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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König
Autoren: Bernard Cornwell
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westsächsischen Priester.
    »Was der Grund ist, aus dem wir Euch beknien, das Bündnis zu schmieden«, sagte Willibald.
    »Beim Weihnachtsfest«, fügte einer der Zwillinge hinzu.
    »Und Alfred hat ein Geschenk für Eohric mitgesandt«, fuhr Willibald begeistert fort. »Alfred und Edward! Sie haben sich überaus großzügig gezeigt, Herr!«
    Das Geschenk lag in einem Silberkästchen, das mit wertvollen Edelsteinen besetzt war. Auf dem Deckel sah man eine Christusgestalt mit erhobenen Armen, um die geschrieben stand ›Edward mec hebt Gewyrcan‹, was bedeutete, dass Edward dieses Reliquiar in Auftrag gegeben hatte, oder noch eher hatte sein Vater das Geschenk bestellt und die Freigiebigkeit dann seinem Sohn zugeschrieben. Willibald hob ehrfürchtig den Deckel, und das mit rotgefärbtem Tuch ausgeschlagene Innere des Kästleins wurde sichtbar. Ein kleines Kissen von der Länge und Breite einer Männerhand füllte es aus, und auf dem Kissen lag ein Fischskelett. Es war ein vollständiges Fischskelett, bis auf den Kopf, nur ein langes weißes Rückgrat mit einem Rippenkamm auf jeder Seite. »Seht nur«, hauchte Willibald kaum hörbar, als könnte zu lautes Sprechen die Gräten stören.
    »Ein toter Hering?«, fragte ich ungläubig. »Das soll Alfreds Geschenk sein?«
    Die Priester bekreuzigten sich allesamt.
    »Braucht Ihr noch mehr Gräten?«, fragte ich. Dann sah ich zu Finan hinüber, meinem engsten Freund und dem Befehlshaber meiner Hauskrieger. »Toten Fisch können wir zur Verfügung stellen, was?«
    »Fässerweise«, sagte er.
    »Herr Uhtred!« Willibald brauste wie immer bei meinen Neckereien auf. »Dieser Fisch«, er deutete mit bebendem Finger auf die Gräten, »war einer der beiden Fische, die Unser Heiland zur Speisung der fünftausend verwendet hat!«
    »Dann muss der andere ja ein verflucht großer Fisch gewesen sein«, sagte ich. »Was für einer war's denn? Ein Wal?«
    Der ältere der westsächsischen Priester blickte mich finster an. »Ich habe König Edward davon abgeraten, Euch diese Aufgabe zu übertragen«, sagte er. »Ich habe ihm gesagt, er soll einen Christen entsenden.«
    »Dann sucht Euch jemand anderen«, gab ich zurück. »Ich verbringe das Julfest ohnehin lieber in meinem eigenen Palas.«
    »Er wünscht, dass Ihr hingeht«, sagte der Priester scharf.
    »Alfred wünscht es auch«, warf Willibald ein. Dann fügte er mit einem Lächeln hinzu: »Er glaubt, dass Ihr Eohric Angst einflößen werdet.«
    »Warum will er Eohric Angst einflößen?«, fragte ich. »Ich dachte, es geht um ein Bündnis.«
    »König Eohric erlaubt seinen Schiffsführern, Jagd auf unsere Handelsfahrer zu machen«, sagte der Priester, »und er muss Entschädigungen zahlen, bevor wir ihm Schutz zusagen. Der König meint, Ihr werdet sehr überzeugend auf ihn wirken.«
    »Wir müssen frühestens in zehn Tagen los«, sagte ich und sah die Priester missmutig an, »wird von mir erwartet, dass ich Euch alle bis dahin durchfüttere?«
    »Ja, Herr«, sagte Willibald fröhlich.
    Das Schicksal ist unerforschlich. Ich hatte das Christentum abgelehnt und die Götter der Dänen vorgezogen, doch ich liebte Æthelflæd, Alfreds Tochter, und sie war Christin, und das bedeutete, dass ich mein Schwert nun für das Kreuz in den Kampf fährte.
    Und deshalb sah es danach aus, dass ich das Julfest in Ostanglien verbringen würde.
    Osferth kam mit zwanzig weiteren Männern aus meiner Hausmacht nach Buccingahamm. Ich hatte sie gerufen, weil ich von einer starken Truppe nach Ostanglien begleitet werden wollte. König Eohric mochte ein Bündnis vorgeschlagen haben, und er mochte sich sämtlichen Forderungen Alfreds beugen, aber Verträge werden am besten von einer Warte der Stärke ausgehandelt, und ich war entschlossen, mit einer beeindruckenden Begleitmannschaft in Ostanglien zu erscheinen. Osferth und seine Männer hatten Ceaster beobachtet, ein altes Römerlager an der Nordwestgrenze Merciens, in das sich Haesten geflüchtet hatte, nachdem seine Truppen bei Beamfleot geschlagen worden waren. Osferth grüßte mich ernst, wie es seine Art war. Er lächelte nur selten, und sein üblicher Gesichtsausdruck drückte Missbilligung über alles aus, was ihm vor die Augen kam, aber ich glaube, er freute sich, wieder mit uns allen zusammen zu sein. Er war Alfreds Sohn, gezeugt mit einer Dienerin, bevor Alfred die zweifelhaften Freuden christlichen Gehorsams entdeckt hatte. Alfred hatte seinen Bastardsohn zum Priester ausbilden lassen wollen, doch Osferth
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