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Ueber den Tod hinaus

Ueber den Tod hinaus

Titel: Ueber den Tod hinaus
Autoren: Vampira VA
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Augen sehen, mußte ihn sehen, den Toten - und vielleicht würde er ihn wiedererkennen. Immerhin hatte er sich tags zuvor jedes einzelne Bild der vermißten Leichen eingeprägt .
    Seven blieb unvermittelt stehen, und Darren stoppte zwangsläufig mit ihr, weil seine Finger die ihren fest umschlossen hielten.
    »Dort drüben«, sagte sie leise und streckte den Arm aus, »das ist sein Grab.« Darren erkannte, welches sie meinte. Es war unscheinbarer, schmuckloser als die meisten anderen ringsum.
    »Du kannst hier auf mich warten, wenn -«, schlug er vor.
    Doch Seven schüttelte den Kopf. »Nein, schon gut. Ich komme mit.«
    Langsamer als zuvor gingen sie weiter und langten schließlich vor dem Grab an.
    Ryder Maguire stand auf dem Stein, und ein eigenartiger Spruch: Du wirst niemandem fehlen.
    »Und?« fragte Darren. Er klang fast enttäuscht. »Wo ist er?« Denn von einer Leiche war nichts zu sehen.
    »Dahinter«, sagte Seven.
    Darren trat um das Grab herum - und erstarrte, als ein Blick aus weitgeöffneten, glanzlosen Augen ihn traf!
    Der Tote kauerte hinter dem senkrecht stehenden Stein, in nahezu fötaler Haltung, den Kopf etwas zurückgelegt, so daß es aussah, als schaue er zu Darren auf. Nebel und Nieselregen hatten ein glitzerndes Netz aus feinen Tröpfchen über das wächserne Gesicht gewoben; fast erweckte der Tote den Anschein, als sei er weinend gestorben.
    Das Gesicht allerdings war Darren unbekannt. Es hatte sich nicht unter den Bildern der verschwundenen Leichen befunden, dessen war er sich sicher.
    Darrens Gedankenapparat lief an wie ein Computer, der vollkom-men selbständig Informationen verknüpfte und Folgerungen daraus zog.
    Daß er den Toten nicht wiedererkannte, hieß zuerst einmal, daß er in den Polizeiakten nicht als vermißt geführt wurde. Wenn es sich aber bei dem Ryder Maguire, der hier vor Monaten beerdigt worden war, und dem Toten hinter dem Grabstein um ein- und dieselbe Person handelte, dann hieß das, daß Maguire unter anderen Umständen aus seinem Grab gekommen war - daß die Spuren seiner »Auferstehung« beseitigt worden waren!
    Stellte sich die Frage: von wem? Hatte er es selbst getan oder jemand anderes?
    Die Antwort darauf, das ahnte Darren, würde Licht in das Dunkel dieser höchst abstrusen Fälle bringen.
    Nur, diese Antwort ließ sich nicht finden. Darren sah noch nicht einmal einen Ansatz, dem er nachgehen konnte .
    Blieb immer noch die Möglichkeit, daß der Ryder Maguire, der sich Seven unter diesem Namen vorgestellt hatte, nicht mit dem hier Begrabenen identisch war. Das hielt Darren nach allem, was er bisher wußte, für sehr unwahrscheinlich, aber dieses Problem war immerhin eines, das sich lösen ließ: Eine Exhumierung würde Gewißheit bringen.
    Und die würde Darren veranlassen - nicht jetzt und sofort allerdings. Erst nachdem dieser Tote in seinem Obduktionssaal gelandet war - und das würde er. Im Police Department war eine Order ausgegeben worden, daß diese Fälle samt und sonders ihm »aufgetischt« wurden.
    Trotzdem wollte Secada vermeiden, daß er in direkten Zusammenhang mit diesem neuerlichen Leichenfund gebracht wurde. Das würde nur Fragen nach sich ziehen, die er nicht beantworten konnte - oder wollte .
    Deshalb verließ er den Friedhof mit Seven, ohne sich weiter mit dem Toten zu befassen. Ihre Frage, was er jetzt zu tun beabsichtige, ließ er zunächst unbeantwortet.
    Erst jenseits der Friedhofsmauer und zwei Blocks von der St. Ma-ry's Cathedral entfernt zückte Darren sein Handy und rief die Einsatzzentrale der Polizei an. Anonym und knapp meldete er den Fund einer Leiche auf dem Friedhof, was ihm noch einen launigen Kommentar seitens des Telefondienstlers einbrachte.
    Darren konnte darüber nicht einmal grinsen und unterbrach die Verbindung, ehe sie zurückzuverfolgen war.
    »Ich verstehe nicht, warum du -«, setzte Seven van Kees verwirrt an.
    »Und ich verstehe nichts von dem, was hier vorgeht«, sagte Darren. Er ließ das Telefon in der Tasche verschwinden. »Aber genau das möchte ich niemandem erklären müssen - verstehst du?«
    »Äh ... nein.«
    »Siehste.« Er lächelte freudlos.
    »Aber«, begann die Reporterin, »was soll jetzt geschehen? - Ich meine, wir müssen doch irgendwas tun, oder?«
    »Du«, sagte Darren betont und zeigte auf Seven, »wirst jetzt ins Bett gesteckt und schlafen.«
    »Und was machst du?«
    »Ich singe dir ein Gutenachtlied«, erklärte Darren und winkte dem nächsten Taxi.
    *
    Der Morgen graute, als sie bei Seven
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