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Ueberwaeltigend

Ueberwaeltigend

Titel: Ueberwaeltigend
Autoren: Emma Green
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sie mir diese Information gegeben hat, mit der ich nicht wirklich etwas anfangen kann, macht sie auf dem Absatz kehrt und verschwindet genauso schnell wieder, wie sie gekommen war.
    Immer noch so zuvorkommend …
    Verunsichert gehe ich auf den großen Bildschirm zu und versuche herauszufinden, wie er funktioniert. Ich drücke auf die Taste mit der Nummer drei des Ziffernblocks und der Salon wird im Vollbildmodus angezeigt. Ich stelle den Cursor auf 16 Uhr ein und spule die Aufnahme bis dahin zurück. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, ich weiß nicht, was mich gleich erwarten wird, aber mein Gefühl sagt mir, dass es mir nicht gefallen wird.
    WAS?!
    16:04. Soledad begleitet eine Frau, die mir seltsamerweise sehr ähnlich sieht, ins Wohnzimmer. Eleanor … Das muss sie sein! Ihr zartes und perfekt geformtes Gesicht macht einen friedlichen Eindruck und ihr schlanker Körper kommt in dem schwarzen Designerkleid perfekt zur Geltung. „Perfekt“, das ist das Einzige, das mir dazu einfällt.
    Er hat mir geschworen, dass sie keinen Fuß in die Stadtvilla setzen wird!
    Aber offensichtlich hat auch Gabriel nicht mit ihrem Besuch gerechnet. Er sitzt auf einem der Sofas, hebt den Kopf, erkennt Eleanor und bittet die Gouvernante sofort, hinauszugehen.
    „Danke, Soledad, das ist alles.“
    Nein, Soledad, komm zurück und zerr sie wieder zum Ausgang! Am besten an den Haaren …
    Die beiden ehemals Verliebten mustern einander still und leise. Dann ergreift Gabriel das Wort. Seine raue und kräftige Stimme könnte Wände zum Einsturz bringen.
    „Was machst du hier?“
    „Ich habe gehofft, meinen Sohn zu treffen …“, sagt sie mit sicherer Stimme.
    „Machst du Witze? Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich fernhalten! Willst du ihn traumatisieren?“
    „Mir scheint, als hätte ich das bereits getan. Zumindest, wenn ich dir so zuhöre.“
    „Spiel hier nicht das Opfer, Eleanor!“, schreit er ihr ins Gesicht.
    „Dr. Adler ist meiner Meinung, es ist noch zu früh …“
    „Adler ist Psychologe, er glaubt zu wissen, was Virgile braucht, aber ich bin seine Mutter …“
    „Nein“, brüllt Gabriel wütend. „Du bist eine Fremde! Du hast dich aus dem Staub gemacht, als er nur wenige Tage alt war, und somit hast du keinen Anspruch mehr auf die Privilegien einer „Mutter“.“
    „Deine Mutter hat mich doch dazu gezwungen, zu verschwinden, sie ist hier die Schuldige, nicht ich!“
    „Du machst es dir wie immer sehr leicht. Fühlst du dich nicht verantwortlich? Verspürst du nicht einmal den Hauch einer Schuld? Du hast deinen Sohn im Stich gelassen, Eleanor!“
    „Ja, ich fühle mich schuldig, glaube mir, und ich bezahle jeden Tag für meine Schwäche. Ich hätte ihn niemals verlassen dürfen. Und ich hätte auch dich niemals verlassen dürfen …“, fügt sie ohne Pause hinzu.
    „Wechsle nicht das Thema. Wir sprechen über Virgile und nur über Virgile, ist das klar?“
    „Amandine ist nicht die Richtige für dich, Gabriel. Sie ist nur eine Täuschung. Denn eigentlich bin ich diejenige, die du willst, das ist offensichtlich.“
    „Sei still!“
    „Sie gleicht mir wie ein Ei dem anderen und du kannst mir nicht weismachen, dass das nur ein Zufall ist.“
    „Verschwinde!“
    „Noch immer so ein starker Beschützerinstinkt … Du hast dich nicht geändert, Gabriel, und vor nicht allzu langer Zeit war ich noch diejenige, die du um jeden Preis beschützen wolltest. Erinnerst du dich daran?“
    „Ja, und du hast mich verraten. Du hast alles liegen und stehen lassen und mich mit einem Neugeborenen im Arm zurückgelassen. Ich dachte, du wärst tot, Eleanor! Du hättest mich nicht noch mehr verletzen können!“
    „Ich war diejenige, die ihren persönlichen Tiefpunkt erreicht hatte, denn du bist schließlich gegangen! Du hast mich alleine gelassen, mit Prudence! Ich hatte einfach nicht die Kraft, mich ihr zu widersetzen, sie hat unser beider Leben ruiniert!“
    „…“
    „Ich liebe dich, Gabriel. Ich werde nie aufhören, dich zu lieben und dafür zu kämpfen, dass du eines Tages die Augen öffnest. Es ist unser Schicksal, zusammen zu sein, nur du und ich. Ich werde auf dich warten …“, sagt sie, bevor sie von der Bildfläche der Kamera verschwindet und, so glaube ich, die Stadtvilla verlässt.
    Auf dem Bildschirm sehe ich, wie sich Gabriel innerlich auflöst. Er nimmt sein Gesicht in seine Hände und schreit vor Wut. Und Wut ist auch das Einzige, das ich nun empfinde.

4. Bekenntnisse
    „Amandine, darf
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