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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein
Autoren: Charlotte MacLeod
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Gesetzes
stellte den Motor seines Wagens wieder ab und stieß ein sehr volksverbundenes
Wort aus. »Was ist denn ein — oh, ich weiß schon. Ich glaube, kürzlich hat mir
schon mal jemand genau die gleiche Frage gestellt. War da nicht vor einiger
Zeit mal ‘n Artikel über Runensteine im Yankee Magazine ? Warum fragen
Sie nicht Janet drüben in der Bibliothek?«
    »Sie erinnern sich nicht zufällig, wer
die Person war, die Sie danach gefragt hat?«
    »Weiß ich wirklich nicht mehr.« Das
Polizeifunkgerät begann zu zischen. Dem Polizeichef gelang es, seinen Wagen
erneut zu starten, und er fuhr in einer blauen Staubwolke davon. Der Stadtrat
würde gut daran tun, ihm auch ein paar neue Kolbenringe zu bewilligen.
    »Ich muß versuchen, Goulson zu
erreichen«, bemerkte Shandy. »Kommen Sie auch mit zum Haus, Swope, oder müssen
Sie eilends zurück und die Titelseite neu drucken lassen?«
    Da der All-woechentliche Gemeinde-
und Sprengel-Anzeyger erst in zwei Tagen gedruckt wurde, war Cronkite nicht
in Eile und äußerst versucht, sich im Glanz der Professoren Arnes und Shandy zu
sonnen. Doch dann bemerkte er, daß er immer noch Miss Horsefalls Heckenschere
in der Hand hielt, und hatte plötzlich eine brillante Idee. Ein guter Reporter
hatte immer auch ein guter Ermittler zu sein. Jedenfalls stand es so in der
dritten Lektion des Großen Fernkurses für Journalisten.
    »Wir sehen uns später, Professor«,
erwiderte er. »Ich muß mir zuerst noch etwas ansehen.«
    »Dann Waidmannsheil.«
    Shandy schlenderte davon, dachte an den
plötzlichen Anfall von Desinteresse auf seiten des Polizeichefs und fragte
sich, welcher seiner Verwandten wohl darauf aus war, sich den Horsefallschen
Besitz anzueignen. Tim und Henny saßen am Küchentisch und tranken Kaffee aus
abgenutzten weißen Steinguttassen, die inzwischen dank der vielen Lippen längst
verblichener Knechte, zu denen jetzt leider auch der arme Teufel Spurge Lumpkin
zählte, an den Rändern ihren Glanz verloren hatten. Miss Horsefall stand an dem
schwarzen Eisenherd und tauchte kleine Stückchen Brotteig in heißes Fett, bis
sie sich in goldene Köstlichkeiten verwandelten, die von den Männern mit
hausgemachter Butter und selbstgemachter Erdbeermarmelade verzehrt wurden.
Shandy ließ sich nicht lange bitten, setzte sich dazu und machte sich ebenfalls
darüber her.
    Der heiße Kaffee schmeckte
hervorragend, und die fritierten Doughboys waren großartig. Von wegen
Seniorenheim, zum Kuckuck nochmal. Miss Horsefall konnte sicher noch gut ein
Vierteljahrhundert so weitermachen, man brauchte sie nur anzusehen. Henny war
zwar immer noch etwas grünlich im Gesicht, aber das würde sich sicher bald
wieder geben. Jeder Farmer wäre schockiert gewesen, wenn er seinen Knecht
verloren hätte, und vor allem, wenn es auf so unerwartete und schreckliche Weise
wie bei Spurge Lumpkin geschehen wäre. Shandy beschloß, besser keinen weiteren
Doughboy mehr anzurühren.
    »Sagen Sie mir doch bitte, Mr.
Horsefall«, begann er, »wer in der letzten Zeit versucht hat, Ihnen Ihr Land
abzukaufen.«
    Henny ließ das Messer in die Butterdose
fallen. »Wo wissen Sie das denn her?«
    »Siehst du, Henny«, sagte Tim mit
vollem Mund. »Ich hab’ dir ja gesagt, daß Pete Klarheit in die Sache bringen
würde.«
    »Im Moment ist es lediglich eine
vorsichtige Vermutung«, wehrte Shandy ab. »Die logischste Erklärung, die mir
einfällt, wenn ich an diese sogenannten üblen Scherze denke, die der
Polizeichef so einfach vom Tisch zu fegen versucht, ist die, daß jemand Sie so
sehr in Angst und Schrecken versetzen will, daß Sie das Land verkaufen. Sind
Sie in dieser Sache von jemandem angesprochen worden, seit dieser Vandalismus
angefangen hat?«
    »Da können Sie Gift drauf nehmen«,
sagte Horsefall grimmig. »Die verfluchte Loretta Fescue zum Beispiel, die hat
mir ‘n letzten Nerv getötet. Ich möcht’ wetten, sie hat mindestens sechs
verschiedene Kunden hergeschleppt, denen das Geld nur so aus’n Taschen quoll,
hat sie wenigstens gesagt. Hat mir un’ Tante Hilda die Ohren vollgesäuselt, wie
schön wir auf unsre alten Tage in Kalifornien leben können, wo’s da doch all die
Vulkane un’ Erdrutsche gibt un’ wo da die angemalten Miezen rumtanzen, nur
mit’m kleinen Fetzchen Stoff übern Titten un’ ‘nem weitren über-«
    »Henny«, fuhr ihn seine Tante noch
gerade rechtzeitig an, da sich in seinem gesunden Auge bereits ein verräterischer
Glanz zu zeigen begann. »So ‘n dreckiges Zeug will ich
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