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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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störte nicht: Sie sollten doch froh sein, dass ihr System nicht funktioniere. So würden sie geistige Werte entwickeln können, anstatt nur sinnlos zu verbrauchen.
    Der nächste Tag, der letzte kommunistische Erste Mai, Tag der Arbeiterklasse, war geschichtsträchtig. Die Polizei stand in verschüchterten Grüppchen herum, und die Straßen waren für die jubelnden Menschenmengen abgesperrt, die nicht mehr erschienen. Auf dem Umweg zu dem Saal, in dem ich lehren sollte, traf ein vor mir gehender Fahnenträger mein Kinn. Als ich schon dabei war, ihn am Kragen zu packen, sah ich überrascht das Ergebnis der jüngsten buddhistisch-kommunistischen Auseinandersetzung. Dieses Mal gewannen wir. Unter den staunenden Blicken unserer Gruppe brachen Sichel, Flagge und Ornamente von der Stange und fielen krachend zu Boden.
    Ulianowsk war frisches Neuland. Auch hier fingen viele mit der Meditation an. Unsere Petersburger hatten den Besuch bestens vorbereitet. Nach einer Disconacht im Jugendclub nahmen wir den Zug westwärts nach Moskau.
    Die große Hauptstadt besaß nur noch wenig Ursprüngliches. Viele kamen inzwischen aus den verschiedensten Kulturen, was weltweit nicht das Beste aus den Menschen hervorbringt. Tatjana und ich trafen unsere Gruppe vor dem Kreml und hörten, dass die Polizei sie um Mitternacht aus einem gemischt-geistigen Zentrum geräumt hatte. Mit slawischer Gastfreundschaft hatten andere sie dann von der Straße zu sich nach Hause eingeladen. Überall auf der Fahrt war Ähnliches geschehen, und alle waren sich einig, niemals zuvor eine so offene Bevölkerung kennen gelernt zu haben wie in diesem Riesenland.

    Nach der letzten Belehrung nehmen sowohl Tatjanas Mutter als auch Großmutter Zuflucht. Uns wird langsam klar, was während der letzten Wochen geschehen ist. Tausende Ukrainer und Russen wurden berührt und begeistert. Ich habe sechs neue Zentren gegründet und über tausend Menschen Zuflucht gegeben.

    Lopön Tsechu und Hannah kamen an - links Gabi, die heute in Russland die Hauptarbeit leistet

    Am nächsten Tag kamen Lopön Tsechu Rinpoche und die prachtvolle Hannah aus Nepal an. Überall summten die Gruppen “Om Ami Dewa Hri”-Mantras, die Vorbereitung für den Kurs über das Bewusste Sterben, der wenige Tage später in der Nähe von Petersburg beginnen sollte. Während Lopön Tsechu Rinpoche und ich am letzten Abend in dieser schönen Stadt Belehrungen gaben, kamen Freunde von überall. Am nächsten Morgen stiegen dreihundert Leute in die Busse und fuhren in ein kommunistisches Pionierlager nördlich der Stadt. Es lag in den Kiefern- und Birkenwäldern, die ich so sehr mag, unweit eines Sees. Hier, im starken Segensfeld der Linie, entstanden viele gute Verbindungen, alle hatten die Zeichen in nur drei Tagen, und am Ende segnete Lopön Tsechu Rinpoche Russland mit den allerersten Kagyü-Übertragungen.

    Teilnehmer des Bewusste Sterben-Kurses

    Obwohl ich neben Lopön Tsechu Rinpoche auf der Bühne saß und eigentlich dachte, dass ein Lehrer in der Öffentlichkeit keine persönlichen Gefühle zeigen sollte, hatte ich bei seinen abschließenden Worten keine andere Wahl. Heiße Wellen stiegen in meinem Körper auf, und mit Tränen der Dankbarkeit, die ich zu verstecken versuchte, hörte ich Worte, die so viel erklärten:
    “Ich sage oft, dass Ole und Hannah Aktivitäten und sogar Ausstrahlungen Karmapas sind. Ich werde euch sagen, warum. Ich sage das nicht, weil ich sie so gerne mag, sondern weil ich es von Karmapa selbst habe. Ich war dabei, als sie Seine Heiligkeit zum ersten Mal sahen. Nach einer Kronzeremonie in Kathmandu kamen sie für einen längeren Segen in Karmapas Zimmer ins Kloster von Swayambhu. Nachdem sie gegangen waren, fragte er mich, wer sie seien. Ohne nachzudenken sagte ich: ‚Es sind meine Schüler.‘ ‚Jetzt sind es meine!‘, sagte Karmapa. ‚Sie werden in Zukunft meine Aktivität ausdrücken.‘”

    Tsechu Rinpoche gibt die allerersten Kagyü-Übertragungen in Russland

    Für einmal habe ich nichts zu sagen

Ausblick
    Nachdem sich seit 1972 bis früh in den neunziger Jahren die örtlichen Diamantweg-Gruppen gefestigt und viele meiner Schüler erfreuliche Entwicklungen durchlaufen hatten, brachten die Wünsche des 16. Karmapa einen weiteren Schub an Wachstum überall. Auf der Grundlage von Freundschaft, Idealismus, freiheitlich-humanistischem Denken und einsgerichteter Tatkraft wuchs nicht nur die Größe der Zentren, sondern auch unsere Gegenwart in vielen bisher vom
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