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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König
Autoren: Bernard Cornwell
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Kälte nicht, Willibald aber, in seinem priesterlichen Schwarz, zitterte trotz seines Wollumhangs und seines Hutes. »Ich muss Euch in den Palas bringen«, sagte ich. »In Eurem Alter solltet Ihr im Winter nicht draußen sein.«
    »Ich habe nicht damit gerechnet, dass es regnet«, sagte Willibald. Er klang elend.
    »Bis heute Mittag wird Schnee draus«, sagte der Schäfer.
    »Hast du hier in der Nähe eine Hütte?«, fragte ich ihn.
    Er deutete Richtung Norden. »Gleich hinter dem kleinen Wald«, sagte er. Er zeigte auf dichtstehende Bäume, zwischen denen ein Pfad hindurchführte.
    »Gibt es dort Feuer?«
    »Ja, Herr.«
    »Bring uns hin«, sagte ich zu ihm. Ich würde Willibald dort ans Feuer setzen und ihm einen ordentlichen Umhang und ein gutmütiges Pferd holen, um ihn in den Palas zu bringen.
    Als wir nordwärts gingen, knurrten die Hunde wieder. Ich drehte mich nach Süden um, und da waren Männer am Rand des Wäldchens. Eine auseinandergezogene Reihe von Männern, die uns nachstarrten. »Kennst du die?«, fragte ich den Schäfer.
    »Sie sind nicht aus der Gegend, Herr, und es sind eddera-a-dix«, sagte er und meinte damit, dass es dreizehn waren. »Das bringt Unglück, Herr.« Er bekreuzigte sich.
    »Was …«, fing Pater Willibald an.
    »Still«, sagte ich. Die beiden Hunde des Schäfers fletschten nun die Zähne. »Geächtete«, äußerte ich noch einmal meine Vermutung, ohne den Blick von den Männern abzuwenden.
    »Sankt Alnoth wurde von Geächteten ermordet«, sagte Willibald sorgenvoll.
    »Also ist nicht alles schlecht, was die Geächteten tun«, sagte ich, »aber die hier sind Holzköpfe.«
    »Holzköpfe?«
    »Weil sie uns angreifen«, sagte ich. »Dafür werden sie gejagt und gevierteilt werden.«
    »Wenn wir nicht als Erste sterben«, sagte Willibald.
    »Geht weiter!« Ich schob ihn auf den Wald im Norden zu, und berührte meinen Schwertknauf, bevor ich ihm folgte. Ich trug nicht Schlangenhauch, mein großes Kampfschwert, sondern eine kleinere, leichtere Klinge, die ich früher im Jahr einem Dänen in Beamfleot abgenommen hatte, nachdem er im Kampf mit mir umgekommen war. Es war ein gutes Schwert, aber in diesem Moment wünschte ich mir dennoch, ich hätte Schlangenhauch an meiner Hüfte. Ich warf einen Blick über die Schulter. Die dreizehn Männer überquerten den Graben, um uns nachzugehen. Zwei hatten Bögen. Die übrigen schienen mit Äxten, Messern oder Speeren bewaffnet zu sein. Willibald war langsam und keuchte schon vor Anstrengung. »Was hat das zu bedeuten?«, stieß er hervor.
    »Räuber?«, stellte ich eine Vermutung an. »Vagabunden? Ich weiß nicht. Lauft schneller!« Ich schob ihn zwischen die Bäume, dann zog ich das Schwert aus der Scheide und drehte mich zu meinen Verfolgern um, von denen einer gerade einen Pfeil aus dem Köcher an seinem Gürtel zog. Dieser Anblick überzeugte mich davon, Willibald in das Wäldchen zu folgen. Der Pfeil raste an mir vorbei und fuhr peitschend ins Unterholz. Ich trug kein Kettenhemd, nur den dicken Pelzumhang, der keinen Schutz vor einem Jagdpfeil bot. »Weitergehen!«, schrie ich Willibald nach, dann hinkte ich den Pfad hinauf. Ich war in der Schlacht von Ethandun am rechten Oberschenkel verletzt worden, und obwohl ich gehen und sogar langsam rennen konnte, wusste ich, dass ich nicht imstande war, die Männer abzuhängen, die sich nun in bequemer Reichweite eines Pfeilschusses hinter mir befanden. Ich hastete den Pfad entlang, als ein zweiter Pfeil von einem Ast abgelenkt wurde und im Gezweig klappernd zu Boden fiel. Jeder Tag ist ein gewöhnlicher Tag, dachte ich, bis er interessant wird. Meine Verfolger konnten mich zwischen den dunklen Stämmen und dem dichten Stechpalmengebüsch nicht sehen, aber sie gingen davon aus, dass ich Willibald gefolgt war und hielten sich auf dem Pfad, während ich mich ins Unterholz duckte. Die glänzenden Blätter eines Stechpalmenbusches, mein Pelzumhang und die Fuchsfellmütze, die ich mir über mein blondes Haar tief ins Gesicht gezogen hatte, verbargen mich gut. Die Verfolger liefen an meinem Versteck vorbei, ohne auch nur den Blick zu wenden. Die beiden Bogenschützen bildeten die Spitze.
    Ich ließ ihnen ein gutes Stück Vorsprung, dann folgte ich ihnen. Ich hatte sie reden hören, als sie an mir vorbeikamen, und so wusste ich, dass es Sachsen waren, und, ihrer Aussprache zufolge, vermutlich aus Mercien. Räuber, dachte ich. Eine Römerstraße führte in der Nähe durch tiefe Wälder, und dort trieben Männer
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