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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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da ausdachte. Reines
Wunschdenken.
    Aber mal angenommen, es war so! Mal angenommen, er hat
wirklich einen Wendokarn gefunden! Vielleicht auf seiner letzten Schatzsuche! Denn
er wäre rübergegangen, wenn er nicht sozusagen final daran gehindert worden
wäre. Es war ein Ort, an den er unbedingt hinwollte und den er dann auch
wirklich gesehen hat, so viel weiß ich. Und auch, dass es dann nicht so war,
wie er es erwartet hatte …
    Der Stift kratzte einen Riss ins Papier. Verdammt.
Dümmlich starrte er auf die grobe Skizze der Maske des Kerls von der
Rittergarde hinunter, der auch heute wieder mitgespielt hatte. In seinen
Träumen übernahm der anscheinend die Rolle des Stoppschilds.
    Und ein Stoppschild brauchte er jetzt auch.
    Eigentlich müsste ich durchdrehen, weil ich dieses
Forlorner-Dings immer noch nicht losgeworden bin. Müsste geschockt und
frustriert sein, weil ich immer noch Reste von diesem Kerl mit mir rumschleppe,
die mich in Halluzinationen treiben –
    Man musste es wie eine Krankheit sehen. Auf irgendeine
Weise hatte der Forlorner ihn mit seinen Erinnerungen infiziert. Hatte etwas
wie eine Entzündung in ihm hervorgerufen – Eiterpickel im Verstand, das war,
knapp zusammengefasst, die Forlorner-Krankheit.
    Aber , dachte
James, in meinem Fall liegt eine Chance darin, denn dieser spezielle Forlorner
war in einer ähnlichen Situation wie ich selbst! Und vielleicht kannte er die
Lösung meiner Probleme! Also, warum drehe ich den Spieß nicht einfach um – und
versuche, seine Erinnerungen für mich auszubeuten!

2. Der Askertormen
     
    1.
    In den folgenden Nächten wartete er auf weitere
Visionen oder Träume, mehr über das blaugrüne Funkellicht, eine Fortsetzung oder
Erklärung, und war beinahe enttäuscht, als nichts weiter kam. Aber auch ohne
Übersinnliches (oder Psychotisches) waren die Reisetage voll genug. Noch zwei Tage
in der Heide – Schatzsuchen, die nicht mehr erbrachten als einen Knochen und
etwas, das vielleicht ein stark verrostetes Stück von einem Scharnier war; ein
kurzer, unerfreulicher Aufenthalt in Junipers Geburtsort, der beinahe in einer
Schlägerei mit der Dorfjugend endete; Vorstellung, Hakemi-Dienste und
Kräuterkäufe im nächsten Heidedörfchen, das wie alle hier Geschäfte mit Ginsteröl
und Wacholderschnaps machte; zwei weitere zikadenschrille Nächte, in denen er
stundenlang mit den beiden Messern trainierte, die Firn ihm nun als
Dauerleihgabe überlassen hatte – und dann, nach all der Zeit, in der sie
meistens allein auf weiter Flur gewesen waren, kamen sie endlich in Gassapondra
an.
    Man konnte die Stadt schon lange riechen, bevor sie
ihre Straßen tatsächlich betraten. Ihre weißen Häuser überzogen einen langen
Hügel, dessen scheinbar endlose Steigung den Galiziak-Fahrern das Letzte
abverlangte, und auf der anderen Seite ging es ebenso anstrengend bergab. Das
Gleißen des Meeres blendete sie, als sie über die gepflasterten Straßen
hinunterfuhren, es weckte zumindest bei James trügerische Vorfreude auf Erfrischung
und faule, träge Stunden am Strand – aber natürlich wurde da nichts draus. Die
Stadt war voller Menschen, Städter wie in Rhondaport. Und rings um das riesige,
bis zum Hafen und Strand reichende Marktgelände war jeder freie Fleck von Wagen
mit Beschlag belegt. Bauernkarren, Händlerwagen, zwei bunte
Peregrini-Wagentrupps, und überall an den Rändern drängten sich die armseligen
Lager von Leuten ohne Dach über dem Kopf, die dort auf der nackten Erde
kampierten: Flüchtlinge aus dem Süden, wie sie bald genug erfuhren.
    Ihr Weg führte an der Werkstatt des Wagenbauers
Racklehurst vorbei, da wurden sie Stanwell los. Während der dort seine
Angelegenheiten regelte, zogen sie weiter zum Rathaus, wo der Chef seine
Erlaubnisbriefe vorlegte und sich einen Lagerplatz für den Stern von Montagu zuweisen ließ. Es wurde schon dämmrig, als sie diesen Platz schließlich am
äußersten Rand einer räudigen Hafenwiese fanden. Eine verwilderte Dornenhecke
direkt hinter ihren Wagen bildete die Grenze zum Fischerhafen. Mehrstöckige
kastenartige Speicherhäuser erhoben sich jenseits eines Walls aus
Fischerbooten. Auf der Wiese lagerten außer ihnen noch vierunddreißig andere
Wagen, irgendwer hatte gezählt. Während sie die Gilwissel ausspannten, den
Lagerplatz vom Dreck befreiten und sich einrichteten, hielt der alte Wills einen
ingrimmigen Vortrag über die wahren Gefahren dieses Platzes, die nach seiner
Ansicht nicht nur in den geflüchteten Habenichtsen
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