Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens
Autoren: Pierdomenico Baccalario
Vom Netzwerk:
auf die Rückbank fallen. Vom Beifahrersitz aus starrte Mrs Covenant ihn nur stumm an.
    Mr Covenant legte den ersten Gang ein und sie fuhren los. Im nächsten Augenblick gab es wieder einen Knall und einen Lichtblitz und eine Kanonenkugel traf die Villa.
    Julia und Jason drehten sich ein letztes Mal nach dem alten Haus auf den Klippen um. Verletzt, aber würdevoll stand es da, umweht von den losen Seiten aus Nestors Büchern, die immer noch aus den Fenstern des oberen Stockwerks flatterten.
    »Das passiert nicht wirklich …«, murmelte Julia.
    Jason wollte nicht mehr hinsehen. Ihm war es immer so vorgekommen, als ob das Haus lebendig sei oder ein beschützender Geist darin wohne, der nachts die Möbel verrückte und die herausgeräumten Andenken an ferne Orte in ihre Vitrinen zurückstellte. Ein Geist, der das hätte verhindern sollen, was gerade geschah.
    Er hatte das Gefühl, dass es ihm das Herz brach. Jason hatte für dieses Haus gekämpft, zuerst gegen Oblivia, dann gegen die Brandstifter, Doktor Bowen und die Flint Cousins. Es war nicht richtig, dass es so ausging.
    Es durfte nicht so ausgehen.
    Es fing an zu regnen.
    »Das hat gerade noch gefehlt!«, stöhnte Mr Covenant und schaltete die Scheibenwischer ein. Sofort verschmierte nasser Staub die Windschutzscheiben.
    »Man kann gar nichts mehr sehen!«, schrie Mrs Covenant hysterisch.
    »Verdammt, das merke ich auch!«, knurrte ihr Gatte.
    »Wo willst du überhaupt hin?«
    Mr Covenant blieb mit eingeschaltetem Blinker ein paar Sekunden lang stehen, bevor er sich entschließen konnte weiterzufahren. »Runter in den Ort.«
    »JEMAND SCHIESST MIT KANONEN AUF UNS!«, schrie Mrs Covenant. »UND DU WILLST IN DEN ORT RUNTER?«
    »Sie brauchen vielleicht Hilfe«, entgegnete er.
    Mrs Covenant packte ihn am Handgelenk. »Das spielt doch keine Rolle! Wir müssen an uns denken! Wir müssen fliehen!«
    Jason schüttelte den Kopf. »Fliehen?« Soeben hatte eine Schlacht begonnen, er konnte hier jetzt nicht weg. Er sah Julia an. Schließlich waren sie immer noch die Hüter von Kilmore Cove.
    Seine Schwester erwiderte seinen Blick. Dann beugte sie sich vor, um ihre Mutter auf dem Beifahrersitz zu umarmen. »Papa hat recht«, sagte sie ganz ruhig. »Die anderen würden uns nie im Stich lassen.«
    Mrs Covenant begann zu schluchzen. »Das weiß ich doch …«, erwiderte sie leise.
    Sie schwiegen eine Weile, während Mr Covenant, der immer noch kaum durch die Windschutzscheibe sehen konnte, vorsichtig in Richtung Kilmore Cove auf die Küstenstraße einbog.
    Ein Blitz zerriss den Himmel und entlud sich im Meer. Es regnete immer heftiger.
    »Wir hätten niemals hierherziehen sollen …«, schluchzte Mrs Covenant. »Wir sind Stadtmenschen …«
    Es donnerte und sie verstummte.
    Auf der Rückbank rückten Jason und Julia näher zusammen. »Hast du das Notizbuch mitgenommen?«, fragte Jason flüsternd.
    »Ja.«
    »Schau mal nach, ob gerade jemand darin liest.«
    Julia blätterte in Morice Moreaus Notizbuch, in dem kleinen Fensterbuch, über das sie mit allen in Verbindung treten konnte, die gerade ihr eigenes Exemplar aufgeschlagen hatten. Doch im Augenblick las niemand darin. Weder Anita, noch Marius Voynich oder Ultima.
    »Nein. Wahrscheinlich schlafen sie alle noch.«
    »Voynich auch? Wacht der denn nicht einmal von Kanonenschüssen auf?«
    Von der Küstenstraße aus konnten sie die schwarze Brigantine in der Bucht sehen. Die Affen darauf waren wie Matrosen gekleidet. Einige sprangen geschickt von Mast zu Mast, andere rannten auf dem Deck herum und zündeten mit brennenden Fackeln die Kanonen. Zwei Beiboote waren zu Wasser gelassen worden und fuhren nun auf den Hafen zu, aber aus dieser Entfernung konnten die Zwillinge nicht erkennen, ob sie von Menschen oder weiteren Affen gerudert wurden.
    Das einzige eindeutig identifizierbare menschliche Wesen auf dem Schiff war der Kapitän.
    Und hinsichtlich seiner Identität gab es keine Zweifel.
    »Es ist Kapitän Spencer«, raunte Jason.
    Julia nickte.
    Jason ging im Kopf alles durch, was Black Vulcano ihnen am Vorabend erzählt hatte. Welche Verbindung mochte es zwischen den Ereignissen der letzten Wochen und der Ankunft der Brigantine geben? Nestors Verschwinden, Dr Bowens’ tragischer Tod, die Überschwemmung, ihre Rückkehr aus Arcadia durch das Labyrinth … Aber wie angestrengt er auch überlegte, es machte für ihn keinen Sinn.
    Julia zog inzwischen Bilanz: Wie viele ihrer Freunde waren überhaupt noch in Kilmore Cove? Nestor war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher