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Überman

Überman

Titel: Überman
Autoren: Tommy Jaud
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Feuerzeug, dahinter erscheint Lars Ditters’ blasses Gesicht mit der Kunststoffbrille. Dann spüre ich, wie er an meinem Ärmel zupft. »Simon, wohin soll der Generator?«, fragt er mit kleinlauter Stimme.

Aufpieksen!
    Übernacht, 0  Uhr  23
    Es ist fast irrelevant, wie sehr man an etwas glaubt. Denn wenn es dann tatsächlich passiert, ist man fast genauso erschrocken wie alle anderen.
    Wie auch immer die panischen Anderen an der Erdoberfläche für einen Stromausfall gesorgt haben, mir verschafft er die nötige Atempause. Endlich gesellen sich Fakten zu meinen Worten, die auch meine Freunde nicht übersehen können. Außerdem kann ich zeigen, dass ich auf ein solches Ereignis vorbereitet war: Binnen kürzester Zeit knattert Fliks Benzin-Stromerzeuger in Spanien, ich kann die Mikrowelle anschließen und die CurryKings warmmachen. Kleiner Nachteil: Im Weinkeller riecht es jetzt nicht mehr nur nach Kuhkacke, sondern auch nach Diesel und CurryKing, und das sogar in der Schatzkammer, wo wir jetzt wieder sitzen. (Außer Manni, der seit einer Viertelstunde versucht, aus zehn Metern Entfernung eine mit Stroh ausgelegte Holzkiste mit Rotweinflaschen aus dem Napa Valley zu treffen.)
    »Fastfood in einer Diesel-Mikrowelle heiß machen, kranker geht’s nicht mehr!«, klagt Paula, statt mal einfach nur dankbar zu sein.
    Trotz des Stromausfalls werde ich weiterhin mit Drohungen und Beleidigungen bombardiert statt mit Liebe und Respekt. Und noch etwas irritiert ungemein. Das Licht ist wieder da. Und dann wieder weg. Da und weg, aus und an, wie in einer Disko. Immerhin: Ein kleiner Teil der Gruppe weiß nun auch nicht mehr so recht, was er glauben soll. Flik zum Beispiel, Frau Sarantakos und Lala sowieso: »Seht ihr nicht, dass ist nicht normal!«, ruft sie und »Eieieieiei!«, jedes Mal, wenn das Licht flackert.
    Dass der größte Teil der Gruppe noch immer Beweise braucht, ärgert mich dermaßen, dass ich anbiete, Evil La Boum Tsunami mit der Kamera nach draußen zu schicken. Nur mit seinen Bildern kann ich beweisen, dass oben in der Welt jetzt schon das pure Chaos herrscht.
    »Bist du bescheuert?«, schimpft Paula, »das ist ein Hund und keine Kamera!«
    »In dem Fall wäre es ja auch ein Kamerahund.«
    »Hier unten ist Chaos, Simon!«, ergänzt Ditters neunmalschwul, »oben ist alles normal. Zu hundert Prozent!«
    »Und die fünfzig DADA auf der Peters-Skala hab ich mir aus den Fingern gesaugt, oder was?«, bölke ich zurück.
    »Jedenfalls bleibt Evil hier!«, poltert Paula, »du hast keine Ahnung von so einem Beagle! Weißt du, was der macht, wenn er oben ist? Er läuft weg und wird entweder überfahren oder geklaut!«
    »Ja, aber dabei macht er Bilder für uns!«
    »Du bist so ein Tierhasser!«
    »Und du ein Menschenhasser!«
    »Menschenhasserin, du Chauvinist!«
    »Simon?«, unterbricht uns Ditters. »Du verlierst gerade deine Bewährung.«
    In den USA zerschellt gerade eine weitere von Mannis US -Flaschen auf dem Kachelboden. Das Licht geht an. Das Licht geht aus. An. Aus. An. Aus …
    »Also ganz ehrlich, lange halte ich das nicht mehr aus!«, stöhnt Flik.
     
    Demokratie kann so brutal sein: Acht von zehn Überlebenden sind der Meinung, dass Evil La Boum Tsunami nach dem Rechten sehen soll, wenn es denn dazu führt, dass sie hier rauskommen. Und so müssen Lala und Sarantakos die strampelnde Paula festhalten, als ich die Kamera auf den Kopf des Beagles schnalle und ihn in den REWE -Korb stelle.
    »Sieben Minuten und dreizehn Sekunden!«, ruft Manni, der gerade den kompletten Weihnachtsbaum abgeräumt hat in der Hoffnung, dass es so ein ähnliches Spiel bei
Schlag den Raab
gibt.
    »Super!«, rufe ich zurück und wende mich wieder dem Projekt Kamerahund zu. »Haste ’ne Umlenkrolle oben?«, will Flik wissen und inspiziert neugierig den Lüftungsschacht.
    »Ja«, sage ich, »aus deiner Garage.«
    »Evil wird einen Teufel tun, sich da hochziehen zu lassen!«, meckert Paula.
    »Und warum?«
    »Weil Evil der ängstlichste Hund der Welt ist!«
    »Wir werden sehen«, sage ich in vollstem Vertauen auf den Geruch meiner Würste oben, und während ich Evil mit Mannis Kamera auf dem Kopf ohne irgendein Problem nach oben ziehe, tobt Paula weiter. »Das bringt euch gar nix! Das ist MEIN Hund, darüber entscheide ICH !«
    »Wir wollen wissen, was draußen los ist, Paula. Du darfst jetzt nicht nur an dich denken.« Dann höre ich Phil von nebenan schreien. »Leute, schaut euch das an! Aus dem Arsch von der Kuh kommt’n
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