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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König
Autoren: Bernard Cornwell
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auf, »haben für König Eohric ein Geschenk mitgesandt.«
    »Lebt Alfred noch?«, fragte ich.
    »Ja, durch Gottes Gnade«, sagte Willibald, »allerdings ist er krank.«
    »Und zwar todkrank«, warf einer der westsächsischen Priester ein.
    »Er ist schon todkrank geboren worden«, sagte ich, »und er liegt im Sterben, seit ich ihn kenne. Er wird noch zehn Jahre leben.«
    »Bitten wir Gott, dass es ihm vergönnt ist«, sagte Willibald und bekreuzigte sich. »Allerdings ist er schon fünfzig Jahre alt und wird zusehends schwächer. Diesmal liegt er wohl tatsächlich im Sterben.«
    »Und eben deshalb will er dieses Bündnis«, fuhr der westsächsische Priester fort, »und aus demselben Grund bittet der Herr Edward um Eure Unterstützung.«
    »König Edward«, berichtigte Willibald seinen Priesterkollegen.
    »Und wer bittet in Wahrheit um meine Unterstützung?«, fragte ich. »Ist es Alfred von Wessex oder Edward von Cent?«
    »Edward«, sagte Willibald.
    »Eohric«, kam es von Ceolnoth und Ceolberht im Chor.
    »Alfred«, sagte der westsächsische Priester.
    »Sie alle«, ergänzte Willibald. »Es ist für sie alle von Bedeutung, Herr!«
    Edward oder Alfred oder beide wollten, dass ich zu König Eohric von Ostanglien ging. Eohric war Däne, aber er war zum Christentum übergetreten, und er hatte die Zwillinge zu Alfred geschickt und ein großes Bündnis zwischen den christlichen Teilen Britanniens vorgeschlagen. »König Eohric hat angeregt, dass Ihr den Friedensvertrag aushandeln sollt«, sagte Ceolnoth oder Ceolberht.
    »Mit uns als Ratgebern«, warfeiner der westsächsischen Priester hastig ein.
    »Warum ich?«, fragte ich die Zwillinge.
    Willibald antwortete für sie. »Wer kennt Mercien und Wessex so gut wie Ihr?«
    »Da gibt es viele«, antwortete ich.
    »Und wenn Ihr die Führung übernehmt«, sagte Willibald, »werden Euch diese Vielen Gefolgschaft leisten.«
    Wir saßen an einem Tisch mit Ale, Brot, Käse, Gemüsesuppe und Äpfeln. In der großen Feuerstelle in der Mitte des Raumes loderten die Flammen und ließen Schatten und Licht über die rauchgeschwärzten Balken zucken. Der Schäfer hatte recht behalten, und der Eisregen hatte sich in Schnee verwandelt, und nun rieselten ein paar Flocken durch die Rauchabzugsöfrhung im Dach herein. Draußen, jenseits der Palisade, baumelten Wærfurth und der Bogenschütze am kahlen Ast einer Ulme, ihre Leichen dienten den hungrigen Vögeln als Futter. Die meisten meiner Männer waren im Palas und hörten unserem Gespräch zu. »Es ist eine merkwürdige Jahreszeit, um Verträge auszuhandeln«, sagte ich.
    »Alfred bleibt nicht mehr viel Zeit«, sagte Willibald, »und er will dieses Bündnis, Herr. Wenn alle Christen Britanniens vereint sind, wird der Thron Edwards geschützt sein, wenn er die Krone erbt.«
    Das ergab Sinn, aber warum sollte Eohric dieses Bündnis anstreben? Eohric von Ostanglien hatte, solange ich mich erinnern konnte, gezaudert, sich zwischen den Seiten der Christen und Heiden, der Dänen und Sachsen zu entscheiden, und nun wollte er mit einem Mal in aller Öffentlichkeit seine Zugehörigkeit zu den christlichen Sachsen verkünden?
    »Es ist wegen Cnut Ranulfson«, erklärte einer der Zwillinge, als ich die Frage stellte.
    »Er hat Männer in den Süden gebracht«, sagte der andere Zwilling.
    »Auf die Besitzungen Sigurd Thorssons«, sagte ich. »Das weiß ich, darüber habe ich Alfred ja selbst benachrichtigen lassen. Und Eohric fürchtet Cnut und Sigurd?«
    »Das tut er«, sagte Ceolnoth oder Ceolberht.
    »Cnut und Sigurd werden jetzt nicht angreifen«, sagte ich, »aber möglicherweise im Frühling.« Cnut und Sigurd waren Dänen aus Northumbrien, und ihr immerwährender Traum, den sie mit allen Dänen teilten, war es, alle Gebiete zu erobern, in denen Englisch gesprochen wurde. Die Eindringlinge hatten es wieder und wieder versucht, und wieder und wieder waren sie gescheitert, doch der nächste Anlauf war unvermeidlich, denn das Herz von Wessex, dem stärksten Bollwerk des sächsischen Christentums, schlug immer schwächer. Alfred starb, und sein Tod würde mit Sicherheit die Schwerter und Feuersbrünste der Heiden nach Mercien bringen. »Aber warum sollten Cnut oder Sigurd Eohric angreifen?«, fragte ich. »Sie wollen Ostanglien nicht, sie wollen Wessex.«
    »Sie wollen alles«, gab Ceolnoth oder Ceolberht zurück.
    »Und der wahre Glaube wird mit Geißeln aus Britannien vertrieben werden, wenn wir ihn nicht verteidigen«, sagte einer der
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