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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Autoren: Helmut Werner
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mussten auch die Frauen in der Lage sein, ihre Männer beim Kampf zu unterstützen oder, wenn sich die Männer im Krieg befanden, ihre Niederlassungen gegen feindliche Angriffe zu verteidigen. Bei einer solchen Lebensweise unterschied sich die Kleidung der Frauen kaum von der der Männer. Wie zahlreiche Darstellungen in der Kunst zeigen, trugen die Skythinnen Hosen wie ihre Männer. Gelegentlich wurden skythische Frauen auch mit langen Gewändern abgebildet. Beim Reiten, was sie ebenso wie die Männer beherrschen mussten, trugen sie eine kurze Oberbekleidung und einen über die Schulter geworfenen Kaftan.
    Ihre Teilnahme am Krieg beweisen die zahlreichen Gräber weiblicher Krieger. Das älteste Grab einer solchen skythischen Amazone, das im heutigen Georgien gefunden wurde, stammt aus dem 2. Jahrtausend vor Christus. Es barg eine Frau, die in sitzender Haltung beerdigt wurde und auf dem Knie ein Schwert hatte. Sie wies auf der linken Seite des Schädels eine Verletzung auf, die ihr offenbar durch eine Speerspitze zugefügt worden war. Das Alter dieser Kriegerin wird auf zwanzig bis dreißig Jahre geschätzt.
    In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden am unteren Lauf des Dnjepr bei der Untersuchung von 53 skythischen Kriegergräbern sechs Gräber mit weiblichen Skeletten entdeckt. Die Untersuchung ergab, dass diese Frauen Kindergeboren haben mussten und wahrscheinlich als Ehefrauen mit Männern zusammengelebt hatten. Zwei Finger der jeweils rechten Hand zeigten starke Verschleißerscheinungen, die möglicherweise durch das Spannen von Bogensehnen hervorgerufen worden sind. Zur Ausrüstung einer skythischen Kriegerin gehörten offenbar Pfeil und Bogen, wie auch andere Grabfunde beweisen. Man fand in den Gräbern eiserne Lanzenspitzen und Überreste von ledernen Köchern mit 47 Pfeilen. Ihren Körper schützten die Frauen mit einem „Kampfgürtel“, der mit eisernen Lamellen besetzt war, und mit einem Panzerhemd. Da keine Waffen gefunden wurden, die ausschließlich zur Verteidigung dienen, kann es als sicher gelten, dass diese Frauen an der Seite ihrer Männer an den Kriegszügen teilnahmen. Neben dem blutigen Kriegshandwerk mussten sich diese Frauen auch um den Nachwuchs kümmern. In einigen Gräbern fand man Kriegerinnen mit Säuglingen beerdigt, die offenbar bei der Geburt gestorben waren.
    25 Prozent aller Waffengräber, die im Schwarzmeergebiet gefunden wurden, müssen weiblichen Toten zugeordnet werden. Eine Aufschlüsselung nach dem Alter ergibt, dass das kriegerische Leben für die Frauen schon mit 16 Jahren begann und dass ein großer Teil der Kriegerinnen etwa um das dreißigste Lebensjahr gestorben war.
    Es wurde auch die Vermutung geäußert, dass es sich bei den Amazonen vielleicht um Männer handelte, die durch hormonelle Veränderungen ein weibliches Aussehen hatten. Die Analyse der Skelette der skythischen Kriegerinnen ergibt, dass sie eine schlanke und starke Figur wie moderne Athletinnen gehabt haben müssen. Handelte es sich vielleicht um Mischwesen, denen ein eindeutiges Geschlecht nicht zugeordnet werden konnte? Wurde vielleicht durch Kastration oder Drogender Knochenbau der Männer so verändert, dass der Eindruck entstehen konnte, es handele sich um Frauen?
    Einen Hinweis für diese Vermutung findet sich bei Herodot, der eine Männerkaste bei den Skythen erwähnt. Diese als „Anarieis“ bezeichneten Männer waren Zwitterwesen und sollen von der Göttin Aphrodite die Gabe der Weissagung bekommen haben. Dieser Bericht wird von dem Arzt Hippo- krates bestätigt:
    „Die meisten Männer im Skythenland werden Eunuchen. Sie gehen weiblichen Berufen nach und werden „Anarieis“ genannt. Wenn sie ein Verhältnis mit Frauen haben und es sich dann herausstellt, dass sie impotent sind, so wiederholen sie diesen Versuch. Wenn sie wiederum erfolglos sind, glauben sie, gesündigt zu haben und ziehen Frauenkleider an, wodurch sie ihre Entmannung eingestehen. In der Folgezeit leben sie dann wie Frauen. Sie gleichen sehr den Eunuchen.“
    Eine mögliche Erklärung für diese Kastrationen fand man darin, dass bei einem Reiter, der die meiste Zeit seines Lebens auf dem Pferd verbringt, die Hoden durch die ständige Reibung und Wärme Schaden erleiden. Es konnte deshalb für einen Fremden der Eindruck entstehen, die skythischen Krieger seien Eunuchen. Auch bei anderen Völkern Zentralasiens finden sich solche Zwitterwesen, die wahrscheinlich durch das ständige Reiten zeugungsunfähig geworden waren
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