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Ueberfall auf Skytown

Ueberfall auf Skytown

Titel: Ueberfall auf Skytown
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Lampe in diese Richtung und entdeckte einen schmalen Seitengang, der früher einmal eine massive Metalltür gehabt haben mußte, jetzt aber wie eine ausgefranste Wunde in der Wand gähnte. Zwei tote Wanzen flankierten den Eingang wie groteske Wächter. Sie war auf dem richtigen Weg. Charity wechselte den Scheinwerfer von der rechten in die linke Hand, zog ihre Waffe und drang mit klopfendem Herzen in den Tunnel ein. Die Wände schlossen sich wie die Mauern eines Grabes um sie, und ihre Angst wurde schlimmer. Vor wenigen Augenblicken, draußen im Tunnel, hatte sie die Dunkelheit gefürchtet, weil diese als Versteck für den schlimmsten aller Feinde diente: das Unbekannte. In diesem knapp zwei Meter messenden Versorgungstunnel aber war sie wortwörtlich gefangen. Wurde sie angegriffen, saß sie in der Falle. Das Weinen wurde allmählich lauter, doch je tiefer Charity in den Gang vordrang, desto mehr andere Geräusche hörte sie. Die allerwenigsten davon gefielen ihr. Ein noch schwacher, aber jetzt schon unangenehmer Geruch erfüllte die Luft.  Eine Falle, dachte sie. Das ist eine gottverdammte Falle. Und ich tappe mit offenen Augen hinein.  Nach gut dreißig Schritten traf sie auf die erste Wanze. Es war ein einzelnes Tier, das sich aus unerfindlichen Gründen von der Hauptmasse getrennt hatte, dem Anblick des Leckerbissens, der da auf sie zukam, aber nicht widerstehen konnte. Charity verzichtete darauf, ihre Waffe einzusetzen, sondern wich ihm mit einer raschen Bewegung aus und zertrat die Kreatur, bewegte sich dann aber weitaus vorsichtiger weiter als zuvor. Nur zu recht, wie sich nach wenigen Schritten herausstellte. Vor ihr lag eine Kreuzung. Die linke Abzweigung und der  weiter geradeaus führende Teil des Tunnels waren leer, aber aus dem rechten wuselten ihr gleich vier oder fünf der totenweißen Raubinsekten entgegen. Charity ließ zwei der Biester an ihrem Körperschild verglühen, erschoß die übrigen mit ihrem Laser und stürmte weiter, wobei sie alle Vorsicht fallen ließ. Die grellen Entladungen der Strahlenwaffe mußten die restlichen Insekten ohnehin alarmiert haben. Sie konnte nur beten, daß sie nicht durch die Tür stürmen und sie sich der gesamten Wanzenarmee gegenübersehen würde. Ihre Gebete wurden tatsächlich erhört, wenn auch nicht ganz in dem Maße, wie Charity es sich erhofft hatte. Der Raum, in den sie gelangte, war von quadratischem Grundriß und maß vielleicht fünfzehn Meter, was ihn beinahe schon zu einer kleinen Halle machte. Es wimmelte nicht gerade von Wanzen; trotzdem mußten es gut zwei oder drei Dutzend der kleinen Scheusale sein, die sich darin aufhielten. Ein Teil von ihnen war damit beschäftigt, zwei menschliche Gestalten zu bewachen, die zusammengekauert in der entferntesten Ecke des Raumes hockten; der Rest stürzte sich wie auf ein gemeinsames Kommando auf Charity. Sie gab rasch hintereinander drei, vier Schüsse aus ihrer Laserwaffe ab, dann stürzte sie los und überließ es ihrem Körperschild, mit den Angreifern fertig zu werden, die wie eine Flut hüpfender weißer Gummibälle aus allen Richtungen auf sie einstürmten. Es war keine gute Idee. Das Energiefeld verbrannte jede Wanze, die es berührte, aber es konnte Charity nicht vor der Wucht des Aufpralls schützen. Sie taumelte wie unter einem Bombardement eisenharter Fußbälle, und obwohl die Bestien schon bei der flüchtigsten Berührung starben, bekam Charity zwei, drei üble Schnittwunden ab, noch bevor sie sich dem Mädchen und ihren unbekannten Begleitern auch nur näherte. Der Schildgenerator  in ihrem Gürtel brummte protestierend. Trotzdem stolperte sie weiter, gab ungezielte Schüsse nach rechts und links ab und erreichte Melissa schließlich. Mit ein paar wütenden Fußtritten schleuderte sie die Wanzen davon, die Melissa und den Mann bewachten. Das Mädchen schrie auf, sprang in die Höhe und wollte sich auf Charity werfen – ein Kind, das in Panik war und den Schutz eines Erwachsenen suchte. Charity prallte im allerletzten Moment zurück und machte eine verzweifelte Abwehrbewegung. »Nicht!« schrie sie. »Faß mich nicht an!« Sie bezweifelte, daß das Mädchen verstand, was sie sagte, ganz zu schweigen davon, warum sie es sagte, aber allein ihr Schrei und die hektische Bewegung erfüllten ihren Zweck. Melissa prallte mitten in der Bewegung zurück, und im nächsten Augenblick griff ihr unbekannter Begleiter nach ihr und riß sie mit einem Ruck zu sich heran. Auf den Gesichtern der
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