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Ueberfall auf Skytown

Ueberfall auf Skytown

Titel: Ueberfall auf Skytown
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mißmutig die rauchende und glühende Schneise der Vernichtung, die den Kurs des Jet markierte. Der Tornado, den Charity mit ihrem Höllenflug entfesselt hatte, verschwand so schnell, wie er entstanden war, doch die in  verschiedenen Rottönen glühenden Trümmer, die ihren Kurs zu beiden Seiten flankierten, würde noch eine geraume Weile zu sehen sein. Charity brauchte nicht auf ihre Instrumente zu schauen – sie wußte auch so, daß die Einschläge in mathematisch präzisen Abständen erfolgt waren. Die Waffen des Jet hatten sechzig Jahre alte Ruinen ein zweites Mal und zugleich stärker zerstört. Das Problem war nur, daß es Ruinen waren. Sollte der Tag, den sie befürchteten, tatsächlich einmal kommen, würden sie nicht von verrotteten Betonmauern und rostigen Stahlträgern angegriffen werden… Das Kontrollpult vor Charity hatte sich mittlerweile wieder beruhigt. Der ohrenbetäubende, mißtönende Chor aus Alarmsirenen war verstummt, und sie sah nur noch ein einziges, flackerndes Licht. Charity betrachtete das Pult einige Sekunden lang unschlüssig, dann beugte sie sich vor und drückte auf eine darunter angebrachte, übergroße Taste. Nur einen Augenblick später leuchtete ein handgroßer sechseckiger Bildschirm in dem Kontrollpult vor ihr auf. Charity war kein bißchen überrascht, als sie Skudders Gesicht in der dreidimensionalen Darstellung erkannte. Der verärgerte Ausdruck darauf überraschte sie noch weniger. »Was, zum Teufel, treibst du eigentlich da draußen?« polterte Skudder übergangslos und ohne sich mit einer irgendwie gearteten Begrüßung aufzuhalten. Genau das, was sie jetzt brauchte. »Halle, Schatz«, antwortete Charity. »Ich freue mich auch, dich zu sehen.« Skudder setzte zu einer wütenden Entgegnung an, beherrschte sich im letzten Moment und beließ es bei einem Kopfschütteln und einem Seufzen, das mehr sagte als alle Worte. »Was soll das?« fragte er.  »Was soll was?« gab Charity zurück, vielleicht nicht mehr ganz so freundlich wie zuvor, aber immer noch lächelnd. »Ich teste Hartmanns neuestes Spielzeug. Das ist mein Job, weißt du? Ich bin Testpilotin.« »Du warst Testpilotin«, verbesserte Skudder sie, nur noch mühsam beherrscht und ohne auf das Friedensangebot einzugehen, das Charity ihm mit ihren scherzhaften Bemerkungen unterbreitet hatte. »Vor ungefähr sechzig Jahren. Du sitzt in einem Prototyp, der noch nie unter Ernstfallbedingungen getestet wurde, und wir haben hier etwa zweihundert Männer, die diese Maschine besser kennen als du und die schnellere Reaktionen haben und nicht einmal halb so alt sind, und so ganz nebenbei möchte ich hinzufügen –« »Vielen Dank für das Kompliment«, sagte Charity, doch Skudder ignorierte ihre Worte einfach und fuhr fort: »– und so ganz nebenbei, Captain Charity Laird, bin ich Ihr persönlicher Sicherheitsbeauftragter und werde fürstlich dafür bezahlt, über Ihre körperliche Unversehrtheit zu wachen.« Charity zog eine Grimasse. »Bist du bald fertig?« »Mit den Nerven, ja«, antwortete Skudder. Er war nun sichtlich mit seiner Beherrschung am Ende. »Charity, bitte! Du bist kein Teenager mehr, der ab und zu mal über die Stränge schlägt, sondern –« »Das ist jetzt das zweite Mal, daß du auf mein Alter anspielst«, fiel Charity ihm ins Wort. »Sollte ich anfangen, mir gewisse Sorgen hinsichtlich unserer privaten Beziehung zu machen?« Skudder preßte die Lippen aufeinander und schwieg geschlagene drei Sekunden. Sein Gesicht wirkte wie Stein, aber Charity kannte ihn weiß Gott lange und gut genug, um zu wissen, wie es hinter dieser Maske wirklich aussah. Sie gemahnte sich in Gedanken zur Mäßigung. Skudder stand kurz davor, zu explodieren, und das vollkommen zu recht. »Das hier  ist ein offener Kanal«, fuhr sie nach einigen weiteren Sekunden fort. »Vielleicht sollten wir unsere privaten Meinungsverschiedenheiten an einem Ort austragen, an dem uns nicht die halbe Galaxis zuhören kann.« »Ganz wie du willst.« Skudder nickte abgehackt. »Hartmann erwartet uns in einer halben Stunde in seinem Büro. Und ich«, fugte er mit leicht erhobener Stimme und eine halbe Nuance lauter hinzu, »erwarte dich in zehn Minuten im Hangar.« Skudder unterbrach die Verbindung, ehe Charity Gelegenheit zu einer Erwiderung fand, aber der Bildschirm wurde nicht schwarz, sondern zeigte ein verschlungenes Symbol in rot und blau. Charity zog eine Grimasse. Skudder hatte nicht einfach abgeschaltet, sondern eine
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