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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition)
Autoren: Nora Hamilton
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Luft einsog, als sie mit den Füßen in den See stieg. Beherzt schöpfte sie Wasser und goss es sich mit beiden Händen über den Leib. Sie prustete und sah zu, wie die Tropfen über ihre Brüste rollten, an den Spitzen kurz verharrten, um sodann ins Wasser zurückzukehren. Dann breitete sie die Arme aus, warf sich in den See und schwamm mit kräftigen Zügen. Sie näherte sich einer sattgelben Seerose und strich behutsam mit dem Finger über die Blüte; als sie einen Fisch beobachtete, der aus dem Wasser schoss wie ein Pfeil, sich in der Luft drehte und wieder versank, lachte sie befreit.
    Die Sonne hatte sich einen Weg durch die Wipfel der Bäume gesucht und malte goldene und silberne Punkteauf die Wasseroberfläche. Zelda sah nach oben, sah den Staub des Waldes im goldenen Sonnenfinger tanzen und fühlte sich wohl und unbeschwert. Sie war ein Kind der Natur, eine Tochter der Sonne und des Wassers. Sie genoss den Duft des Waldes und den Geschmack des Sees auf den Lippen. Nach einer Weile warf sie sich auf den Rücken und ließ sich einfach treiben. Das Wasser hatte alle Sorgen von ihr abgespült, sie war frei und ungebunden, ganz sie selbst, mit sich und den Dingen, die sie umgaben, im Einklang.
    Schon als kleines Mädchen war Zelda oft an den See gekommen, und schon damals hatte sie nur hier das Gefühl unbändiger Freiheit verspürt. Doch dann hatte der Vater ihr diese Ausflüge verboten, aus Angst, seine Tochter könnte eines Tages von den Kingsleys geraubt werden. Aber Zelda kannte den Wald und den See besser als jeder andere. Schon von weitem spürte sie, wenn jemand anderes hier war. Vergeblich hatte sie versucht, diesen ihren Lieblingsplatz mit der Schwester zu teilen, aber Joan fühlte sich hier nicht wohl. Sie genoss zwar die Stille, kühlte im Sommer auch gern die erhitzte Haut im See, doch sie hielt es hier nie lange aus.
    Sie trug die Stille ja auch in sich, musste sie nicht suchen wie die ruhelose Zelda.
    Übermütig strampelte Zelda mit den Füßen und betrachtete verzückt die Wasserfontänen, die sie nach oben schleuderte und die in der Sonne funkelten wie Diamanten.
    Sie drehte sich lachend auf den Bauch, sah, dass sie dem Kingsley-Ufer mit dem dichten, scharfen Schilf und den Steinen viel zu nahe gekommen war, machte eine Rolle durch das Wasser, sodass ihr Haar wie eine Schlingpflanze an ihrem Körper entlangglitt, tauchtewieder auf und wollte zum McLain-Ufer schwimmen, als sie ein Geräusch plötzlich innehalten ließ.
    Sie verharrte, paddelte nur ein wenig mit den Armen, um nicht unterzugehen, und lauschte in die Stille. Da war es wieder! Doch es klang nicht wie ein brechender Ast, ein flüchtendes Tier oder ein Vogel, sondern wie ein menschliches Lachen!
    Wie der Blitz fuhr Zelda herum, spähte in alle Richtungen, doch sie sah niemanden. Langsam beruhigte sie sich und schwamm mit ruhigen Zügen auf das Ufer zu.
    Plötzlich wieherte Rose. Das tat sie sonst nie. Nur, wenn ein unbekannter Mensch in ihre Nähe kam. Wieder erstarrte Zelda und sah angestrengt nach vorn. Und wieder hörte sie dieses merkwürdige Geräusch, dieses Lachen. Es war das Lachen eines Mannes.
    Und jetzt sah sie ihn! Ein Mann, ein fremder Mann, der ihr hier noch nie begegnet war, saß unter einem Baum in der Nähe ihres Pferdes. Er lehnte mit dem Rücken an einem Stamm, kaute auf einem Grashalm und sah sie belustigt an.
    Erschrocken schlug Zelda die Arme vor ihre Brüste, mit dem Ergebnis, dass sie wie ein Stein unter die Wasseroberfläche sank und sich spuckend und hustend wieder nach oben kämpfen musste.
    Der fremde Mann am Ufer lachte, und Zelda platzte beinahe vor Wut.
    »Was wollt Ihr hier?«, rief sie erbost und schlug mit der flachen Hand auf das Wasser. »Verschwindet! Das ist mein See! «
    »Soviel ich weiß, gehört dieser See den Kingsleys. Seid Ihr eine Kingsley?«, fragte er mit unüberhörbarem Spott.
    »Wer ich bin, braucht Euch nicht zu kümmern! Verschwindeteinfach, das reicht. Und meines Wissens gehört der See den McLains.«
    Der Mann lachte wieder, und Zelda sah, dass er ihre Hilflosigkeit, ihre Gefangenschaft im See genoss.
    »Dann seid Ihr also eine McLain«, stellte der Mann fest und nahm den Grashalm aus dem Mund.
    »Bin ich nicht!«, begehrte Zelda auf und wusste eigentlich nicht so recht, warum sie behauptete, keine McLain zu sein. Es war einfach so, dass dieser fremde Mann ihren Widerspruch geradezu herausforderte.
    »Nun, wenn Ihr auch keine McLain seid, so habt Ihr kein Recht, hier zu baden. Und
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