengearbeitet hatten, verabschiedete sich der Übersetzer. Ulysses Moore hatte sich stets Mühe gegeben, ihm komplizierte Sachverhalte zu erklären. Dennoch konnte nicht alles restlos enträtselt werden (wie zum Beispiel die Rolle der Tiere und insbesondere der Affen in der ganzen Geschichte). Als er das Haus auf den Klippen verließ, hatte der Übersetzer ein gutes Gefühl, denn dessen ehemaliger und nun wieder neuer Besitzer schien glücklicher zu sein als jemals zuvor in seinem Leben. Allerdings musste sich der Übersetzer eingestehen, dass er auch den brummigen und ungeduldigen Nestor sehr gemocht hatte, der häufiger Wutausbrüche bekam.
    »Was haben Sie denn jetzt vor?«, fragte der Übersetzer, bevor er Kilmore Cove ein für alle Male verließ. »Werden Sie das Haus restaurieren lassen und dann wieder reisen?«
    »Und Sie, Mister ***«, fragte Ulysses Moore zurück, ohne ihm eine Antwort zu geben, »werden Sie weiter schreiben und übersetzen?«
    An einem der Tage, die auf den Trauergottesdienst folgten, kehrten Julia, Jason und Rick in das Labyrinth zurück, um im Imaginären Topografieamt alles abzugeben, was noch fehlte, damit Kilmore Cove der Union der nichtexistierenden Orte beitreten konnte. Sie hinterlegten den Ersten Schlüssel, der dort sicher aufgehoben sein würde, und auch die unter dem Namen Ulysses Moore erschienenen Romane als Beweis der Existenz des Ortes sowie als Beleg für dessen Unsterblichkeit. Weil sie auch einen Vertreter an die Versammlung entsenden mussten, wählten sie denjenigen unter sich aus, der am fähigsten und gleichzeitig am intensivsten mit Kilmore Cove verbunden war: Rick Banner, der auf dem gesamten Rückweg gegen diese Wahl protestierte.
    Acht Monate nach dem Ende der hier geschilderten Ereignisse blieb Miss Viviana Voynich, die mit energischen Schritten im Londoner Viertel Notting Hill unterwegs war, abrupt vor der Auslage eines kleinen Buchgeschäfts stehen.
    Beinahe wäre sie in Ohnmacht gefallen.
    Und wenn sie eine Telefonnummer gehabt und ihren Bruder hätte erreichen können, dann hätte sie sich sofort bei ihm gemeldet.
    Denn die Auslage war einem einzigen Buch gewidmet, von dem Dutzende von Exemplaren ausgestellt waren: Liebe lässt sich nicht lenken von Marius Voynich.
    Leicht schwankend betrat Viviana die Buchhandlung und musste sich mithilfe ihrer Ellenbogen durch ein Knäuel von Damen durchkämpfen, die alle unbedingt sofort ein Exemplar haben wollten. Schließlich gelang es ihr, eines der Bücher an sich zu reißen. Sie suchte sich eine ruhige Ecke und schlug es auf.
    Ihre Suche nach einer Widmung blieb ergebnislos. Stattdessen war dem Roman ein Satz vorangestellt: »Dieses Buch ist ein Werk der Fantasie.«
    » Fantasie ?«, rief Viviana Voynich aus. »Marius schreibt ein Werk der Fantasie? «
    »Ja, das stimmt«, erklärte ihr eine Dame, die soeben drei Exemplare erstanden hatte. »Aber es ist eine so schöne Liebesgeschichte!«
    Eine Liebesgeschichte?, fragte sich Viviana entgeistert. Die Marius geschrieben haben soll?
    In der kurzen biografischen Notiz stand, der Autor lebe in einem nicht näher angegebenen Ort in Cornwall und widme sich der Schriftstellerei und der Gartenarbeit.
    Als sie sich vorstellte, wie ihr Bruder mit einer Gießkanne zwischen Blumenbeeten herumstand, musste Viviana unwillkürlich lachen.
    Sie kaufte sich ein Exemplar, versuchte aber, einen Rabatt herauszuschlagen.
    In demselben Jahr bekam Tommaso Ranieri Strambi zu Weihnachten eine Lupe geschenkt, ein mehrbändiges Lexikon, einen Tropenhelm und eine Truhe. Diese Truhe enthielt die Ausrüstung eines verstorbenen britischen Präparators. Weil der Tote keine Erben hatte, ging sein gesamter Besitz, mit Ausnahme der sperrigen ausgestopften Tiere, an den Jungen aus Venedig. Die Briefmarken auf dem riesigen Paket stammten eindeutig aus Kalypsos Postamt in Kilmore
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