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Ultimative Gelüste

Ultimative Gelüste

Titel: Ultimative Gelüste
Autoren: Marlene Meyer
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nicht eindeutig feststand, befand ich mich in einem Dilemma. Ich hatte keine Lust, beim örtlichen Italiener im kleinen Schwarzen aufzutauchen, oder gar im kulinarischen Verwöhntempel in Jeans und T-Shirt. Natürlich wusste ich auch nicht, was Robert zu tragen gedachte.
    So entschied ich mich – Risiko! – für eine zartgelbe Bluse und dazu eine gedeckte malvenfarbene Hose. Da wir am Abend vermutlich auch viel gehen würden, verzichtete ich ganz auf Absätze und griff nach einem Paar passender Ballerinas. Das Make-up gehörte in die Kategorie ‚dezent, aber passend‘. Die Vorfreude auf den Abend steigerte sich stetig.
    Meine Wohnung lag nicht weit von der Kirche entfernt, ich konnte also ganz gemütlich in ein paar Minuten dorthin schlendern. Als ich um die Ecke kam, wusste ich nicht, ob ich einen Lach- oder einen Schreikrampf bekommen sollte. Vor der Kirche stand Robert, in einem knallroten Hawaii-Hemd mit riesigen weißen Blumen, einer knielangen Jeanshose und einem Paar, wohlwollend gesprochen, derben Schuhen.
    Casual oder lässig war das schon nicht mehr, eher fast schon zu viel für die Augen. Mein Lust-o-Meter sackte kurzfristig auf null. Ich ging tapfer auf ihn zu, sprach ihn an; er drehte sich zu mir und lächelte. Mein Lust-o-Meter stieg wieder sachte an.
    „Hallo. Schön, dass Sie da sind. Dann wollen wir mal das Städtchen erkunden. Wo ist denn Ihr Mann?“
    „Oh, dem ist etwas dazwischen gekommen“, log ich schnell. „Er lässt sich entschuldigen.“
    „Schade. Dann lerne ich ihn sicher beim nächsten Mal kennen. Wie geht es jetzt weiter?“
    „Ich würde sagen, wir schauen uns ein bisschen die Stadt an, dann sehen Sie auch die verschiedenen Lokalitäten. Dann können wir immer noch entscheiden, wo wir etwas essen oder trinken können.“
    „Guter Vorschlag. Sie zeigen mir dann mal alles“, meinte er.
    Die Kombination aus ‚zeigen‘ und ‚alles‘ setzte wieder diesen Gedanken in Gang, der zu einem Pochen im Unterleib wurde. Allein seine Nähe ließ mich ganz wuschig werden, trotz seiner etwas farbenfrohen Bekleidung. Dann streunten wir los, schauten uns hier und da ein paar Gebäude an, sprachen über dies und das.
    Ich zeigte ihm die Restaurants und Gaststätten der Stadt, wir schlenderten durch die Gassen und Straßen und entschieden uns am Ende für einen Biergarten. Wir setzten uns an einen etwas abseits stehenden freien Tisch und bestellten eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken.
    „Hat sich einiges verändert seit damals“, begann Robert das Gespräch.
    „Naja, die Kirche steht immer noch im Dorf“, scherzte ich.
    „Ja, immerhin. Aber sonst. Hat sich ganz schön herausgeputzt, die Stadt. Wenn ich daran denke, wie es hier damals aussah.“
    „Es ist einiges investiert worden“, fügte ich an und stellte fest, dass mir die Small-talk-Themen ausgingen. Deswegen fragte ich ihn, was er in all den Jahren so gemacht hätte.
    „Nach der Schule studiert und dann bei verschiedenen Unternehmen gearbeitet“, kam die lapidare Antwort. Aber es war, als wolle er mehr sagen.
    „Und warum dann hierher zurück?“, hakte ich nach.
    Sein Blick wurde für einen kurzen Moment traurig, mit einer Hand wischte er eine Strähne seines dichten, hellbraunen Haares aus der Stirn. Er atmete kurz heftig ein und sah mir tief in die Augen. Mir war, als würde ich in seinen braunen Augen wie in einem Meer aus Wärme versinken.
    „Nun, das ist nicht so einfach zu sagen. Es ist in den letzten zwei Jahren bisschen viel passiert und ich war der Ansicht, dass ich zur Ruhe kommen sollte.“
    „Sie müssen es mir nicht erzählen, wenn Sie nicht wollen“, bemerkte ich, natürlich brennend daran interessiert, was denn passiert sei.
    „Naja, es ist…“, er stocherte lustlos in seinem Carpaccio. „Irgendwie…“
    „Zu viel Stress im Job? Oder… eine verflossene Liebe?“ versuchte ich ihm auf die Sprünge zu helfen.
    „Sagen wir, eine Mischung aus beidem…“, sagte er und lächelte dabei etwas unbeholfen.
    Nachtigall, ick hör dir trapsen…
    „Was soll’s, ist ja nix ungewöhnliches…“, fuhr er fort. „Ich habe mich nach mehreren Jahren von meiner Freundin getrennt. Sie müssen wissen, ich habe es nie zu einer Ehe gebracht.“
    Damit ist das geklärt…
    „Und um einen Schlussstrich unter die ganze Sache zu ziehen, habe ich mir auch einen neuen Job gesucht. Ich wollte einfach nur noch weg“, ergänzte er.
    „Also, von vorne anfangen?“ fragte ich.
    „Fast. Auf der Suche nach einem
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