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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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einem Monat hätte er auf diese Entdeckung hin den gesamten Klub der Brandstifter auf den Plan gerufen. Jetzt aber verschränkte er nur lächelnd die Arme hinter dem Rücken und schaute dann wieder Miss Stellas Paket an.
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, sagte er zu sich selbst. »Es war kein unersetzliches Werk.«
    Er ging zum Schreibtisch und nahm aus der mit »S« gekennzeichneten Schublade eine Schere. Dann öffnete er behutsam das Paket, das er selbst verpackt hatte. Er nahm den Deckel ab. Darunter lag der Brief der alten Lehrerin.
    Er schämte sich ein bisschen dafür, aber schließlich war es das letzte Mal, dass er so etwas tat.
    »Liebe Freunde der Union nicht-existierender Orte«, begann der Brief.
    Eine launische Böe wehte ihr den Hut mit dem kleinen Schleier vom Kopf. »Oh!«, rief die ehemalige Lehrerin Stella Evans aus.
    Ein freundlicher Herr lief dem Hut hinterher, fing ihn ein und übergab ihn der alten Dame mit einer kleinen Verbeugung.
    »Vielen Dank, Mister …«
    Er reichte ihr eine Visitenkarte, so wie es früher üblich war, und blieb vor ihr stehen.
    »›Mister Allister Thorpe‹«, las sie. »Sie sind wirklich ein Kavalier.«
    »Warten Sie ebenfalls auf die Fähre?«, fragte sie der ältere Herr.
    Die Lehrerin erlaubte sich, ihn genauer anzuschauen: Er war sehr elegant gekleidet und hatte seine Haare mit Pomade zurückgekämmt. »Ja«, antwortete sie und ließ den Blick über das kobaltblaue Meer vor ihnen schweifen. Die Wedel der Palmen an der Promenade raschelten im leichten Wind.
    »Besuchen Sie zum ersten Mal die Balearen?«, fragte der Mann weiter.
    »Ja, das allererste Mal, Mister Thorpe. Ich bin schon so aufgeregt!«
    »Nennen Sie mich doch bitte Allister.«
    »Wie Sie wünschen, Allister«, erwiderte die alte Dame lächelnd.
    »Ist es für Sie auch das erste Mal?«
    »Nein. Ich bin schon ein paar Male dort gewesen.«
    »Wirklich?« Miss Stella kicherte kokett. »Dann könnten Sie mich ja ein bisschen herumführen. Es ist so, dass ich … Ich bin schon sehr lange nicht mehr gereist …«
    »Mit Vergnügen«, sagte Mr Thorpe lächelnd. Er zeigte zu der Fähre hinüber, die mit dampfendem Schornstein auf den Hafen zufuhr. »Darf ich Ihnen mit Ihrem Gepäck helfen?«
    »Ach, das ist nett. Aber ich habe gar kein Gepäck dabei«, sagte sie. »Wissen Sie, ich reise gerne leicht.«
    »Das ist ja unglaublich!«, staunte der Herr.
    »Ja, manchmal sind auch Damen meines Alters noch in der Lage zu überraschen.«
    Mr Thorpe lachte vergnügt. Sie sahen zu, wie die Fähre näher kam.
    »Darf ich Sie fragen, womit Sie sich so beschäftigen, Allister?«, fragte Miss Stella, als es Zeit wurde, an Bord zu gehen.
    »Ich? Mit Bauen. Ich bin Bauunternehmer.«
    »Ach, so was!«, flötete die alte Dame. »Und was bauen Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Häuser. Ich baue Häuser.«
    Die alte Lehrerin hakte sich bei Mr Thorpe ein. »Wissen Sie, was, Allister? Ich glaube, dass wir viel gemeinsam haben …«

Kapitel 31
Ein Abschied
    Und so nahmen die Helden unserer Geschichte verschiedene Wege in ihrem Leben. Doch wie ging es weiter?
    Die Kanonenschüsse hatten ungefähr ein Dutzend Häuser beschädigt. Drei davon mussten als Totalschaden eingestuft werden. Mithilfe der Nachbarn und der zuständigen Beamten im Rathaus konnten die Besitzer ihre Häuser jedoch rasch reparieren oder neu aufbauen. Dabei orientierten sie sich an alten Fotos, denn alles sollte wieder so aussehen wie vor dem Angriff von Kapitän Spencer.
    In diesen Tagen reger Betriebsamkeit entdeckten der große und der mittlere Flint, dass sie gewissermaßen zum Maurer geboren waren. Sie üben diesen Beruf auch heute noch aus. Ihr klein gewachsener Cousin wurde der Manager ihrer Baufirma und kümmert sich um das Geschäftliche. Immer, wenn schwierige Entscheidungen anstehen, wirft er seine besondere Münze, seinen Glücksbringer. Er hat sich ein Cabrio gekauft und fährt damit gerne auf den Küstenstraßen. Gelegentlich kommt er auch nach London, aber am wohlsten fühlt er sich doch im ruhigen Kilmore Cove.
    Anita Bloom versprach ihren Eltern, nie wieder nach Kilmore Cove zu reisen, obwohl sie von Anfang an wusste, dass das eine Lüge war. Sie traf sich weiterhin mit Jason und die beiden blieben einige Jahre lang zusammen.
    Peter Dedalus zog in sein Haus der Spiegel zurück und eröffnete wieder sein Uhrmachergeschäft. Eine Weile befasste er sich auch mit Computern, gab dieses Hobby aber bald wieder auf. Von Kilmore Cove aus konnte er
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