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Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)
Autoren: Alex Raack
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das Glas halb voll und nicht halb leer ist. Und das ich trotzdem nicht austrinken werde.

EPILOG
    So ich etwas an der einen oder anderen Stelle zu sehr verallgemeinert habe, bitte ich das zu entschuldigen, denn dieses Buch soll keine Abrechnung mit alten Feinden sein, kein Ratgeber für Suchtkranke, kein warnender Fingerzeig an die Gesellschaft. Sondern nur mein Leben beschreiben. Ein Leben voller Höhen und Tiefen. Tiefen, die ich erst zum Teil überwunden habe. Ja, ich bin trocken. Ich habe eine neue Frau, mit der das Leben Spaß macht, und ich habe eine kleine Tochter, der ich versuche, ein guter Vater zu sein. Doch ich habe auch zwei Kinder, zu denen der Kontakt mehr oder weniger abgebrochen ist, die von ihrem leiblichen Vater nichts mehr wissen wollen – aus Gründen, die ich nachvollziehen kann. Von dem nicht wenigen Geld, dass ich als Fußballer verdient habe, ist nichts mehr übrig. Meine Bundesligaspiele, Tore und Titel, kann mir zwar niemand nehmen. Aber wenn mein Name fällt, dann denken nur die wenigsten an den Europapokalsieg 1992, an die Spiele gegen Real Madrid, den SSC Neapel oder AC Mailand. Sie denken an Uli Borowka, den Säufer, den Alkoholiker.
Wenn du einem geretteten Trinker begegnest, dann begegnest du einem Helden. Es lauert in ihm schlafend der Todfeind. Er bleibt behaftet mit seiner Schwäche und setzt seinen Weg fort durch die Welt der Trinkunsitten, in einer Umgebung, die ihn nicht versteht, in einer Gesellschaft, die sich berechtigt hält, in jämmerlicher Unwissenheit auf ihn herabzuschauen, als auf einen Menschen zweiter Klasse, weil er es wagt, gegen den Alkoholstrom zu schwimmen.
Du sollst wissen: Er ist ein Mensch erster Klasse!
Friedrich von Bodelschwingh
    Auch deshalb gibt es dieses Buch. Um darauf aufmerksam zu machen, wie in Deutschland mit dem Thema Alkohol umgegangen wird. Ich mache diese schlechten Erfahrungen bis heute. Alkohol, die deutsche Volksdroge, will sich niemand kaputtreden lassen. Das habe ich auch gar nicht vor. Doch es ist die Art und Weise, wie mit Menschen umgegangen wird, die keinen Alkohol trinken, weil sie es nicht wollen oder dürfen. Weil sie ein Alkoholproblem haben.
    Ich sage es, wie ich es empfinde: Menschen, die eine Sucht erfolgreich bekämpfen, verdienen Respekt. Und zwar dauerhaft. Respekt und eine gewisse Sensibilität. Ich kann auf Geburtstagen, Partys oder Volksfesten nicht erwarten, dass wegen mir der Zapfhahn trocken bleibt. Aber muss ich mich jedes Mal mehrfach dafür rechtfertigen, wenn ich statt einem Glas Wein ein Glas Wasser bestelle?
    Es wäre glatt gelogen, wenn ich behaupten würde, dass Alkohol auf mich keinen Reiz mehr ausübt. Selbstverständlich habe ich manchmal »Appetit« auf ein Glas Wein auf der Wohnzimmercouch oder ein kühles Feierabendbier. Doch dieses Gefühl hält nicht lange an. Ich habe ein ziemlich gutes Gegenmittel für mich gefunden. Ich brauche nur an meine dunkelsten Jahre zu denken, an meine Blackouts und Abstürze, meine sternhagelvollen Auftritte vor meinen Kindern, an die Schlägereien und den Selbstmordversuch, schon bekomme ich eine Gänsehaut. Und ich weiß wieder, warum ich keinen Tropfen Alkohol mehr anrühre. Ich habe bereits so viel gesoffen, dass es für ein paar Leben reicht.
    Dass ich es bis heute ohne einen Rückfall ausgehalten habe, ist nicht selbstverständlich. Aus meiner damaligen Therapiegruppe bin ich heute vermutlich einer der letzten Mohikaner – fast alle haben irgendwann wieder zur Flasche gegriffen. Der Alkohol lässt dich nie ganz los. Ich profitiere davon, dass ich bereits als Teenager und junger Fußballer gelernt habe, im richtigen Moment eine eiserne Disziplin an den Tag zu legen. So wie ich früher um einen Stammplatz kämpfte, kämpfe ich heute dagegen an, wieder rückfällig zu werden. Was ich allerdings nicht mehr brauche, ist der ständige Konkurrenzkampf, die Machtspielchen mit meinen Mitmenschen. Früher war ich stolz darauf, mit meinem Robocop-Image Gegenspieler und Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. Den harten Mann zu mimen. Heute ist mir das scheißegal. Ich umgebe mich nur noch mit wenigen Menschen, Menschen denen ich blind vertraue. Vermutlich habe ich durch die Erfahrungen als Fußballer und Alkoholiker einfach zu viele Idioten kennengelernt.
    Ich bin mit mir im Reinen. Ja, ich denke, das darf ich so sagen. Ich war ganz oben und ganz unten. Ich war so gut wie tot. Ich war arm und reich. Berühmt und berüchtigt. Heute bin ich ein glücklicher Mensch. Wenn ich
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