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Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)
Autoren: Alex Raack
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Schade. Heute spielt er in der Oberliga.
    Eine ähnliche Erfahrung machte ich mit Sejad Salihovic, dem sein Verein, Hertha BSC, einen Fünfjahresvertrag untergejubelt hatte – zu entsprechend günstigen Konditionen. So förderte man sicherlich keine Talente. Balli und ich sahen uns das Schriftstück noch einmal ganz genau an – und siehe da: Es fehlten wichtige Unterschriften, der Vertrag zwischen Hertha und dem Jugendspieler Salihovic war damit eigentlich hinfällig. Schnurstracks marschierten wir zu den Berliner Verantwortlichen und forderten: »Gebt dem Jungen einen neuen, besser dotierten Vertrag, sonst wechselt er zu Borussia Mönchengladbach. Dieser Vertrag ist ungültig.« Hertha reagierte, Sejad bekam einen neuen Vertrag und verdiente statt 500 Euro nun 2500 monatlich. Genug, um seine bosnische Familie zu unterstützen, die mit ihm vor vielen Jahren im Zuge des Balkankonflikts nach Berlin geflüchtet war. Doch nur wenig später bekam ich auch von Salihovic das zu hören, was mir schon Banecki mitgeteilt hatte: Tschüss, mach’s gut, ich habe da jemand anderen. Die nächste Enttäuschung. Wie schlecht das Gewissen der Familie Salihovic gewesen sein muss, zeigte eine Szene, die ich Wochen später auf einem Berliner Sportplatz erlebte. Auf dem Weg zum Kaffeestand lief ich direkt Salihovic Senior in die Arme. Als er mich sah, fielen ihm vor lauter Schreck die Kaffeebecher aus der Hand …
    Es blieb dabei: Ich hangelte mich weiterhin von Tag zu Tag ohne ein echtes Ziel. Es ist schwer, diese Zeit angemessen zu beschreiben. Es war ja nicht so, dass ich dieses Leben nicht ertragen konnte, nach den Jahren am Abgrund war ich froh, überhaupt noch am Leben zu sein. Aber ich wurde zunehmend frustrierter von den regelmäßigen Tiefschlägen, die mir der Alltag verpasste. Zu meinen Kindern war der Kontakt inzwischen komplett abgebrochen. Wenn ich mit Carmen kommunizierte, ging es lediglich um ausstehende Unterhaltszahlungen, die ich aufgrund meiner finanziellen Situation schlicht und einfach nicht leisten konnte.
    Mitten in diesen so unaufgeräumten Lebensabschnitt trat eine Frau, die schon bald mein Leben verändern sollte. Sie hieß Claudia, war 26 Jahre alt und Polizistin. Ich lernte sie im September 2004 auf einer Party in der »Amber Suite« kennen, einem angesagten Berliner Club. Ich war nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung und sie auch nicht. Wir wollten ein bisschen Spaß, mehr nicht. Ich sprach sie an. »Hallo. Ich heiße Uli, bin 42, trockener Alkoholiker und Egoist!« Welch ein Anmachspruch! Aber so war die Katze wenigstens gleich aus dem Sack, außerdem benutzte ich diesen Satz ja nicht zum ersten Mal. Claudia jedenfalls schien der Spruch gefallen zu haben, wir flirteten noch ein bisschen, ich gab ihr meine Nummer und wir verabschiedeten uns voneinander in die Nacht. Erst viel später erfuhr ich, dass sie erst am nächsten Morgen im Internet las, wer dieser Uli Borowka wirklich war, der ihr gestern seine Nummer gegeben hatte. Ausgerechnet zu dieser Zeit veröffentlichte die Bild -Zeitung Berichte über meine schlimme Vergangenheit. Die Saufereien, die tätlichen Übergriffe, die Polizeigeschichten, alles wurde wieder aufgewärmt. Doch selbst davon ließ sich Claudia nicht abschrecken. Auch nicht davon, dass sie zu diesem Zeitpunkt gerade frisch verheiratet war. Wir verabredeten uns. Noch einmal. Und noch einmal. Lange konnte sie dieses Verhältnis nicht geheim halten, schon bald bekam ihr Mann Wind von der Sache – eine Freundin von Claudia hatte ihm alles gesteckt. Claudia beendete unsere Liaison, ein letzter Versuch, ihre bereits zerbrochene Ehe zu kitten. Das Ende vom Lied: Ihr Mann flog alleine in die geplanten Flitterwochen nach Ägypten, Claudia reiste ihm nach, bereute das schnell und schon kurz nach dem Urlaub trennten sie sich und ihr Mann schmiss sie aus dem gemeinsamen Haus. Sie packte ihre Klamotten und zog in eine Wohnung in Berlin-Adlershof – noch am gleichen Tag zog ich bei ihr ein. Klingt komisch, war aber so.
    Wäre mein Leben der große Kitschfilm am Sonntagabend, dann müsste ich jetzt beschreiben, wie sich von einem Moment auf den anderen alles änderte, wie ich eine neue Partnerin fand, eine neue Familie, ein neues Leben.
    So war es natürlich nicht.
    Ich war zwar bei Claudia eingezogen, wir hatten auch eine schöne Zeit zusammen, aber das änderte alles nichts an meiner Situation. Längst hatte ich mir außerdem geschworen, nicht noch einmal zu heiraten und Kinder zu
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