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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen
Autoren: Robert Silverberg
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ihrem Kampf gegen die Sallat zu helfen. Die Leute, die mich geschickt haben, wissen genau, was sie tun. Und die Sallat haben mit dem Plan auch gar nichts zu tun, nur daß sie zufällig im Weg sind. Sie sind dazu ausersehen, die ersten Opfer der Krozni zu werden.«
    Einer der Krozni kam in die Hütte zurück, und Bronstein flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann wandte er sich wieder Delaunay zu.
    »Was machen Sie hier?« fragte er liebenswürdig. »Warum haben Sie die Erde verlassen?«
    »Ich verlor mein Interesse an der Erde«, erwiderte Delaunay und beherrschte sich in seiner Wut. »Ich suchte etwas auf diesem Planeten. Und ich dachte, ich hätte es gefunden. Bis Sie – bis Sie anfingen, die Krozni aufzustacheln.«
    »Sie verloren Ihr Interesse an der Erde. Sie wissen ganz genau, daß die Erde stagniert, weil sie keine Herausforderung mehr kennt. Terra ist jetzt fast eine Welt der Schlafwandler, und von ein paar Leuten abgesehen beschäftigt man sich mit geistloser Routine, weil man nichts Besseres zu tun hat. Das wußten Sie. Haben Sie versucht, das zu ändern?«
    »Nein«, gab Delaunay zu. »Ich reiste ab und kam hierher.«
    »Sie reisten ab und kamen hierher«, wiederholte Bronstein und ahmte auch Delaunays Tonfall nach. »Sehr schön. Sie sind von der Erde weggerannt, weil Sie sich langweilten. Geschieht dieser Tage häufig. Haben Sie jedoch bemerkt, daß es einige Leute gibt, die sich mit den Problemen der Erde auf konstruktivere Art auseinandersetzen?«
    »Was hat das mit den Sallat zu tun?«
    »An sich nichts. Ich bedaure deshalb wirklich, daß die Sallat mit betroffen sind. Wir interessieren uns nur für die Krozni. Die Erde braucht die Krozni. Die Krozni stellen eine mögliche Herausforderung der Erde dar, die Herausforderung, die nötig ist, damit dieser langsame Abstieg aufhört. Wir befinden uns in der Zwangslage, Feinde schaffen zu müssen, weil es keine mehr gibt.«
    »Sie meinen, Sie helfen den Krozni vorsätzlich, die Sallat zu vernichten, um der Erde beizustehen?«
    »Lassen Sie doch die Sallat«, sagte Bronstein ungeduldig. »Wir bauen hier die Krozni auf, bis sie sich zu ernsten Herausforderern der Erde entwickelt haben. Das Rohmaterial ist vorhanden. Sie sind ein kämpferisches, aggressives Volk, so, wie wir es einst waren. Mit ein bißchen Anleitung, ein paar gut geplanten Siegen, der richtigen zivilisatorischen Bearbeitung werden sie ihren gegenwärtigen primitiven Zustand überwinden und anfangen, neidisch zur Erde zu schielen. Und dann wird sich die Erde erheben und der Bedrohung begegnen. Es ist eine Frage der Herausforderung und der Reaktion. Die Erde geht ein, weil es keine Herausforderung mehr gibt, und so haben wir aus dem geeignetsten Material eine zu bauen.«
    Delaunay holte tief Luft. Er war über die Kühnheit des Planes überrascht, und Bronsteins Gelassenheit erstaunte ihn noch mehr. »Ohne Ihr Eingreifen hätten die Sallat die Krozni überwältigt, und die Erde würde ihre Herausforderung nicht bekommen?«
    »Vermutlich. Die Sallat würden Schwierigkeiten haben, weil sie so ganz und gar nicht kriegerisch sind, aber letztlich hätten sie die Krozni doch geschlagen. Als ich anfing, mit den Krozni zu arbeiten, wußten sie kaum, daß im Krieg Zusammenarbeit nötig ist. Erst seit ich hier bin, sind sie ein richtiger Kampfapparat geworden.«
    »Dann werde ich Sie töten müssen«, sagte Delaunay. Er hob seine Waffe.
    »Warten Sie«, sagte Bronstein. »Bevor Sie losballern, verraten Sie mir, weshalb.«
    »Weil ich mich selbst auch einmische, allerdings auf Seiten der Sallat. Ich glaube nämlich, daß die Sallat genauso wichtig wie die Erde sind und daß ebenfalls Grund besteht, sie zu retten. Um die Erde mache ich mir keine Sorgen.«
    Bronstein nickte und starrte auf Delaunays Pistole. »Ich weiß. Das haben Sie nie getan.«
    »Warum auch? Ich habe mich von der Erde zurückgezogen. Warum soll ich nicht den Sallat treu sein? Warum überhaupt irgend jemandem treu sein? Wer kann das beantworten?«
    »Das sind schwere Fragen«, erwiderte Bronstein langsam. »Sie übersehen jedoch einen wichtigen Punkt. Es lohnt sich, die Erde zu retten. Bei den Sallat lohnt es sich nicht, im Gegensatz zu dem, was Sie denken. Die Sallat sind fertig. Die sind tot und merken es nicht einmal. Schauen Sie, wie sie auf die Herausforderung durch die Krozni reagieren. Passen sie sich an, um mit ihnen fertig zu werden?
    Nein, überhaupt nicht. Ihre Kultur hat den Punkt, an dem sie sich noch anpassen konnte, schon lange
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